Nach dem Attentat in Nizza mit 84 Toten herrscht über das Motiv des Täters weiter Unklarheit. Der vorbestrafte Tunesier litt nach Angaben seines Vaters unter Depressionen.
Mit Religion habe sein Sohn nichts zu tun gehabt, sagte der Vater des 31-Jährigen der Nachrichtenagentur AFP in der Stadt Msaken im Osten Tunesiens. «Er hat nicht gebetet, er hat nicht gefastet, er hat Alkohol und sogar Drogen genommen», sagte Mohamed Mondher Lahouaiej-Bouhlel.
Sein Sohn habe von 2002 bis 2004 «Probleme» gehabt, die zu einem «Nervenzusammenbruch» geführt hätten. Er sei dann «wütend» geworden, habe geschrien und Sachen kaputt gemacht, berichtete der Vater. Ein Arzt habe ihm Medikamente gegen Depressionen verschrieben. Seine Familie sei «entsetzt» über die Geschehnisse in Nizza, fügte er hinzu.
Dreitägige Staatstrauer
Bei seiner Amokfahrt mit einem Lastwagen tötete der 31-Jährige in der Nacht auf Freitag mindestens 84 Menschen. Mehr als 200 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt, gut 50 von ihnen lebensgefährlich. Unter den Toten waren mindestens zehn Kinder und Jugendliche. Zwei Todesopfer stammen aus der Schweiz - eine 54-jährige Tessinerin und ein Kind.
In Frankreich begann am Samstag eine dreitägige Staatstrauer. Ebenfalls für Samstagmorgen wurde ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats unter dem Vorsitz von Präsident François Hollande angesetzt.
Am Montagmittag soll mit einer landesweiten Schweigeminute der Opfer des Anschlags gedacht werden. Weltweit reagierten hatten Politiker entsetzt auf die Tat reagiert und ihre Solidarität mit den Franzosen ausgedrückt.
Unbeschriebenes Blatt
Für die Geheimdienste war Lahouaiej-Bouhlel ein unbeschriebenes Blatt. Ein Bekennerschreiben gebe es bisher nicht, sagte am Freitag der Pariser Staatsanwalt François Molins. Allerdings entspreche das Vorgehen des Täters den Mordaufrufen islamistischer Terrorgruppen.
Im März war Lahouaiej-Bouhlel nach Darstellung Molins' zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, unter anderem wegen Bedrohung, Diebstahls und Sachbeschädigung. Als Gefährder sei der Täter bislang aber nicht in Erscheinung getreten, sagte Molins. Hinweise auf eine islamistische Gesinnung gab es offenbar nicht.
Aufschlüsse über sein Motiv erhoffen sich die Ermittler von zahlreichen Dokumenten, die in seiner Wohnung sichergestellt wurden. Auch die Ex-Frau des Mannes wurde verhört. Nachbarn beschrieben den Täter als Einzelgänger. (sda/dpa/afp)