Tote und Verletzte durch Schüsse auf Strassburger Weihnachtsmarkt
Ein Mann hat am Dienstagabend auf dem Strassburger Weihnachtsmarkt das Feuer eröffnet und zwei Menschen getötet. Elf weitere wurden verletzt. Soldaten schossen den Täter auf der Flucht an. Die Behörden gehen von einem terroristischen Hintergrund aus.
Eine Patrouille Soldaten habe den Angreifer getroffen, ihn aber nicht an der Flucht hindern können, teilte die Polizei mit. Bei der Verfolgung des Mannes sei es zu einem Feuergefecht bekommen. Er habe sich «verschanzt» und sei angeschossen worden.
Die Fahndung konzentrierte sich am späten Abend auf den Strassburger Stadtteil Neudorf. Die Bewohner wurden angewiesen, ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen. Nach Angaben der deutschen Bundespolizei wurde die grenzüberschreitende Tramverbindung von Kehl nach Strassburg eingestellt. Grund sei die Fahndung nach dem Täter.
Die Polizei kannte nach eigenen Angaben die Identität des Mannes. Für ihn war eine Gefährderakte - eine so genannte «Fiche S» - angelegt. Darin verzeichnen die Sicherheitsbehörden potenzielle Verdächtige wie etwa gewaltbereite Islamisten, von denen eine Gefahr für den Staat ausgehen könnte. Nach Angaben des Innenministeriums war der Mann auch wegen gewöhnlicher krimineller Delikte aktenkundig.
EU-Parlament abgeriegelt
Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft leitete noch am Abend eine Untersuchung wegen des Verdachts auf «Mord und Mordversuch im Zusammenhang mit einer terroristischen Unternehmung» ein. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron schickte Innenminister Christophe Castaner in die elsässische Metropole.
Nach den Schüssen auf dem Weihnachtsmarkt riegelte die Polizei auch das Gebäude des Europäischen Parlaments in Strassburg ab. Dort finden in dieser Woche Plenarsitzungen des Parlaments statt, hunderte Abgeordnete und ihre Mitarbeiter halten sich deshalb in der Stadt auf. Wegen der polizeilichen Absperrung konnten Parlamentarier, Mitarbeiter und Journalisten das Gebäude am Abend zunächst nicht verlassen.
«Meine Gedanken sind bei den Opfern der Schiesserei in Strassburg, die ich mit grosser Entschiedenheit verurteile», schrieb EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker im Kurznachrichtendienst Twitter. Strassburg sei eine symbolische Stadt für den Frieden und die europäische Demokratie. «Werte, die wir immer verteidigen werden.» Die EU-Kommission stehe an der Seite Frankreichs.
Verstärkt bewacht
Der Strassburger Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten und grössten in Europa. Nach Angaben der Stadt gibt auf dem Markt in der historischen Innenstadt rund 300 Buden. Der Markt zieht viele Besucher in die elsässische Stadt. Er gilt seit längerem als potenzielles Ziel für eine Terrorangriff und wird deswegen verstärkt von der Polizei bewacht.
Täglich sind rund 300 Polizisten und 160 private Wachleute auf dem Weihnachtsmarkt im Einsatz. Die Zufahrt für Autos ist drastisch eingeschränkt, Betonblöcke sollen Auto-Attentäter abhalten.
«Die Terrorgefahr ist sehr hoch», hatte Frankreichs Innenstaatsekretär Laurent Nuñez im November bei einem Besuch zu Beginn des Strassburger Weihnachtsmarkts gesagt. «Die Vorkehrungen sind getroffen, um dieses für Strassburg und Frankreich so wichtige Ereignis mit seinen vielen Besuchern aus aller Welt zu sichern.»
Frankreich ist in der Vergangenheit von einer Welle islamistischen Terrors überzogen worden. Dort gilt seit längerem eine stark erhöhte Alarmbereitschaft. Seit Anfang 2015 starben rund 240 Menschen bei Anschlägen. Allein bei der folgenschwersten Attentatswelle kamen im November 2015 130 Menschen in Paris ums Leben. (sda/afp/dpa/reu)
