Grenzwache: Asylgesuche an Schweizer Südgrenze gehen zurück

Grenzwache: Asylgesuche an Schweizer Südgrenze gehen zurück

02.08.2016, 18:16

Grenzwächter haben im Tessin in diesem Jahr noch nie so viele illegal eingereiste Menschen weggewiesen wie in der letzten Juliwoche. Im Verhältnis zu allen rechtswidrigen Aufenthaltern waren es vier Fünftel. Damit ist auch die Zahl der Asylgesuche gesunken.

Dies geht aus den provisorischen Wochenzahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) hervor, die am Dienstag publiziert wurden. In der letzten Juliwoche griffen die Grenzwächter 1349 Menschen auf, die rechtswidrig ins Tessin eingereist waren. Davon schafften sie 1102 Personen wieder zurück nach Italien.

Dies geschieht etwa, wenn illegal Eingereiste hierzulande kein Asylgesuch stellen und die Schweiz nur als Transitland nutzen. Je grösser die Differenz zwischen der Zahl illegal Eingereisten und der Zahl der Wegweisungen ist, desto mehr Asylgesuche gehen ein.

In der letzten Juliwoche ist diese Differenz an der Südgrenze auf 247 gesunken. Damit dürften noch nie so wenige Asylgesuche im Tessin eingereicht worden sein, seit Ende Mai wieder mehr Menschen die Überfahrt nach Europa wagen.

Am meisten Eritreer

In den letzten zwei Monaten lag die Differenz zwischen diesen beiden Zahlen im Schnitt bei rund 660 pro Woche. In der dritten Juliwoche wurde mit 981 gar der Spitzenwert erreicht.

Zwar lasse sich aus der Differenz nicht direkt die Zahl der Asylgesuche ablesen, weil es noch andere Einflussfaktoren gebe, heisst es bei der EZV auf Anfrage. Der Zusammenhang sei aber klar: «Werden mehr Asylgesuche gestellt, so werden anteilsmässig weniger Personen rücküberstellt und weggewiesen.»

Interessant ist der Rückgang bei den Asylgesuchen auch, weil sich die Herkunft der illegal aufgegriffenen Menschen nicht wesentlich verändert hat. Auch in der letzten Juliwoche kam mehr als die Hälfte aus Eritrea. Weitere wichtige Herkunftsländer waren Äthiopien, Gambia, Nigeria und Somalia.

Schweiz wird zum Transitland

Dass immer mehr Flüchtlinge nicht in der Schweiz Asyl beantragen und stattdessen nach Nordeuropa weiterreisen, beobachten auch die Tessiner Behörden. Der Kanton will deshalb eine neue Aufnahmeunterkunft für Flüchtlinge einrichten, die nicht die Dublin-Kriterien erfüllen.

Die Situation habe sich seit Julibeginn verschärft, schreibt das Tessiner Sicherheitsdepartement am Dienstag in einer Mitteilung. Allein in der vergangenen vier Tagen habe es 700 Neuankömmlinge in den drei dafür vorgesehenen Zivilschutzunterkünften im Mendrisiotto gegeben.

Tessin fordert finanzielle Hilfe vom Bund

Nun will das Tessiner Sicherheitsdepartement eine neue zentrale Struktur für die zurückgewiesenen Menschen schaffen, sodass die Zivilschutzanlagen in Zukunft wieder für «besondere Notfälle» genutzt werden können. Diese bieten ausserdem in der gegenwärtigen Lage nicht genug Platz, da sie insgesamt nur 150 Personen beherbergen können.

Momentan laufe in der Region Mendrisiotto die Suche nach einer solchen Einrichtung, teilte ein Sprecher der Kantonsabteilung für Militär- und Bevölkerungsschutz auf Anfrage mit. Das Tessin habe ausserdem bei den zuständigen Bundesbehörden eine finanzielle Hilfe für diese neue Unterkunft beantragt. (sda)

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