Stresstest: Bankenaufsicht: Europas Grossbanken bewähren sich in Stresstest

Stresstest: Bankenaufsicht: Europas Grossbanken bewähren sich in Stresstest

29.07.2016, 23:32

Europas Grossbanken sind für neue Krisen im Grossen und Ganzen gut gerüstet. Beim diesjährigen Stresstest der EU-Bankaufsichtsbehörde EBA erwiesen sich die in den vergangenen Jahren deutlich erhöhten Kapitalpuffer als vergleichsweise stabil.

«Das Ergebnis zeigt Widerstandsfähigkeit im EU-Banken-Sektor als Ganzes dank erheblicher Kapitalaufstockung», heisst es im Bericht der EBA, der am Freitag in London veröffentlicht wurde. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) bewertete das Ergebnis positiv: Der Test zeige eine verbesserte Widerstandsfähigkeit im Bankensystem der Eurozone. Einzelne Banken zeigten allerdings deutliche Schwächen.

Die EBA hatte berechnet, wie sich wichtige Kennzahlen der 51 Banken aus 15 europäischen Ländern verändern würden, wenn bestimmte wirtschaftliche Annahmen für die Zeit bis Ende 2018 eintreten. Die EBA spielte eine konjunkturelle Entwicklung entsprechend der Vorhersagen der Europäischen Kommission durch.

Zugleich testete sie die Institute auch im Szenario einer sehr viel schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung. Aus Sicht von Analysten werden alle Banken kritisch beäugt, deren Kapitalquote im Stress-Szenario unter sieben Prozent fällt.

Italienische und irische Sorgenkinder

Die schwächste Kapitalquote wies im Test wie erwartet die italienische Bank Monte dei Paschi mit einem negativen Kapitalpuffer von minus 2.44 Prozent auf. Die älteste Bank der Welt hatte bereits beim vorangegangenen Test 2014 den letzten Platz belegt.

Die Bank aus Siena hatte allerdings kurz vor der Bekanntgabe der Ergebnisse einen Rettungsplan vorgelegt. Die italienischen Banken schieben Schätzungen zufolge faule Kredite von 360 Milliarden Euro vor sich her und stehen deshalb besonders unter Druck.

Den vorletzten Platz belegte die irische Allied Irish Bank (AIB), gefolgt von der Raiffeisen Zentralbank (RZB) aus Österreich und der Bank of Ireland. «Österreichs Banken brauchen mehr Eigenkapital, das haben wir immer gesagt», sagte der Chef der Finanzmarktaufsicht (FMA) des Landes, Helmut Ettl, zur Nachrichtenagentur Reuters.

Für die RZB-Gruppe sei die Stärkung des Eigenkapitals ein wesentliches Ziel, teilte die Bank nach dem Stresstest mit. Aus diesem Grund sei ein umfassender Konzernumbau gestartet worden, mit dem Ziel, bis Ende 2017 eine harte Kernkapitalquote (CET 1, fully loaded) von mindestens zwölf Prozent zu erreichen.

Die neun deutschen Institute im Test erwiesen sich als ausreichend ausgestattet, wenn auch in einigen Fällen nur knapp. Am besten schnitt die NRW Bank ab, die sich auch im schlimmsten Schockszenario mit einer harten Kapitalquote von 35.4 Prozent bewährte. Die Deutsche Bank sackte auf 7.8 Prozent ab, die Commerzbank auf 7.42 Prozent.

Keine Durchfaller

Die harte Kernkapitalquote gilt als die entscheidende Kennziffer. Sie setzt das Eigenkapital von Banken ins Verhältnis zu den Risikopositionen. Analysten sehen eine Schwelle von 7 Prozent als kritisch an.

Anders als beim vorigen Stresstest 2014 hatte die EBA diesmal selbst keine Grenzwerte definiert, bei deren Unterschreitung eine Bank als Durchfaller galt. Es ging vielmehr um Gesamteindruck von der Solidität der Geschäftsmodelle zu bekommen. Die EBA untersuchte zudem deutlich weniger Banken als bei vorangegangenen Tests.

Untersucht wurde bei den Geldhäusern, ob sie etwa einem heftigen Absturz der Wirtschaft und einem Einbruch der Immobilienpreise standhalten. Erstmals wurden dabei auch Rechtsrisiken in den Test einbezogen. Geldhäuser aus Griechenland und Portugal nahmen am Test der Grossbanken dieses Mal nicht teil. (sda/dpa/reu/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!