Mit seinen schwer durchschaubaren politischen Ambitionen hat Frankreichs ehrgeiziger Wirtschaftsminister Emmanuel Macron wieder für Wirbel gesorgt. Bei einer Versammlung seiner Bewegung «En march!» rief er dazu auf, diese «bis 2017 und bis zum Sieg» zu tragen.
Der parteilose Macron liess mit seinem Auftritt am Dienstagabend weiter offen, ob er bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr antreten will. Der 38-Jährige bezeichnete seine Bewegung vor 3000 Anhängern in einem Konferenzzentrum in Paris «als Bewegung der Hoffnung».
«Wir werden sie zusammen bis 2017 und bis zum Sieg tragen», fügte er in einer weiteren zweideutigen Äusserung zu seinen Präsidentschaftsambitionen hinzu. Medien hatten zuletzt auch spekuliert, der Minister könne bei der Veranstaltung seinen Rücktritt ankündigen.
Der Jungstar der Regierung von Staatschef François Hollande hatte im April seine eigene politische Bewegung gegründet. Seitdem reissen die Spekulationen über mögliche Präsidentschaftsambitionen des reformfreudigen Ministers nicht ab. Macron selbst hat diesen Spekulationen mit zweideutigen Äusserungen selbst regelmässig Nahrung gegeben.
«Es geht um das gelbe Trikot»
Erst am Wochenende griff er bei einem Besuch des Radrennens Tour de France auf sportliche Metaphern zurück, um seinen Ehrgeiz zu beschreiben: Er wolle nicht lediglich das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers, das weisse Trikot für den besten Jungprofi oder das grüne Trikot des Führers der Punktewertung gewinnen. «Beim Radsport geht es um das gelbe Trikot» - das der Führer der Gesamtwertung tragen darf.
Am Dienstagabend bezeichnete sich Macron selbst als Mann «der Linken». «Das ist meine Geschichte, das ist meine Familie», sagte Macron, der sich auch ausdrücklich bei Hollande bedankte. Es werde sich «nie genug» bei Hollande dafür bedanken können, dass dieser sein Vertrauen in ihn gesetzt und ihn zum Minister ernannt habe.
Macron hat bislang offen gelassen, ob er bei der Präsidentschaftswahl 2017 antreten will. Er ist aber in den vergangenen Monaten zu einem der Umfragelieblinge der Franzosen geworden. Hollande dagegen verharrt weniger als ein Jahr vor der Wahl in einem historischen Umfragetief. Der Amtsinhaber will erst zum Jahresende bekanntgeben, ob er für eine Wiederwahl kandidiert.
Kritik an 35-Stunden-Woche
Hollande hatte seinen früheren Wirtschaftsberater Macron im Sommer 2014 überraschend zum Minister gemacht. Die Ernennung des früheren Investmentbankers galt als wichtiges Signal an die Wirtschaft, dass der sozialistische Staatschef seine Politik unternehmerfreundlicher gestalten will.
Macron gilt in dem unter schwachem Wirtschaftswachstum und hoher Arbeitslosigkeit leidenden Frankreich vielen als Hoffnungsträger, der das Land reformieren könnte. Vielen Sozialisten ist er aber ein rotes Tuch - unter anderem, weil er immer wieder die 35-Stunden-Woche kritisierte. Vor dem Konferenzzentrum in Paris protestierten am Dienstagabend rund hundert Demonstranten.
Auch Premierminister Valls zeigte sich verärgert. «Es ist Zeit, dass das alles aufhört», sagte der Regierungschef, als er von Journalisten nach dem Macron-Treffen am Abend gefragt wurde. (sda/afp)