Gemunkelt wurde schon lange, dass die Tage von Rex Tillerson gezählt seien. Nun ist es passiert. Trump hat seinen Aussenminister gefeuert. Weil Stil nicht gerade seine herausragende Eigenschaft ist, tat er es, als sich Tillerson auf einer Afrikareise befand. Auch für Ersatz hat er bereits gesorgt: Nachfolger soll Mike Pompeo werden, der von ihm eingesetzte CIA-Chef.
Tillerson ist kein grosser Verlust. Der ehemalige Exxon-Chef hat sehr diskret gewirkt, um es höflich auszudrücken. Als er erste zaghafte Diplomatie-Schritte in Richtung Nordkorea unternahm, wurde er umgehend vom Präsidenten per Twitter zurückgepfiffen.
Tillersons Hinterlassenschaft besteht vor allem darin, dass er rund einen Drittel der oberen Stellen im Aussenministerium nicht besetzt hat. Sein Rücktritt ist auch wenig überraschend. Der Präsident liebt das Chaos und hat eine Personalfluktuation, die in der Geschichte des Weissen Hauses einmalig ist.
Jüngste Opfer der Trump’schen Rotation sind sein Wirtschaftsberater Gary Cohn und seine Kommunikationschefin Hope Hicks. Cohn hat eingesehen, dass es völlig unmöglich ist, dem Präsidenten auch nur das ABC der Ökonomie beizubringen. Hicks ist möglicherweise tiefer in die Russland-Affäre verwickelt als ihr lieb sein dürfte.
Mit Tillersons Rücktritt wird auch keine Ruhe eintreten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Trump seinen Justizminister Jeff Sessions loswerden will. Er verzeiht ihm nach wie vor nicht, dass er in der Russland-Affäre in den Ausstand getreten ist.
Ebenfalls auf der Abschussliste stehen Sicherheitsberater H.R. McMaster und Stabschef John Kelly. Die beiden Vier-Sterne-Generäle hätten eigentlich so etwas wie Disziplin ins Weisse Haus bringen sollen. Beide sind mehr oder weniger gescheitert.
McMaster hat zudem den Präsidenten mit der Bemerkung erzürnt, es geben keine Zweifel daran, dass Russland versucht habe, die US-Wahlen zu beeinflussen. Kelly hat sich mit den Jarvankas angelegt, Trumps Tochter Ivanka und deren Gatte Jared Kushner. Selbst die Jarvankas soll Trump neuerdings aus dem Weissen Haus verbannen wollen.
Trump mag es überhaupt nicht, wenn er gegängelt wird. Zudem ist er nach mehr als einem Jahr im Amt überzeugt, dass er nun das Präsidenten-Handwerk beherrsche und keine Experten mehr benötige.
Auf Zuchtmeister wie Kelly und Bedenkenträger wie McMaster will er deshalb künftig verzichten und das Weisse Haus führen wie er sein Immobilienimperium geführt hat: Aus dem Bauch heraus, ohne erkennbare Strategie und mithilfe von dubiosen Helfern.
Eine Kostprobe davon hat er vergangene Woche abgeben. Als er vom südkoreanischen Sicherheitsberater erfahren hatte, dass Kim Jong Un ihn treffen wolle, sagte er zu, obwohl dies diametral dem widersprach, was bisher US-Politik war.
Das Personenkarussell im Weissen Haus wird weiterdrehen, ja es dürfte gar noch einen Gang zulegen. Der Rest der Welt sollte sich daher die Sicherheitsgurte anschnallen.