Rund 50 Bewaffnete haben in der Nacht zum Montag zwei Hotels in einem kenianischen Küstenort gestürmt und nach Angaben von Polizei und Rotem Kreuz mindestens 48 Menschen getötet. Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen.
Unklar war zunächst, ob es sich bei den Angreifern um muslimische Extremisten oder um Kriminelle handelte. Die Regierung macht jedoch die Islamistenmiliz Al-Shabaab dafür verantwortlich.
Der Behördenvertreter Benson Maisori sagte, rund 50 Angreifer in drei Fahrzeugen mit den Flaggen der Al-Shabaab seien in die Stadt Mpeketoni, rund 30 Kilometer vom beliebten Touristenziel Lamu, eingedrungen.
Sie hätten Somalisch gesprochen und «Allahu Akbar» (Gott ist gross) gerufen. Zunächst hätten sie eine Polizeiwache angegriffen, seien aber von den Polizisten dort abgewehrt worden. Daraufhin hätten sie mehrere Hotels, Restaurants, Banken und Behördengebäude in Brand gesteckt.
Augenzeugen zufolge befanden sich zur Zeit des Angriffs am Sonntagabend in Bars und Cafés zahlreiche Menschen, um die Fussball-Weltmeisterschaft zu verfolgen. «Ich hörte sie auf Somalisch rufen und wie sie um sich schossen», sagte der 28-jährige Einwohner John Waweru. «Ich habe zwei meiner Brüder verloren und bin geflohen. Ich rannte und schloss mich in meinem Haus ein.»
Bei der Attacke seien auch zahlreiche Menschen verletzt worden, teilte die Polizei weiter mit. Unter den Toten seien keine Frauen und Kinder. Viele Bewohner des Ortes hätten sich in die nahe gelegenen Wälder retten können.
Einwohner umliegender Dörfer berichteten, die Angreifer hätten auf dem Rückzug auch dort Menschen getötet. Ein Armeesprecher sagte, es seien Aufklärungsflugzeuge im Einsatz, um nach den Tätern zu suchen.
Hinter dem Angriff könnte auch die radikale Separatistengruppe Mombasa Republican Council (MRC) stecken. Deren Mitglieder beklagen, dass die Regierung in Nairobi sich immer mehr Land aneigne, und fordern eine Abspaltung der Küstenregion vom Rest Kenias. Die Gegend rund um Mpeketoni ist besonders umstritten.
In Kenia wurden in jüngster Zeit immer wieder Anschläge verübt. Die Al-Shabaab kämpft seit Jahren für einen Gottesstaat am Horn von Afrika, der sich am «Heiligen Krieg» (Dschihad) beteiligen soll.
Ihre Heimat ist Somalia, doch schlagen die Kämpfer auch jenseits der Grenzen zu - auch in Kenia. Das ostafrikanische Land hat in Somalia Truppen stationiert, die gegen Al-Shabaab kämpfen. Die Miliz fordert deren Abzug. Ein Kommando der Islamisten hatte im September 2013 ein Einkaufszentrum in Nairobi überfallen; mehr als 60 Menschen wurden getötet.
Auch an der bei Touristen beliebten Küste am Indischen Ozean hatten die Islamisten in den vergangenen Monaten immer wieder kleinere Anschläge verübt. Der für die Wirtschaft des ostafrikanischen Landes wichtige Tourismussektor ist seither stark eingebrochen.
Innenminister Joseph Ole Lenku sagte am Montag, die Sicherheitsvorkehrungen seien im ganzen Land angesichts der «abscheulichen Tat» verstärkt worden.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) weist auf seiner Internetseite bereits seit einem Monat auf die Terrorgefahr in Kenia hin. Reisende sollten besonders auf öffentlichen Plätzen, in der Umgebung von diplomatischen Vertretungen und Regierungsgebäuden, an Veranstaltungen und an von Ausländern besuchten Orten Vorsicht walten lassen, heisst es. (lhr/sda/reu/dpa)