Sven Hofmann: Mein Vater spielt schon seit mehr als 20 Jahren Dart. Gemeinsam mit meiner Mutter schaute ich früher bei seinen Spielen zu. Am Anfang hatten mich die Matches noch nicht wirklich interessiert. Später aber drückte mir mein Vater selbst drei Pfeile in die Hand und sagte zu mir: «Komm spiel doch auch.» Daraufhin dauerte es nicht lange, bis auch mein Interesse geweckt war. Nun spiele ich schon seit zehn Jahren aktiv Dart. Es ist schön, mit seinem Vater das Hobby teilen zu können. So hatte ich auch immer einen Trainingspartner.
Wenn ich die drei Pfeile in die Hand nehme und zur Scheibe schaue, löst dies in mir eine unbeschreibliche Freude aus. Ich fühle mich wie ein Kleinkind zu Weihnachten. Wenn ich nach einem strengen oder schlechten Tag Dart spiele, merke ich, wie sich meine Laune rasant verbessert. Woher diese Faszination kommt, kann ich nicht wirklich erklären. Es macht mir einfach extrem Spass. Dart ist ein Teil von mir geworden.
Die meisten verbinden Dart mit dem Ausgang. Beim professionellen Dart ist das Drumherum seriöser, als sich das viele vorstellen. Die Bordanlagen sind professioneller, die Pfeile hochwertiger. Ich selbst spiele in einem Dartverein, in welchem man sich trifft und gegeneinander spielt. So wie man etwa in einem Fussballclub im Training gegeneinander spielt, um sich zu verbessern.
Personen, die sich mit dem Sport nicht gut auskennen und denen ich das erste Mal von meinem Hobby erzähle, fragen mich fast immer als erstes, ob ich während des Spieles Alkohol trinke. Da kann ich sie jeweils relativ schnell beruhigen, das mache ich nicht. Das ist das wohl hartnäckigste Vorurteil gegenüber Dartspielern. Ich kann aber verstehen, warum das bei vielen so im Kopf ist. Früher war es nämlich tatsächlich so, dass Profis während des Spiels Bier tranken und rauchten. Das ist zum Glück nicht mehr so.
Nicht gross. Man wirft immer noch Pfeile auf die eine gleich grosse Scheibe. Was sich verändert hat, ist das Niveau. Dieses ist inzwischen höher. Die grösste Veränderung betrifft aber das Drumherum. Die Spieler verhalten sich anders, das Publikum ist ein anderes und der Umgang mit Sponsoren und der Vermarktung ist professioneller.
Die Popularität steigt auch hierzulande. Dies ist natürlich eine schöne Entwicklung. Um ein Beispiel zu geben: Anfang Jahr spielte ich an einem Turnier in Zürich. Daran beteiligten sich 170 Teilnehmer. Im Jahr zuvor waren es beim gleichen Turnier noch 80. Durch die Schweizer Dartszene ging ein Ruck. Dank der Swiss Dart Corporation gibt es mehr Turniere, die Preisgelder sind lukrativer. Zusätzlich motiviert der Erfolg von Stefan Bellmont, einem Spieler aus Zug. Er nähert sich immer weiter einem Profi-Niveau. So ein Vorbild hilft natürlich, damit der Sport an Aufschwung gewinnt.
Ausschlaggebend ist der Kopf. Die beste Wurfserie im Dart, der 180er, gelingt zwar jedem Spieler einmal. Entscheidend ist aber die Häufigkeit. Man muss seine Fähigkeiten also immer wieder abrufen können. Das hat viel mit mentaler Stärke zu tun. Nach einem langen Turnier bin ich jeweils müde. Nicht körperlich, ich habe nicht etwa einen Muskelkater. Was am meisten schlaucht, ist diese mentale Anstrengung.
Es ist das letzte Turnier dieser Saison der Swiss Dart Corporation. Bislang stand ich in der Turniersaison zweimal im Final, konnte aber noch nie gewinnen. An den Finals will ich es mindestens bis unter die letzten acht Spieler schaffen, also in die Viertelfinals. Wenn ich sogar noch weiter komme, wäre ich natürlich noch glücklicher.
Mein grösstes Ziel ist es, an einer Weltmeisterschaft mit dabei zu sein. Das hat bislang noch kein Schweizer erreicht. Vor mir wird das aber wohl erst einmal dem Zuger Stefan Bellmont gelingen. Er ist auf dem besten Weg dazu.