Kafi Freitag - Das Buch
Die 222 besten Fragen und Antworten in einem schön gestalteten und aufwendig hergestellten Geschenkband.
Liebe Klara
Als ich Ihre Frage eben gelesen habe, musste ich laut lachen! Dieses Problem kenne ich nur zu gut! Und nein, ich habe nicht unter einem solchen Partner zu leiden, sondern noch viel schlimmer, ich persönlich bin diejenige, die alle um mich herum kirre macht damit. Daher hätten es Ihr Mann und ich mit Sicherheit sehr lustig. Ich wäre aber trotzdem sehr dankbar, wenn Sie ihn damit nicht zu mir schicken würden.
Zum einen, weil ich aus Prinzip nicht mit "geschickten" Menschen arbeite. Es sind immer mal wieder Frauen, die mich anfragen weil sie denken, ich könnte deren Männer etwas zurechtrücken. Könnte ich vielleicht schon, aber will ich nicht. Das schöne an meiner Arbeit ist, dass ich mit Menschen zusammenarbeite, welche die Sitzungen selber zahlen müssen und darum in der Regel hochmotiviert sind. Das ist aber jemand, der dazu gezwungen oder wenigstens genötigt wird, mit Sicherheit nicht. Und darauf habe ich keine Lust.
Und überhaupt! Diese Idee, dass man dies oder jenes wegcoachen kann und soll! Ich kann ja verstehen, dass es ein nerviger Zug ist und ich weiss, dass ich meine lieben Mitmenschen damit manchmal auch auf die Palme bringe. Aber muss man wirklich alles aushebeln und beseitigen, was irgendwie anstrengend ist? Wir alle haben doch irgendeinen Hau ab und wir alle haben Macken. Was bleibt, wenn wir diese alle wegschleifen? Sind wir dann alles wohlgeformte Wesen, die nirgends mehr anecken? Ich bin sehr dafür, dass man an Themen arbeitet, die einem drücken und quälen. Aber hier bin ich mir beim besten Willen nicht ganz sicher, ob das der Fall ist. Und haben Sie Ihren Mann schon mal gefragt, ob es ihn selber eigentlich auch nervt? Kann gut sein, dass er darunter gar nicht leidet und es eher Ihr Problem ist, damit umzugehen. Bei mir ist es eher umgekehrt, mich stresst das Ganze mehr, als die anderen. Dennoch habe ich noch nie ernsthaft darüber nachgedacht, deswegen in ein Coaching oder eine Therapie zu gehen. Schliesslich bin ich maximal zwei Mal pro Monat mit dieser Macke von mir konfrontiert und bis anhin konnte ich gut damit leben. Im Gegenteil, ich habe sie sogar noch weiter kultiviert und aus der Not eine Tugend gemacht.
Wie das geht? Ganz simpel! Zu Weihnachten habe ich mir eine Fördermitgliedschaft im Theater Rigiblick geschenkt. Damit unterstütze ich einen wunderbaren Kulturbetrieb und habe nebenbei ein reserviertes Plätzli in Reihe eins. Kostet 500 Stutz im Jahr. Dafür könnte ich 2.77 (periodisch) Coachingsitzungen bei mir besuchen. Aber ich habe mich ja eh immer an der Backe, drum gehe ich lieber ins Rigiblick.
Oder aber Sie gehen mit Ihrem Liebsten ins Kaufleuten. Dort bekommen Sie, wenn Sie vor einer Lesung oder einem Konzert essen gehen und gleich einen Tisch im Restaurant buchen, auch reservierte Plätze. Wienerschnitzel: 47.50. Ohne anstehen an ein sehr geiles Konzert: unbezahlbar.
Sie sehen also. Ein Coaching ist sicher eine schöne Sache und sehr oft sehr nützlich. Aber manchmal sollte man einfach etwas clevere Symptombekämpfung betreiben, anstatt gross an sich herumschrauben.
Viel Freude am Konzert! Ihre Kafi