Lieber Marius
Wenn ich das so lese, dann schläft mir fast das Gesicht ein. Sie führen über Wochen einen WhatsApp-Dialog und wundern sich, wenn die Sache langsam aber sicher einschläft. Wüki, echt jetzt? Also ich weiss ja nicht, ob das jetzt mal wieder meine sehr anpackende Art ist, die hier durchdrückt, aber ich hätte auch keine Lust, über Wochen zu chatten. Schliesslich macht man das Ganze nicht um des Chattens willen, sondern weil man jemanden kennenlernen will. Darum geht es, lieber Marius.
Was Sie mir da erzählen, klingt wie ein ewiges Vorspiel, bei dem man nie zur Sache kommt. Das ist unbefriedigend und verliert sich früher oder später in Desinteresse, da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!
Schauen Sie, Marius, es ist doch so: Selbst ich schreibverliebte Person finde es nicht länger als drei Tage lustig, in die Anonymität hinaus zu korrespondieren. Es ist lobenswert, dass Sie der Sache Zeit geben wollen, aber man kann es wirklich auch übertreiben. Drei Tage sind meiner Meinung nach genug. Wenn Sie ein superromantischer Typ sind, meinetwegen vier. Aber dann müssen Sie zur Tat schreiten und die Dame konfrontieren.
Kann gut sein, dass Sie dann merken, dass Ihr Gegenüber gar keine Lust auf eine wirkliche Begegnung hat. Aber das ist doch auch o. k., das ist doch nicht schlimm! Im Gegenteil, besser, das klärt sich nach wenigen Tagen als nach ein paar Wochen, wenn man ob dem ganzen Geschreibsel die halbe Seele entblösst hat und sich in einer falschen Verbundenheit wiegt.
Sie müssen lernen, mit Niederlagen umzugehen. Sie werden früher oder später nicht um diese Erfahrung herumkommen. Und ja, es ist nie angenehm, einen Korb zu bekommen. Aber es ist auch keine Lösung, vor lauter Angst vor Flechtware die Sache ewig hinzuziehen. Ich staune immer wieder, wie verschwindend klein die Bereitschaft ist, für die Liebe etwas zu riskieren. Man gibt lieber schon in der Hälfte auf, als am Ende zu merken, dass es nichts war. Wohin wollen Sie denn mit diesem Gezaudere kommen, Himmelherrgott nochmal! Wenn Sie sich beim Laufenlernen so angestellt hätten, dann würden Sie sich heute noch kriechend vorwärtsbewegen, mein Lieber!
Stehen Sie auf und wagen Sie öppis. Denn wie sagt man doch so schön, wer nicht wagt, der nichts gewinnt. Und in dieser Datingsache ist es nun mal so, dass Sie nur zu gewinnen haben. Mehr Single, als Sie es heute schon sind, können Sie schliesslich nicht mehr werden. Nehmen Sie Ihr Handy in die Hand und schreiben Sie der Guten, dass Sie sie jetzt endlich im echten Leben treffen wollen. Mag sein, dass in dieser Geschichte der Zug bereits abgefahren ist, dann gehen Sie beherzt in die Nächste. Aber vielleicht haben Sie Glück und Ihre Unverzagtheit wird belohnt. Viele Frauen trauen sich nicht, den ersten Schritt zu machen. Oder sie sehen es als die Aufgabe des Mannes an. Es ist das grosse Privileg von euch Männern, dass ihr euch niemals Gedanken darüber machen müsst, als Kletten zu wirken, wenn ihr euer Ziel im Auge behaltet. Es ist unter dem Strich eigentlich genau das, was wir Frauen von euch Typen erwarten.
In diesem Sinne: Go for it, baby!
Recht herzlich. Ihre Kafi.
Und wenn wir es nicht von euch erwarten, können wir Frauen euch immer noch wegen sexueller Belästigung anzeigen. Easy.
- Einmal über drei Monate Mails geschrieben, pro Tag ein bis zwei, seitenlang. Danach erst das erste Treffen. Hat dann leider nicht perfekt gepasst, Trennung nach 1 Monat.
- Dann wieder über Monate Mails geschrieben, man könnte ein Buch füllen damit. Nie Probleme gehabt, ein Thema zu finden. Erst dann ein Treffen. Fazit: seit 4 Jahren glücklich zusammen.
Ein Chat mag zu "ungezwungen" sein für eine sinnvolle Unterhaltung.
gleichstellung ist keine einbahnstrasse. jetzt muss halt auch mal die frau den finger rausnehmen, um einen partner zu finden.