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Wir haben den Audi Q4 e-tron 50 Quattro getestet

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La Q4 e-tron ouvre l'accès à la gamme électrique d'Audi.Bild: AUDI AG
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Auf die Verpackung kommt es an: Wir haben den Audi Q4 e-tron 50 Quattro getestet

Der Audi Q4 e-tron verfügt über die gleiche Technik wie der VW ID.4 und der Škoda Enyaq iV. Auch wenn er optisch sportlicher und schicker aussieht als seine Cousins, weist er sehr (zu) ähnliche Leistungen auf.
18.10.2022, 08:3318.10.2022, 08:33
Jerome Marchon
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Die Volkswagengruppe versteht es meisterhaft, ein und dieselbe Fahrzeugbasis unter verschiedenen Marken und in unterschiedlichen Designs anzubieten. Mit dieser Lösung lassen sich bei der Modellentwicklung erhebliche Skaleneffekte erzielen. Der deutsche Konzern mit seinen acht Automarken hat dieses Rezept jahrzehntelang erfolgreich angewandt, vom Kleinwagen bis zu sportlichen Flitzern und Luxuslimousinen. Die Kehrseite der Medaille: in den Einstiegssegmenten ist es mitunter schwierig, Autos zu entwickeln, die sich wirklich voneinander unterscheiden.

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Bild: AUDI AG

Genau das trifft für den Q4 e-tron zu, das Einstiegsmodell der Elektroautos von Audi. Neben seinen Cousins VW ID.4 und Skoda Enyaq iV überrascht der Nachzügler in technischer Hinsicht nicht wirklich, obwohl er einige Vorzüge zu bieten hat. Wie seine Cousins basiert auch der Q4 auf der MEB-Architektur (modularer E-Antriebs-Baukasten) für Elektromobilität des Volkswagen-Konzerns, diese wird von einem oder zwei Motoren mit 170 bis 299 PS angetrieben und der bzw. die wiederum werden von einer Batterie mit 52 oder 77 kWh Nutzkapazität gespeist.

Ein Premium ist und bleibt ein Premium

Abgesehen von einem markanteren Design-Statement und der Innenraumgestaltung sind der Fahrzeugrahmen und die Leistungsparameter des Q4 e-tron absolut identisch mit denen des VW ID.4 und des Skoda Enyaq iV. Worin der einzige «echte» Unterschied besteht? Im Preis und in der für den Audi nötigen Optionsliste: Für ein gut ausgestattetes Fahrzeug, wie es sich für ein Premiummodell gehört, muss man viel tiefer in die Tasche greifen, selbst wenn man mit der Spitzenversion «50 Quattro» beginnt, die ab CHF 65 800.– zu haben ist.

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Bild: AUDI AG

Man sitzt dann in einem gediegenen Innenraum, den die Audi-Ergonomen nicht sämtlicher Schalter entledigt haben, im Gegensatz zu VW und Skoda, wo alles über ein Display gesteuert wird. Das ist eine vernünftige Entscheidung. Insgesamt ist das Fahrzeug gut verarbeitet, selbst wenn einige Hartplastikteile an sehr sichtbaren Stellen in dieser Preisklasse frustrierend sind. Dies gilt für die schwebende Mittelkonsole mit dem Schalthebel, das Handschuhfach oder auch die Türverkleidungen.

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Bild: AUDI AG

Das Raumangebot ist erfreulich: Da der Boden flach und kein Mitteltunnel vorhanden ist, haben die Passagiere auf den Rücksitzen viel Platz.

Streng und hart

Unser e-tron 50 Quattro ist mit zwei Motoren ausgestattet, die insgesamt 299 PS und 460 Nm Drehmoment entwickeln, und hat Allradantrieb. Die Fahrleistung ist insgesamt gut und profitiert vom Elektro-Punch. Den Sprint von 0 auf 100 km schafft er in 6,2 Sekunden.

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Bild: AUDI AG

Das Fahrwerk dieser MEB-Architektur ist jedoch eher für den Komfort als für sportliches Fahren ausgelegt. Obwohl Audi eine härtere Federung als VW oder Škoda gewählt hat, wird der Q4 e-tron dadurch nicht zu einer sportlichen Ballerina. Immerhin wiegt er gut 2200 kg. Besonders auf leicht unebenen Strassen büsst man etwas an Komfort ein, gewinnt dafür aber deutlich an Bodenhaftung in Kurven und auf langen Bodenwellen. Auch die präzise und direkte Lenkung trägt zu diesem Hauch von Dynamik bei. Der Q4 e-tron ist homogen und vermittelt Sicherheit, verfügt aber über eine gewisse Dynamik, die seinen Cousins fehlt.

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Bild: AUDI AG

Der Verbrauch schwankt zwischen 19,8 und 24 kWh/100 km, womit unter realen Bedingungen und in Abhängigkeit von Strecke und Topografie eine Reichweite von 350 bis 400 km möglich ist. Der Q4 e-tron kann mit bis zu 135 kW aufgeladen werden (5 bis 80 % in ca. 35 Minuten). Eine Vollladung an einer Haushaltssteckdose dauert ca. 7,5 Stunden (mit dem optionalen Ladegerät für CHF 850.–).

Vorsicht, Elektroschock!

Tatsache ist, dass der Q4 e-tron durchaus gewisse Vorzüge hat, man aber einen stolzen Preis für seine Leistungen zahlen muss, wobei diese sich nicht sonderlich von seinen Cousins unterscheiden. So kostet unser Testmodell CHF 65 800.– in der Standardausführung und fast CHF 90 000.–, wenn man es gut, aber ohne Eindruck schinden zu wollen ausstattet ... da schnackelts! Ganz zu schweigen von ein paar notwendigen Extras oder Kleinlichkeiten auf der Optionsliste, da muss man z.B. ein Paket zwischen CHF 1300.– und 4000.– wählen, um die Rückfahrkamera zu haben, oder etwa CHF 1300.– für die Wärmepumpe ausgeben, die für die Klimatisierung eines Elektrofahrzeugs unerlässlich ist. Normalerweise gibt es solche Ausstattungen bei Konkurrenzmodellen in dieser Preisklasse serienmässig. Oder wenn man für das Markenimage einen hohen Preis zahlen muss …

Über den Autor:

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Jérôme Marchon ist ...
... seit seiner frühesten Kindheit ein leidenschaftlicher Autofan. Seine berufliche Karriere begann er in der Finanzbranche, trug aber schon früh zum Aufbau eines Auto-Blogs bei – bis er schliesslich seinen eigenen Blog gründete. Sein weiterer Weg führte ihn in die Chefredaktion der Revue Automobile. Seit 2018 ist er freiberuflich tätig und schreibt für verschiedene Auto- und allgemeine Print- und Digital-Medien in der Schweiz und im Ausland. Jérôme Marchon arbeitet auch als Übersetzer und Berater für redaktionelle Inhalte für Automobilveranstaltungen und Autohersteller.
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29 Kommentare
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Pontifax
18.10.2022 12:34registriert Mai 2021
1'300 Stutz, nur damit man eine Rückfahrkamera bekommt, die bei den meisten anderen Marken bereits standardmässig dabei ist. Schon verloren. Viel Spass allen, die sich gerne über den Tisch ziehen lassen. Die Deutschen Autobauer haben einfach NICHTS gelernt.
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Nick Name IV
18.10.2022 10:00registriert Februar 2021
Kurze Google Suche: Der Audi E-Tron ist mit 81 MPGe (Reichweite 232 Meilen) vs. Tesla Model S mit 116 MPGe (405 Meilen) etwa 30 % weniger effizient. Verbrauchstechnisch für Portmonnaie und Umwelt ist also ein Tesla im Betrieb viel besser.
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