Rapper sind die besten, wenn’s darum geht, sich selbst zu inszenieren. Dass es dabei aber um mehr geht, als nur um anderen den Reichtum unter die Nase zu reiben, geht oft vergessen. Mit exzentrischen Statements zeigen Artists, wo sie herkommen, welche Einflüsse sie prägten und wer sie sind. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf 10 Rapperinnen und Rapper, die mit ihren Outfits ein Statement gesetzt, Grenzen gesprengt und den Mode-Kosmos mitgestaltet haben.
Doja Cat kennt keine Limits – ob als Kuh verkleidet oder mit Tausenden Diamanten besetzt. Den Vogel (oder - ehm - die Katze?) hat sie an der diesjährigen Met Gala abgeschossen.
Während viele Stars auf dem roten Teppich die Gelegenheit nutzten, um glamouröse Looks zu präsentieren, wählte Doja Cat einen eigenwilligen und theatralischen Ansatz – sie kam als Katze inkl. Tatzenlecken und Miauen – zum Leidwesen der Interviewer:innen.
Ein Fashion-Listicle zu machen, ohne Ye zu erwähnen, wäre unmöglich. In Kanyes Liga spielt maximal noch Pharell mit. Die Yeezys wurden zu DEM Hype-Sneaker der 10er-Jahre. Mode-Enthusiasten studieren die Outfits akribisch. Für Balenciaga modelt er gleich selbst. Mit Mode-Mogulen wie Jerry Lorenz, Demna Gvasalia, NIGO oder Virgil Abloh war Kanye dicke. Immerhin seinen Übernamen «Louis Vuitton-Don» hat er abgelegt.
Fast so gross wie seine Footprints im Game, sind auch seine moralischen Patzer und die Häme für seine aktuelle Style-Entwicklung: Monströse Boots mit dicker Oberkörper-Bekleidung im Sommer, unheimliche Masken, um in der Öffentlichkeit anonym zu bleiben oder sein neuer Trend – hautenger Dresscode mit Socken-Schuhen. In seinem Streben nach Innovation und Individualität sorgte er einmal mehr für Aufsehen. Vielleicht verstehen wir’s in ein paar Jahren. Let him cook.
Marvel-Superhelden-Vision lässt grüssen: Im Gegensatz zu seinen RapkollegInnen stellte Uzi die Kette nicht am Hals oder Handgelenk zur Schau, sondern liess sich den Stein direkt in die Stirn implantieren. Vier Jahre lang musste Lil Uzi den mittlerweile berühmt-berüchtigten 11-karätigen Diamanten beim Juwelier abstottern. Kostenpunkt: 24 Millionen US-Dollar.
Einer der jüngsten, jedoch erfolgreichsten Stars am HipHop-Himmel ist Londoner Rapper Central Cee. Spätestens mit seinem Hit-Song «Doja» entpuppt sich der Engländer als «King of controversy» und als ein Marketing-Genie. Doch den Königstitel bekam er nicht nur aufgrund seiner waghalsigen Texte. An den British Fashion Awards 2022 stach sein Outfit so stark raus, dass Securities mit dem Finger auf ihn zeigten und meinten «get him off».
Anscheinend war er den Securities nicht bekannt und wirkte wegen seines Joggers wie ein Eindringling. Genau, Joggers: Anstatt sich in einen maßgeschneiderten Anzug zu werfen, entschied er sich für einen komplett anderen Ansatz und erschien in einem Jogginganzug - ein Move, der für Aufsehen und hitzige Diskussionen im Internet sorgte.
Im vergangenen Jahr zählte die Berlinerin zu den heissesten Newcomerinnen. Von der ehemaligen Jura-Studentin blieb aber nicht viel übrig, als sie die Debüt-Single droppte.
Klausuren hat sie gegen den KitKatClub eingetauscht. Mit viel Haut und viel Latex hat sie den Zeitgeist und einige Rekorde geknackt.
Der Berliner ist längst Posterboy, was Fashion angeht. Egal, ob Kollaboration mit Kulturgrössen wie 032c, dem wohlverdienten Vogue-Cover oder auf der Balenciaga-Party neben Playboi Carti und Offset: Der ehemalige Oldschool-Verfechter schafft’s, sich in Szene zu setzen – und von der Szene hagelt’s Kritik. So fand beispielsweise Sido Ufos High Heels nicht so en vogue. Naja, immerhin erntete der Rapper aus der woken Ecke Beifall für sein Statement gegen «Toxic Masculinity».
Pop-Shootingstar lässt sich gar nichts sagen. Schon bei seiner gefakten Promo-Pregnancy entzürnten sich die konservativen Amis. Dass der 24-jährige homosexuell ist, tut sein Übriges, um ihn bei gewissen Gruppierungen zum Feindbild heraufzustilisieren. Sein bisher aber kontroversestes Fashion-Statement: seine Sneaker-Kollektion.
Auf 666 Stück limitiert und mit vergoldetem Pentagram provoziert der Rapper ungehemmt. In der roten Flüssigkeit in der Sohle sei sogar Menschenblut. Dass Ex-Country-Trapper in seinem Musikvideo dem Teufel höchstpersönlich noch einen Lap-Dance gönnt, liess viele Sturm laufen. Da waren scheinbar teuflisch gute Marketing-Strategen an der Arbeit.
Luxusuhren, oftmals mit teuren Edelsteinen besetzt, sind aus der HipHop-Fashion-Welt nicht mehr wegzudenken. Für eine ungewöhnliche Herangehensweise entschied sich Stilikone und Public-Enemy-Hypeman Flavor Flav: In den 90ern hing sich der MC esstellergrosse Wanduhren um den Hals, um seine fashionaffinen Kolleg:innen an Extravaganz zu übertrumpfen. Was als Witz begann, wurde für den Künstler mit der Zeit zum (mehr oder wenigen) ernsten Ausdruck seiner Gefühle und Teil seiner Selbstdarstellung. Über 100 Exemplare sammelte der Rapper.
Weise Worte vom Uhrenmann, der wohl doch noch richtig tickt.
Es lohnt sich auch abgesehen vom Nostalgie-Kick, wieder in die frühen Musikvideos des (angeblich) ersten Rappers auf YouTube einzutauchen: Die grellen Baggy-Klamotten sind schon ein Statement für sich, aber Soulja’s Sonnenbrillen-Game ist auf einem anderen Level. Mit weissem Stift kritzelte der Künstler seinen Namen auf bunte Modelle aus Plastik, die er dann im ikonischen «Crank That»-Video rockte.
In einer Werbung belehrte uns der junge CEO über den Style-Code seiner Brillen und verwies auf seine Webseite, wo man Duplikate käuflich erwerben konnte. So geht Business.
Das Label Sektion Züri, bestehend aus L Loko, Drini und MC Hero, erlebt momentan eine seltene Realität in der Schweizer Rap-Szene. Denn seit diesem Jahr zählen sie zu den wenigen Mundart-RapperInnen mit einer Platin-Platte und einem Nummer Eins Album. Seit Mai 2023 gehören sie sogar zu Swiss Music Award Gewinnern – ihr Song «WILL NOMEH» wurde zum «Best Hit» der diesjährigen SMA’s gekrönt.
Man könnte erwarten, dass so viel Erfolg in kurzer Zeit einem zu Kopf steigen könnte und man dabei vielleicht vergisst, woher man ursprünglich kommt. Doch im Gegenteil, Sektion Züri stehen zu ihrem Image und sind unglaublich stolz, dass Leute aus ihren Verhältnissen mit Rap Awards wie den «Best Hit» gewinnen können. So schlenderten sie in Givenchy-Schlappen, anstelle von Anzugsschuhen und statt Krawatte gab’s eine Laser-Brille. Sympathisch!
Dass HipHop-Artists die Modewelt mit ihrer Kreativität und ihren einzigartigen Stilen bereichert haben, ist unumstritten. Die Fashion-Branche wurde davon nachhaltig beeinflusst, was zeigt, dass es keine Grenzen gibt, wenn es um Ausdruck und Individualität geht. Bezüglich dieser Einstellung kann man sich den einen Rapper oder die andere Rapperin auch als Vorbild nehmen, egal, was für Musik einem gefällt.