Rammstein, das ist nicht einfach eine Band, es ist ein Unternehmen – und zwar ein gewaltiges. Genau beziffern lässt sich der Wert der Marke nicht, aber er könnte im Milliardenbereich liegen. Allein mit den Tickets für ihre Konzerte setzten die Berliner im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Euro um. Weltweit waren nur fünf Acts erfolgreicher, darunter Elton John, Coldplay und Ed Sheeran. In Deutschland kommt kein anderer Künstler auch nur nah ran.
Geld verdient die 1994 gegründete Band aber nicht nur mit Konzerten: Von ihren mittlerweile 8 Alben hat sie 20 Millionen Stück verkauft. Hinzu kommen Merchandise-Artikel mit dem Bandnamen wie Pullover und T-Shirts, aber auch Wein, Schokolade und Parfums mit Namen wie «Kokain», «Sex» und «Pussy» – diese hat die Drogeriekette Rossmann nach den jüngsten Vorwürfen mehrerer Frauen gegen Sänger Till Lindemann aus dem Onlineshop verbannt.
Auch der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat auf die Berichte über sexuelle Übergriffe nach Rammstein-Konzerten reagiert und die Zusammenarbeit mit Lindemann beendet – seine dort veröffentlichten Texte machten den 60-Jährigen zum umsatzstärksten deutschen Gegenwartsdichter. Weitere wirtschaftliche Konsequenzen drohen Lindemann offenbar im Zusammenhang mit seiner für Herbst und Winter geplanten Solo-Tournee: Die scheint inzwischen auf der Kippe zu stehen, wie der Bayerische Rundfunk berichtet.
Die gerade begonnene Europatournee von Rammstein steht dagegen wohl nicht infrage. 23 Konzerte will die Band bis 5. August spielen, in Stadien von Portugal bis Ungarn – die meisten sind längst ausverkauft. Dass eine der Mega-Shows wegen der jüngsten Vorwürfe ausfällt, gilt als extrem unwahrscheinlich: «Hier dürften alle beteiligten Parteien ein grösstmögliches Interesse an der Erfüllung der bestehenden Verträge haben», erklärt Matthias Glesel, Experte für Eventversicherungen, t-online.
Angesichts der gewaltigen Bühnenshow und der hohen Besucherzahlen bei jedem Rammstein-Konzert dürfte der Schaden im Falle einer Absage im zweistelligen Millionenbereich liegen, schätzt Glesel. Und ohne triftigen, das heisst versicherungsrelevanten Grund würde niemand diese Kosten übernehmen. «Es gibt bislang kein Versicherungsprodukt, das im Fall eines Reputationsschadens greifen würde», so Glesel.
Wollte – Stand jetzt – also ein Veranstalter zum Beispiel in Portugal ein Rammstein-Konzert absagen, weil er nach den Vorwürfen nicht mehr mit der Band in Verbindung gebracht werden will, wäre er komplett haftbar für den entstehenden Schaden. «Womöglich sind solche Reputationsschäden künftig Teil von Veranstaltungsverträgen», sagt Matthias Glesel. Dann könnte das Verhalten einer Band oder ihres Sängers als Grund dienen für die Absage eines Konzerts, wenn dadurch womöglich ein Imageschaden für den Veranstalter oder andere Beteiligte entsteht.
Verwendete Quellen:
Wie bereits geschrieben wurde: Abwarten bis die Nebelpetarden verweht sind und Fakten zur Diskussion stehen.
Ob die Band diese Hetzkampagne mental aushält, wird sich zeigen. Ob eine Versicherung bezahlt, wenn Konzerte ausfallen, weil Musiker unter dem Druck nicht mehr spielen können?