Wir haben den teuersten Hyundai getestet, der je gebaut wurde
Hyundai setzt auf ein neues Raumkonzept. Mit dem IONIQ 9 nimmt die koreanische Marke das Segment der siebensitzigen Premium-Elektro-SUVs ins Visier. So entstand das grösste, luxuriöseste … und teuerste Modell, das Hyundai jemals gebaut hat.
Mit Preisen ab 76 900 Franken richtet sich das Fahrzeug nicht mehr nur an die treue Stammkundschaft der Marke. Es soll gezielt Interessenten ansprechen, die noch zögern, den Schritt hin zu einem hochwertigen Elektrofahrzeug zu wagen.
XXL-Design, aber elegant
Ein SUV mit 5,06 m Länge, 1,98 m Breite und 1,79 m Höhe – auf dem Papier ein echter Koloss. Dennoch haben die Designer die richtige Balance gefunden. Die pixelartige Lichtsignatur, die kurze Motorhaube, das schlanke Profil und die Linienführung tragen zu einem wirklich stimmigen Gesamtbild bei. Am Heck befinden sich vertikal angeordnete Leuchten, die für Leichtigkeit sorgen.
Und trotz der bulligen Grösse liegt der Luftwiderstandsbeiwert (Cw) bei nur 0,27 (zum Vergleich: ein Modell S von Tesla hat einen Cw-Wert von 0,21). Voraussetzung hierbei sind 19-Zoll-Felgen.
Der IONIQ 9 wird in drei Ausführungsvarianten und zehn Karosseriefarben (darunter drei matte Lackierungen) angeboten. Er ist in mehreren Innenraumstilen und mit Rädern bis 21 Zoll erhältlich, um die Aufmachung zu vervollständigen.
Sieben vollwertige Sitze und ein sorgfältig gestaltetes Interieur
Serienmässig bietet der IONIQ 9 sieben Sitze. Eine optionale Konfiguration mit sechs Sitzen verwandelt die zweite Sitzreihe in beheizbare und belüftbare Einzelsessel mit Armlehnen und vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten, ganz wie in der Business Class eines Flugzeugs. Das Ambiente im Innenraum ist ausgesprochen hochwertig mit zweifarbiger Polsterung, vier Farbkombinationen und bei der Calligraphy-Ausführung Nappaleder.
Einziger Vorbehalt: Die beiden 12,3-Zoll-Bildschirme am Armaturenbrett wirken für ein Modell dieser Grösse etwas klein. Die Ergonomie ist nach wie vor gut und entspricht der von anderen IONIQ-Modellen. Das Multimedia-System verzichtet jedoch weiterhin auf Apps von Drittanbietern wie Spotify oder YouTube.
Das manuelle Aufwärmen der Batterie ist praktisch, um die Ladepausen zu optimieren, ohne immer auf die Navigation zurückgreifen zu müssen.
Mehr als genug Platz
Mit einem Radstand von 3,13 m bietet der Innenraum beeindruckend viel Platz. Selbst mit sieben Erwachsenen bleibt das Reisen komfortabel. Und wenn man die Sitze umklappt, erreicht der Kofferraum bis zu 2419 Liter. In der fünfsitzigen Konfiguration bietet er bereits 908 Liter, und selbst bei voller Besetzung bleiben noch 338 Liter für das Gepäck übrig. Nicht zu vergessen ist der vordere Stauraum: 88 Liter in der Version mit Zweiradantrieb, 52 Liter bei Allradantrieb.
Praktische Details: Die Mittelkonsole mit 12,6 Litern Stauraum lässt sich verschieben. Die sechs USB-C-Anschlüsse mit bis zu 100 W Leistung und die 230-V-Steckdose für die Stromversorgung externer Geräte machen den IONIQ 9 zu einem rollenden Wohnzimmer. Und mit einer Anhängelast von bis zu 2500 kg in der Version mit Allradantrieb befördert er nicht nur Passagiere.
Drei Motorisierungen, bis zu 428 PS
Unter dem Boden befindet sich eine 110-kWh-Batterie, die weit über dem Durchschnitt des Segments liegt und wahlweise drei Motorisierungen ermöglicht: «RWD Long Range» mit 218 PS, 0–100 km/h in 9,4 Sek., 620 km Reichweite nach WLTP; «AWD» mit 308 PS, 0–100 km/h in 6,7 Sek., bis zu 606 km Reichweite und «AWD Performance» mit 428 PS, 0–100 km/h in 5,2 Sek., 600 km Reichweite nach WLTP.
Trotz seines Gewichtes von 2,6 Tonnen überrascht der IONIQ 9 AWD Performance mit seiner Kraft. Die Lenkung, die im mittleren Punkt etwas straff ist, erfordert eine gewisse Eingewöhnungszeit. Doch der Komfort und die Laufruhe beeindrucken. Das aktive Geräuschunterdrückungssystem – vergleichbar mit geräuschunterdrückenden Kopfhörern – filtert Strassengeräusche über die Lautsprecher heraus und funktioniert nahezu unmerklich.
Auf gut ausgebauten Strassen gleitet der IONIQ 9 völlig gelassen dahin. Etwas anders verhält es sich bei kurvigen Strecken, wo sich das Gewicht bei dynamischer Fahrweise schnell bemerkbar macht, ebenso auf schlechten Strassenbelägen, wo die Hinterradfederung etwas hart wirkt. Eine pneumatische Dämpfung wäre aus technischer Sicht sicherlich sinnvoll gewesen, aus finanzieller Sicht vielleicht weniger.
Reichweite und Schnellladen
Auf unserer Fahrstrecke, die hauptsächlich aus kurvigen Landstrassen, gut befahrbaren Nebenstrassen und Stadtabschnitten bestand, haben wir einen Verbrauch von 22,1 kWh/100 km ermittelt, was einer realen Reichweite von 497 km entspricht. Bei einer gleichmässigeren Fahrweise sind über 500 km erreichbar, vor allem mit der effizienteren RWD-Version. Das Schnellladen profitiert von der 800-V-Technologie: 24 Minuten genügen, um den Batteriestand an einer Ladestation mit bis zu 350 kW von 10 % auf 80 % zu bringen.
Das teuerste Hyundai-Modell
In der Schweiz beginnt der IONIQ 9 bei 76 900 Franken in der RWD-Version, steigt auf 80 400 Franken in der AWD-Version und erreicht 89 900 Franken in der Topversion «Performance Calligraphy». Die Optionen sind dagegen überschaubar: Lackierung zwischen 1200 und 2000 Franken, Sechssitzer-Paket für 1000 Franken (plus 1000 Franken für drehbare Sitze), Panorama-Schiebedach für 2000 Franken und 20-Zoll-Felgen (Vertex-Ausführung) für 900 Franken. Das war’s im Wesentlichen.
Zu diesem Preis positioniert sich der IONIQ 9 im Segment der grossen Elektro-SUVs – mit üppiger Ausstattung, fünf Jahren Garantie und einer Fertigungsqualität, die den sogenannten «Premium»-Marken kaum noch unterlegen ist. Mit seiner soliden Leistung, dem erstklassigen Komfort, der grosszügigen Reichweite und der Schnellladefähigkeit erfüllt der IONIQ 9 alle Anforderungen. Der teuerste Hyundai aller Zeiten? Ja, zweifellos. Aber auch – und vor allem – eines der vollständigsten und stimmigsten Elektrofahrzeug-Angebote auf dem Markt.