Fluggesellschaften auf der ganzen Welt passen ihre Flugpläne und Flugzeug-Einsätze für Flüge in die USA an: Dies, weil sie befürchten, dass die 5G-Einführung von AT&T und Verizon in der Nähe von US-Flughäfen wichtige Sicherheitssysteme an Bord der Maschinen beeinträchtigen könnte.
Heute Mittwoch soll das Netzwerk mit dem neuen Mobilfunkstandard landesweit in Betrieb genommen werden.
AT&T und Verizon hatten sich am späten Dienstag (US-Zeit) laut Medienberichten darauf geeinigt, das Einschalten von Hunderten von 5G-Mobilfunkmasten in der Nähe von US-Flughäfen nach «Last-Minute-Gesprächen» mit Regierungsbeamten über Sicherheitsbedenken zu verschieben.
Die Fluggesellschaft Emirates Airline aus Dubai hat angekündigt, mehrere US-Städte, darunter Chicago, Newark und San Francisco, nicht mehr anzufliegen.
Japan Airlines und der japanische Mischkonzern ANA Holdings mit dem Tochterunternehmen All Nippon Airways haben erklärt, sie würden einige Strecken streichen und ihre 777-Jets nicht mehr vom und zum US-Festland fliegen.
British Airways stornierte auch einige Flüge und wechselte zu den Jets A380 und A350 von Airbus sowie zu Boeing 787.
Auch die Lufthansa ist laut Medienberichten betroffen. Die Boeing 747-8 sei das aktuelle Flaggschiff der Lufthansa-Flotte und das grösste Flugzeug werde vor allem auch auf den wichtigen Nordamerika-Strecken in die USA eingesetzt.
Umplanen musste auch Austrian Airlines. Für die Strecke Wien nach New York-Newark setzt die österreichische Airline statt einer Boeing 777 eine Boeing 767 ein.
Korean Air Lines teilte mit, dass ihre 777- und 747-8-Maschinen betroffen seien und dass sie ihre Planung umstelle.
Auch Air India warnte, dass Flüge in die USA ab dem 19. Januar (US-Zeit) gekürzt oder geändert werden.
Die Aufzählung oben ist nicht abschliessend.
Um alle Risiken auszuschliessen, hat die US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) Richtlinien erlassen, wonach nur gewisse Flugzeugmodelle für Landungen bei schlechter Sicht freigegeben sind. Nicht aufgeführt ist laut aerotelegraph.com die Boeing 777, aber auch die Boing 747-8 und der Airbus A340 fehlten derzeit auf der Liste.
Mindestens 25 von Boeing-777-Jets durchgeführte Flüge in die USA wurden nach Angaben des Flugverfolgungs-Unternehmens Flightradar24.com für Mittwoch gestrichen.
Die US-Luftfahrtbranche warnt seit längerem vor Gefahren für den Flugverkehr durch Interferenzen zwischen den technischen Systemen der Flugzeuge und 5G-Sendeanlagen. Dabei sorgen sich die Unternehmen vor allem um nicht zertifizierte Geräte in der Nähe von Flughäfen, die die Höhenmesser der Flugzeuge in kritischen Momenten stören könnten.
Die Chefs der grössten US-Fluggesellschaften hatten am Montag vor dem Einsatz der 5G-Technologie in der Nähe von Flughäfen gewarnt. In einem offenen Brief forderten die Branchen-Chefs ein «sofortiges Eingreifen» der Behörden, um «eine erhebliche betriebliche Störung für Passagiere, Fluggesellschaften, Lieferketten und die Lieferung wichtiger medizinischer Versorgungsgüter zu verhindern».
Zu den Unterzeichnern des Briefs gehören die Chefs der Fluggesellschaften American Airlines, Delta oder Southwest, aber auch die der Flugsparten der Logistikgiganten FedEx und UPS.
Die Unternehmen fordern ein Moratorium, bis die Luftfahrtbehörde FAA feststellen konnte, wie der Einsatz der 5G-Technologie «sicher und ohne katastrophale Störungen eingeführt werden kann».
«Angesichts der kurzen verbleibenden Zeit und des Ausmasses dieses völlig vermeidbaren wirtschaftlichen Unheils» forderte die Luftfahrtbranche die US-Behörden auf, 5G nicht in der unmittelbaren Nähe von Landebahnen einzuführen.
AT&T und Verizon waren im Februar 2021 Frequenzen für den Aufbau eines 5G-Mobilfunknetzes in den USA zugewiesen worden, nachdem sie sich in einer milliardenschweren öffentlichen Ausschreibung durchgesetzt hatten.
Wegen Bedenken über mögliche Interferenzprobleme mit Höhenmessern in Flugzeugen hatte die FAA neue Richtlinien erlassen, die die Nutzung dieser Bordgeräte in bestimmten Situationen einschränkten. Die Fluggesellschaften fürchten jedoch, dass dies zu Störungen im Flugbetrieb und damit zu hohen Folgekosten für sie selbst führen könnte.
Die FAA hatte am Sonntag erklärt, dass sie den Betrieb bestimmter 5G-Sendeanlagen in der Nähe von «bis zu 48 der 88 Flughäfen, die am direktesten von 5G-C-Band-Störungen betroffen» sein könnten, freigegeben habe.
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
(dsc)