Der Wirtschaftskrieg der USA gegen China eskaliert. Die US-Regierung hat wichtige US-Tech-Unternehmen dazu gebracht, die Geschäftsbeziehungen mit Huawei zu unterbrechen. Konkret geht es um Liefer-Stopps für US-Produkte.
Huawei schreibt:
Und weiter:
Google, respektive der Mutterkonzern Alphabet, hat ebenfalls Stellung genommen und die von der US-Regierung veranlassten Schritte bestätigt, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. «Wir befolgen den Auftrag und überprüfen die Auswirkungen», wird ein Google-Sprecher zitiert.
Noch liegen keine offiziellen Stellungnahmen seitens der US-Regierung vor.
Das kommt auf die Perspektive an.
Huawei ist der weltweit zweitgrösste Smartphone-Hersteller, was die Stückzahlen betrifft: Auf den Mobilgeräten der Chinesen läuft das Android-Betriebssystem des US-Konzerns Google. Und auf den Huawei-Notebooks ist das Microsoft-Betriebssystem Windows installiert.
Zur User-Sicht: siehe weiter unten.
In US-Medienberichten ist nun von einer dramatischen Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und China die Rede. Doch ganz so schlimm ist es (noch) nicht.
In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob US-Präsident Donald Trump ernst macht und mit welchen Vergeltungsmassnahmen China auf die Strafaktion reagiert.
Update: we have confirmed that Google has suspended business with Huawei https://t.co/3JRfI12OQt
— The Verge (@verge) May 19, 2019
Für Huawei stehe viel auf dem Spiel, berichtete welt.de am Freitag, als bekannt wurde, dass Donald Trump den chinesischen Konzern auf eine schwarze Liste gesetzt hat.
Als abschreckendes Beispiel wird ZTE genannt. Als die US-Regierung 2018 gegen den chinesischen Netzausrüster ZTE einen Zuliefererstopp verhängt habe, seien Schockwellen durch die gesamte Techbranche gegangen. Damals lauteten die US-Anschuldigungen, dass das Unternehmen die Sanktionen gegen den Iran und Nordkorea verletzt habe.
Nach nur einem Monat liess ZTE verlauten, dass es den Betrieb mit 80'000 Mitarbeitern weitgehend einstellen müsse. Dass es ZTE heute überhaupt noch gebe, liegt laut «Welt»-Bericht an einer Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping. «Am Ende musste ZTE eine Milliardenstrafe zahlen und sämtliche Mitglieder im Verwaltungsrat auswechseln.»
Unter Umständen schon, ja. Wenn auch nicht sofort.
Nun gilt es kühlen Kopf zu bewahren und erst einmal abzuwarten, bis sich der Pulverrauch verzogen hat.
Sicher ist: Bereits gekaufte Huawei-Smartphones sollen weiterhin Google-Updates erhalten (siehe nächster Punkt).
Doch, doch.
Besitzer aktueller Huawei-Smartphones mit Google-Apps sollen auch weiterhin in der Lage sein, die von Google bereitgestellten App-Updates zu nutzen und herunterzuladen. Dies erklärte ein Google-Sprecher laut Reuters.
«Für die Nutzer unserer Dienste werden Google Play und die Sicherheitsvorkehrungen von Google Play Protect auf bestehenden Huawei-Geräten weiterhin funktionieren», wird der Sprecher zitiert, ohne weitere Details zu nennen.
Huawei sagt:
Ob Huawei in Zukunft schnell und zuverlässig grosse Android-Updates für seine Mobilgeräte bereitstellen kann, auch ohne Google-Unterstützung, wird sich erst zeigen.
Falls Google keine Sicherheitsupdates mehr an Huawei ausliefert, wären Hunderte Millionen User in Gefahr. Dies würde Hackerangriffen natürlich Tür und Tor öffnen.
Abwarten kann nicht schaden.
....hat am Freitag ein #Huawei Handy gekauft. Hoffe jetzt nur, die haben wirklich den Plan B in der Tasche! Das geht ja gar nicht #Google pic.twitter.com/WwbzGYK2H3
— Eve Bazata (@EveBazata) May 20, 2019
Warum solltest du das tun?
Noch sind die konkreten Auswirkungen nicht absehbar. Die Lage kann sich jederzeit wieder ändern.
Nein. Aktuell liegen keine Informationen vor, dass diese Firmen auf der «Schwarzen Liste» der USA stehen.
Das ist die grosse Frage.
Huawei werde nur noch «die öffentliche Version von Android» nutzen können und keinen Zugang zu proprietären Apps und Diensten von Google erhalten, zitierte Reuters einen Informanten.
Auf Huawei-Geräten würde demnach künftig nur noch die Open-Source-Version von Android (AOSP) laufen. Damit könnten Huawei-Geräte nicht mehr auf Google-Apps und -Dienste wie das E-Mail-Programm Gmail zugreifen. Ausserdem soll Huawei ab sofort keine Android-Sicherheits-Updates mehr von Google erhalten.
Die Folgen sind noch nicht absehbar.
Fakt ist auch: Die Chinesen arbeiten schon seit Jahren an einem Ersatz für Android und für Windows:
Bislang seien jedoch alle Smartphone-Betriebssysteme mit Ausnahme von Apples iOS und Googles Android gescheitert, ruft welt.de das aktuelle Duopol in Erinnerung. Der Vorsprung der beiden US-Unternehmen sei kaum aufholbar.
Meine Vermutung? Dank der Huawei-Sperre aus Amerika gibt es in 5 Jahren wieder 3 grosse Mobile Betriebssysteme und Android wird sich warm anziehen müssen.
— Thomas Gresch (@thomasgresch) May 20, 2019
Von früheren Medienberichten wissen wir:
Doch unabhängig sei Huawei deswegen noch lange nicht, hielt welt.de fest. Der Konzern habe nach eigenen Angaben im letzten Jahr elf Milliarden Dollar für Komponenten von US-Lieferanten ausgegeben. Von Huaweis wichtigsten Zulieferern komme jeder dritte aus den USA, darunter seien Firmen wie Qualcomm, Nvidia, Intel und Seagate.
Noch sei nicht klar, ob vom US-Bann auch Huawei-Zulieferer betroffen seien, die zwar ihren Sitz im Ausland haben, aber ihrerseits US-Technologie beziehen. Dazu würden Unternehmen wie TSMC, aber auch Japan Display, Sony und der Speicherhersteller Nanya Technology zählen.
Huawei entwickelt zwar einen Teil seiner Prozessoren selbst, doch produziert werden sie zu einem grossen Teil von TSMC in Taiwan.
Die grossen US-Chiphersteller müssten beträchtliche Einbussen hinnehmen, falls die Lieferstopps längere Zeit anhalten würden: Qualcomm mache mit Huawei etwa fünf Prozent seines Umsatzes, bei Broadcom seien es sechs Prozent, berichtete welt.de.
Bekanntlich lässt Apple seine iPhones in chinesischen Fabriken von Foxconn zusammenschrauben. Auch viele andere US-Unternehmen lassen in China billig produzieren.
TSMC ist auch ein wichtiger Apple-Partner und nach Intel und Samsung der weltweit drittgrösste Chiphersteller.
Huawei ist nicht nur der grösste und am schnellsten wachsende chinesische Smartphone-Hersteller, sondern auch der weltweit führende Entwickler von Infrastruktur für Mobilfunknetze. Huawei soll insbesondere bei der wichtigen 5G-Technologie einen Vorsprung gegenüber Rivalen wie Ericsson, Nokia (beide Europa) und Cisco (USA) haben. Ihre Technologie gilt als technologisch fortschrittlich und kostengünstig. Huawei liefert, wartet und betreibt die Technologie für Mobilfunknetze von Telekomfirmen auf der halben Welt, unter anderem auch von Sunrise. US-Firmen wie Cisco hingegen geraten im 5G-Markt ins Hintertreffen.
Trumps Trumpf: Huawei braucht nicht nur für seine Smartphones, sondern insbesondere für seine 5G-Basisstationen Hochfrequenzchips von zwei US-Firmen, gefertigt aus Siliziumkarbid. Die Chinesen sind also ausgerechnet bei ihrem Hauptgeschäft, der Mobilfunktechnologie, von den USA abhängig.
Trump wirft Huawei vor, mit seiner Netzwerktechnik könne China Spionage betreiben. Europäische Regierungen lehnten die Forderung der USA bislang jedoch ab, ebenfalls Sanktionen gegen Huawei zu erlassen bzw. auf die 5G-Technologie der Chinesen zu verzichten. Trump läuft somit Gefahr, seinen Feldzug gegen Huawei zu verlieren. Als Reaktion darauf zieht er die Schraube nun nochmals massiv an, um im Handelskrieg mit China den Druck zu verstärken.
Die Auswirkungen lassen sich noch nicht abschätzen.
Das Worst-Case-Szenario lässt nichts Gutes erhoffen: Die chinesische Regierung könnte Vergeltungsmassnahmen ergreifen gegen grosse US-Unternehmen, die sie empfindlich treffen, und so die Weltwirtschaft negativ beeinflussen.
Am vergangenen Freitag hat die US-Regierung Huawei und 70 seiner Tochterfirmen auf eine schwarze Liste gesetzt.
Damit ist es US-Firmen untersagt, ohne Genehmigung der US-Regierung Geschäfte mit Huawei und Co. zu tätigen.
Die Ankündigung folgte einem Dekret von US-Präsident Donald Trump, der am Mittwoch den nationalen Telekommunikationsnotstand ausgerufen hatte. Trump wirft Huawei vor, mit seinen Produkten könne Chinas Regime Spionage betreiben. Das Unternehmen weist dies zurück.
Die USA haben bislang keine konkreten Beweise vorgelegt, dass Huawei-Hardware nicht sicher ist, respektive Hintertüren («Backdoors») aufweist für chinesische Spione.
Mit einer angeblich auf US-Geheimdienst-Angaben basierenden Enthüllungsstory schreckten Bloomberg-Journalisten im Oktober 2018 die Techbranche auf. Doch die angeblich betroffenen US-Konzerne dementierten vehement. Apple und Amazon wiesen mit Nachdruck den Bericht zurück, wonach sie Spionage-Chips aus China in ihren Servern entdeckt hätten. Auch weitere Akteure bezweifelten den Bericht.
Spiegel Online berichtete bereits 2014, dass die NSA Huawei ausspioniert hatte. Der US-Geheimdienst hegte seit Jahren ein tiefes Misstrauen gegen den Tech-Giganten.
Spiegel Online stützte sich dabei auf vertrauliche Dokumente, die NSA-Whistleblower Edward Snowden publik gemacht hatte.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA
...ganz toll gemacht! 😒 Handelskriege sind ja so leicht zu gewinnen 🤦🏻♂️