Apple wird künftig den Zugang zu Original-Ersatzteilen nicht mehr so stark begrenzen wie bisher. Der US-Konzern kündigte am Mittwoch ein Programm zur Self-Service-Reparatur an. Dieser Beitrag beantwortet die wichtigsten Fragen.
Mit diesem überraschenden Schritt würden viele der Argumente entkräftet, die Apple und andere Unternehmen bislang gegen das Recht auf Reparatur («Right to repair») vorgebracht hätten, kommentierte Elizabeth Chamberlain, Direktorin für Nachhaltigkeit bei der Reparatur-Firma iFixit.
Im ersten Schritt können Besitzer eines iPhone 12 und iPhone 13 die wichtigsten Ersatzteile – nämlich Akku, Bildschirm und Kameramodul – direkt von Apple beziehen und auf eigene Faust austauschen. Zuvor hatten nur die rund 5000 autorisierten Service-Provider und 2800 unabhängige Reparaturanbieter Zugriff auf Original-Teile.
Die Preise für die Original-Ersatzteile und Werkzeuge gab Apple erwartungsgemäss noch nicht bekannt. Diese dürften zum Start des Programms kommuniziert werden.
Die Self-Service-Reparatur wird Anfang 2022 in den USA angeboten und soll im Laufe des Jahres 2022 auf weitere Länder ausgeweitet werden.
Ein genaues Startdatum für Europa konnte Apple am Mittwoch allerdings noch nicht nennen.
Das Self-Service-Reparatur-Programm soll später auch für Mac-Computer mit einem M1 Chip verfügbar sein.
Apple plant, insgesamt «mehr als 200 Einzelteile und Werkzeuge» auch an Privatpersonen zu verkaufen. Und es sollen auch Reparaturhandbücher erhältlich sein.
Apple reagiert damit zum einen auf Kundenwünsche und Forderungen von Konsumentenschützern. Es gab aber auch in der Politik kartellrechtliche Vorbehalte, die das System mit nur vergleichsweise wenigen Partner-Werkstätten in der Vergangenheit hervorgerufen hatte.
So wurde in manchen US-Bundesstaaten inklusive der Apple-Heimat Kalifornien ein «Recht auf Reparatur» samt Zugang zu Original-Ersatzteilen gefordert. Vor einem Jahr sprach sich das Europäische Parlament ebenfalls für ein «Recht auf Reparatur» aus, auch mit dem Ziel, die Nutzungszeiten von Smartphones zu verlängern.
Das neue Apple-Programm zur Self-Service-Reparatur umfasst nicht nur Ersatzteile, die den privaten Kunden zu gleichen Preisen wie den Profi-Werkstätten zur Verfügung gestellt werden sollen. Apple wird künftig auch den Zugang zu Spezialwerkzeug und Reparaturanleitungen ermöglichen, der bislang den lizenzierten Werkstätten vorbehalten war. Ein neuer Store werde mehr als 200 Einzelteile und Werkzeuge für die gängigsten Reparaturen anbieten.
Jeff Williams, Chief Operating Officer von Apple, sagte, in den vergangenen drei Jahren habe Apple die Anzahl der Standorte für Reparaturen mit Zugang zu Apple-Originalteilen, Werkzeugen und Schulungen fast verdoppelt. «Jetzt bieten wir eine Option für diejenigen, die ihre Reparaturen selbst durchführen möchten.»
Die unabhängigen Reparatur-Experten des US-Unternehmens iFixit kommentierten begeistert:
Geräte wie das aktuelle iPhone 13 lassen sich allerdings von Laien nicht so einfach reparieren wie beispielsweise die Modelle des niederländischen Herstellers Fairphone, bei dem für den Akkutausch nicht einmal ein Schraubendreher benötigt wird. Apple erklärte, die Self-Service-Reparatur richte sich «an technikversierte Personen, die über das Wissen und die Erfahrung zur Reparatur von elektronischen Geräten verfügen».
Für die überwiegende Mehrheit der Kundinnen und Kunden sei der Besuch eines professionellen Dienstleisters mit zertifizierten Technikern, die Apple-Originalteile verwenden, der sicherste und zuverlässigste Weg, um eine Reparatur durchzuführen.
(dsc/sda/awp/dpa)
Apple Ersatz-Kameramodul: 500$, ohne Arbeit
Es wird mit jeder Garantie zum Vorteil von Apple sein. In welcher Form auch immer.