Der Welt gehen die Chips aus – die Autobranche trifft es hart
Nachdem die Technologiebranche die ersten Auswirkungen der Coronapandemie überstanden hat, steigt die Nachfrage nach Tech-Bauteilen wieder an. Das zeigt sich vor allem bei den Chips: Auftragsfertiger kommen mit der Produktion kaum hinterher, Produzenten wie TSMC oder Mediatek vermelden Rekordumsätze. Insgesamt ist der Halbleitersektor gegenüber 2019 laut den Analysten von Gartner um 7,3 Prozent gewachsen – obwohl noch im März diverse Fabriken ihre Produktion teilweise komplett pausiert haben.
Wie es scheint, haben die Chipfertiger nach der ersten Coronawelle aber die rasch ansteigende Nachfrage unterschätzt. Verstärkt wurde dies durch drei Ereignisse, die sich nun ebenfalls negativ auf die Verfügbarkeit von Chips auswirkt:
- Da Huawei durch den US-Bann seit September 2020 keine 5G-Chips mehr fertigen lassen kann, hat das Unternehmen zuvor Millionen Chips auf Vorrat gekauft. Viele der während Corona verfügbaren Fertigungsstrassen dürften nur für Huawei produziert haben. 5G-Chips sind aber genau diejenigen, deren Nachfrage stark steigt.
- In Japan brannte im November eine der wichtigsten Chipfertigungsfabriken für Audiotechnik. Das 82-stündige Feuer hat erheblichen Schaden angerichtet und die ganze Fabrik lahmgelegt. Es dauert mindestens sechs Monate, bis die Produktion wieder startet.
- In Frankreich haben Gewerkschaften des europäischen Chipfertigers STMicroelectronics zum Streik aufgerufen. Obwohl der Konzern alleine im dritten Quartal 2020 eine Gewinnsteigerung von knapp 28 Prozent auf 241 Millionen verzeichnen konnte, gab es für die Angestellten keine Lohnerhöhung. Gleichzeitig verdienten die obersten 100 Topmanager durchschnittlich 200'000 Euro und erhielten Aktienanteile im Wert von 50'000, so der Vorwurf der Gewerkschaften.
Das alles führt nun dazu, dass Chips auf dem weltweiten Markt plötzlich begehrte Mangelware sind. Eine Branche, die momentan stark betroffen ist, ist die Autobranche. Nachdem die Absätze im Fahrzeugmarkt im Frühling 2020 eingebrochen waren, stellten viele Chipfertiger ihre Halbleiterproduktion auf Unterhaltungselektronik um. Als der Absatz im Herbst dann wieder anstieg, konnten die Chiphersteller nicht rasch genug liefern. Dies läge vor allem auch daran, das solche Bauteile Vorlaufzeiten von drei bis sechs Monaten benötigten, heisst es vom Autoteilezulieferer Hella Chips. Der Engpass habe in einigen Werken sogar zu einer Stop-and-Go-Produktion geführt.
Autohersteller müssen jetzt wegen ausbleibender Chiplieferungen zehntausende Angestellte in Kurzarbeit schicken. Alleine bei Audi seien etwa 10'000 Mitarbeiter betroffen. Audi werde die Fertigung in den Werken Neckarsulm und Ingoldstadt bis Ende Januar teilweise stoppen. Volkswagen hatte bereits im Dezember angekündigt, Teile der Produktion zwangsweise zu drosseln oder ganz zu stoppen. Auch Daimler hat mitgeteilt, dass man für ein Werk in Deutschland Kurzarbeit angemeldet habe.
Deutsche Autobauer sind aber nicht alleine betroffen. Aktuell werden weltweit bei allen grossen Autobauern Fertigungsstrassen abgeschaltet. Toyota hat Produktionslinien teilweise heruntergefahren, genauso wie Ford, Renault oder GM. Für Autobauer bedeutet dies einen erheblichen Produktionsrückgang. Volkswagen schätzt, dass alleine im Werk Emden in zehn Tagen rund 10'000 neue Autos weniger vom Band laufen könnten.
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(pls)


