Epstein-Files: Dieser Trick entfernt Schwärzungen in den Dokumenten
Kurz vor Weihnachten begann das US-Justizministerium damit, Dokumente in Zusammenhang mit dem Fall Jeffrey Epstein öffentlich zur Verfügung zu stellen.
Inzwischen hat die Behörde wohl zehntausende, wenn nicht hunderttausende Seiten über ihre Website hochgeladen. Zahlreiche Passagen dieser sogenannten «Epstein Files» waren zwar geschwärzt – doch in mehreren Fällen gelang es Usern, die vermeintlich zensierten Inhalte mit einfachen Mitteln lesbar zu machen.
Wie ist das möglich?
Wie mehrere US-Medien um Weihnachten berichten, darunter die «New York Times» und «Forbes», reichte es teilweise aus, markierte Textstellen aus dem veröffentlichten PDF zu kopieren und in ein anderes Dokument einzufügen. Grund dafür sei eine unzureichende technische Umsetzung der Schwärzungen:
- Statt die betreffenden Inhalte vollständig zu entfernen, wurde offenbar lediglich eine schwarze Grafikebene über den Originaltext gelegt. Der darunterliegende Inhalt blieb erhalten.
- Der Fehler wurde nicht bei allen Dokumenten gemacht – bei einigen taucht der geschwärzte Inhalt auch nach der Kopie nicht auf. Bei anderen fördert der Trick allerdings bemerkenswerte Informationen zutage.
Ein Beispiel: In einer Zivilklage gegen Epsteins Nachlassverwalter, eingereicht 2021 auf den Amerikanischen Jungferninseln, wurde eine Zahlung an einen Anwalt sichtbar, der laut den freigelegten Textteilen «in eine oder mehrere Zwangsehen unter Epsteins Opfern verwickelt» gewesen sein soll. Eigentlich darf das Ministerium Schwärzungen nur zum Schutz der Opfer vornehmen. Wie diese Schwärzung Epsteins Opfer schützen soll, ist nicht klar.
Wo ist das Problem?
Behörde warnt seit 20 Jahren
Ein Sprecher des US-Justizministeriums erklärte der «New York Times», dass die fehlerhaften Schwärzungen von anderen Parteien im Rahmen des Zivilverfahrens vorgenommen wurden. Die Behörde habe die Dokumente lediglich übernommen und veröffentlicht. Auf wie viele Dokumente sich das Problem erstreckt, ist unklar.
Technische Hinweise existieren seit Jahren: Bereits 2005 veröffentlichte die NSA einen Leitfaden, der vor typischen Fehlern bei der Schwärzung von Dokumenten warnt und sichere Vorgehensweisen erläutert. Experten wie das Sicherheitsunternehmen Redactable weisen darauf hin, dass PDF-Dateien oft mehrere Datenebenen enthalten, was eine korrekte Bearbeitung erschwert.
Brian Krassenstein, politischer Kommentator und Journalist, informierte am Tag der Veröffentlichung der neuesten Epstein-Akten durch das US-Justizministerium in einer Reihe von X-Postings, wie einzelne stark geschwärzte Dokumente «gehackt» werden konnten.
Obwohl man häufig von Hackerangriffen mit PDFs liest, ist das Portable Document Format selbst angreifbar. Laut «Forbes» war es «erschreckend einfach», mit seit Jahren bekannten, simplen Methoden vorzugehen.
Malware im Umlauf
Sicherheitsforscher warnen unterdessen auch vor inoffiziellen Versionen der Epstein-Dateien, die im Netz kursieren. Mehrere dieser Dokumente sind laut dem Analyseunternehmen Black Trace Analytics mit Schadsoftware versehen. Die PDF-Dateien werde demnach zunehmend von Cyberkriminellen für Angriffe missbraucht, unter anderem durch eingebettete Links oder Skripte.
Die weitverbreitete Nutzung von PDF-Dokumenten in der geschäftlichen Kommunikation mache sie zu einem nahezu perfekten Einfallstor für Cyberangriffe, da User den Empfang solcher Dokumente selten hinterfragen.
Was sind die Epstein-Files?
Jeffrey Epstein war ein sehr reicher US-Amerikaner. Der Investmentbanker hat viele Jahre Mädchen und Frauen sexuell missbraucht und sie auch anderen einflussreichen Männern vermittelt.
2019 starb Epstein in einer Gefängnis-Zelle in New York, unter nicht restlos aufgeklärten Umständen. Die Ermittler sprachen von Suizid.
2025 hat die US-Regierung damit begonnen, Ermittlungsakten zum Fall zu veröffentlichen. In diesen Epstein-Files sind etwa Fotos, Briefe oder Zeugenaussagen. Die Opfer des Sexualstraftäters haben schon lange die Veröffentlichung gefordert. Sie sagen, viele Menschen hätten von den Verbrechen gewusst. Das müsse alles aufgeklärt werden.
Jeffrey Epstein hatte auch viele berühmte und mächtige Freunde und Bekannte in der Politik, darunter der frühere US-Präsident Bill Clinton und der zweifache US-Präsident Donald Trump.
Im Wahlkampf um die Präsidentschaftswahl 2024 versprach Trump, die Epstein-Akten zu veröffentlichen. Nach seiner Wahl war er aber lange dagegen, bis der öffentliche Druck immer weiter zunahm. Bisher wurde nur ein Teil der Dokumente veröffentlicht. Und in diesen Akten sind viele Textpassagen und Fotos geschwärzt worden.
Das US-Justizministerium sagt, die Schwärzungen dienten dem Schutz von Betroffenen. Und es gelte die Unschuldsvermutung.
Quellen
- forbes.com: Hackers Unredact Epstein Files – What You Need To Know (26. Dez.)
- nytimes.com: Redacted Material in Some Epstein Files Is Easily Recovered (23. Dez.)
- justice.gov: Epstein Library
(dsc/t-online)

