Smartphones von Apple, Samsung, Huawei, etc. können über eine vom Handy-Hersteller eingerichtete Tastenkombination einen Notruf absetzen. Wer sich in einer Notsituation befindet und die Notrufnummer nicht wählen kann oder sich – beispielsweise im Schockzustand – nicht daran erinnert, kann so trotzdem jederzeit Hilfe rufen.
Das Problem: 68 Prozent der Schweizer wissen nicht, wie man auch bei gesperrtem Handy schnell per Tastenkombination einen Notruf absendet. Gar nur eine von fünf Personen hat medizinische Notfallinformationen für Rettungskräfte auf dem Handy hinterlegt. Und nicht mal jeder Dritte hat eine SOS-App installiert. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsportals Comparis. Befragt wurden über 1000 Personen in allen Regionen der Schweiz.
Wie du die Notfall-Funktionen bei iOS und Android aktivierst, haben wir kürzlich in diesem Artikel ausführlicher erklärt.
Im Notfallpass beim iPhone bzw. unter den Notfallinformationen bei Android lassen sich persönliche Daten eintragen, die bei einem Notfall Leben retten können: zum Beispiel Allergien, die eigene Blutgruppe und die Telefonnummer derjenigen Person, die im Notfall umgehend informiert werden soll. Etwa dann, wenn man nach einem Verkehrsunfall unter Schock steht und nicht ansprechbar ist.
«Das Handy ist oft der schnellste Weg für Rettungskräfte, wichtige Infos zu bekommen. Deshalb ist es absolut zentral, den Notfallpass bzw. die Notfallinformationen zu nutzen», findet Comparis-Digital-Experte Jean-Claude Frick. Der Angst vor einer Preisgabe sensibler Daten an Google oder Apple hält er entgegen: «Die Daten auf dem Notfallpass werden verschlüsselt und nur lokal auf dem Gerät abgespeichert.»
Bei neueren Smartphones können also die wichtigsten Notfallinformationen direkt auf dem Sperrbildschirm (Notruf-Button) angezeigt sowie Rettungsdienste und hinterlegte Notfallkontakte ohne Entsperrung angerufen bzw. per SMS informiert werden. Dies klappt aber nur, wenn man die Funktionen zuvor eingerichtet hat.
Allgemein können die Notfallinformationen oft direkt über den Sperrbildschirm eingerichtet werden, wenn man dort auf den Notruf-Button klickt. Leider ist das Einrichten nicht bei allen Herstellern einheitlich.
Weitere Infos zum Notfallpass gibt es hier.
Weitere Infos zu den Notfallinformationen bei Samsung-Handys gibt es hier.
Infos, wie man Notfallinformationen bei anderen Android-Handys (z. B. Sony, Nokia) einrichtet, gibt es hier.
Darüber hinaus nutzen laut Comparis nur 31 Prozent der Befragten (mehr Männer als Frauen) eine SOS-App wie Rega, Echo 112 oder Uepaa. «Über diese können Smartphone-Besitzer nicht nur den Rettungsdienst direkt alarmieren, sondern auch geortet werden. Bei manchen wird gleichzeitig eine hinterlegte Kontaktperson alarmiert», schreibt Comparis.
Das Nichtnutzen von Notfalleinstellungen oder Notfall-Apps könnte durch gute Kenntnis von Notrufnummern teilweise kompensiert werden. Aber auch hier hapert es: Zwar gaben 61 Prozent der Befragten an, die internationale Notrufnummer 112 zu kennen. Doch von diesen Personen, die zunächst angaben, die Notrufnummer zu kennen, hat danach ein Fünftel die 112 nicht als europäische Notfallnummer erkannt. Effektiv dürfte also höchstens jeder zweite Schweizer wissen, wie er (im Ausland) Hilfe rufen kann.
«Diese Ignoranz ist fahrlässig und gefährlich. Bei der Benutzung heutiger Smartphones sollte man sich nicht nur mit Funktionen wie der Kamera oder verschiedener Apps auskennen, sondern auch mit den Möglichkeiten bei einem Notfall», sagt Frick. Denn gerade im Notfall zähle jede Minute. «Wer zuerst an einer Unfallstelle die Notrufnummer surfen muss oder gar selbst verletzt ist, verliert wertvolle Zeit und gefährdet im schlimmsten Fall sogar Menschenleben.»
Frick empfiehlt die folgenden fünf Regeln zu beachten: Gerade jetzt, bevor man vielleicht in die Ferien fährt, wäre ein guter Moment dafür: