Am vergangenen Freitag, 13. März, erhielt Massimo Temporelli einen Anruf. Es war eine Bekannte von ihm, die Chefredaktorin einer lokalen Tageszeitung. Mit aufgeregter Stimme erzählte sie ihm, dass in einem Krankenhaus in Brescia dringend Ventile für ein Beatmungsgerät benötigt würden.
Es ging um Stunden.
Der Lieferant könne die Ersatzteile aus Kunststoff nicht rechzeitig liefern, erzählte die Journalistin. Ein dramatischer Engpass: Brescia liegt in Norditalien, in einer der am stärksten vom Coronavirus betroffenen Regionen.
Eines der schlimmsten Probleme, die die Coronavirus-Pandemie verursacht, ist die massive Anzahl von Menschen, die intensive Pflege und Sauerstoffzufuhr benötigen. Um möglichst viele Leben retten zu können, braucht es möglichst viele funktionierende Beatmungs- und Reanimations-Geräte.
Die Situation in Norditalien ist todernst, weil die Intensivstationen nicht mehr nachkommen mit dem Retten von schwerkranken Coronavirus-Patienten.
Dann nahm zumindest diese kleine Geschichte hier eine glückliche Wendung.
Massimo Temporelli leitet in Mailand ein sogenanntes «Fab Lab», das ist eine Werkstatt für Digitale Fabrikation, wo man mit 3D-Druckern und anderen modernen Fertigungs-Techniken experimentieren kann. Er setzte alle Hebel in Bewegung. Nach «tausenden Telefonaten» gelang es ihm, bei einer lokalen Firma einen 3D-Drucker für das Spital in Brescia zu organisieren. Dort konnten die dringend benötigten Kunststoff-Ventile innert Stunden nachproduziert werden.
Am darauffolgenden Tag, dem 14. März, erzählte Temporelli auf seinem Facebook-Profil voller Stolz, dass das gewagte Vorhaben funktioniert habe. Die 3D-Druck-Spezialisten konnten die Teile in ausreichender Menge fabrizieren.
Der italienische Technik-Journalist Davide Sher, der von der Geschichte erfuhr, kommentierte begeistert:
Er sei kein Held, betont der norditalienische Ingenieur und Unternehmer Cristian Fracassi, der mit seiner Firma den 3D-Drucker zur Verfügung gestellt hat und die Ventile in begrenzter Stückzahl produzieren konnte. In einem Facebook-Post vom vergangenen Sonntag schreibt er, dass ihm das mediale Tam-Tam um die Rettungstat zu weit gehe:
Die Geschichte, die unter anderem von der grossen italienischen Tageszeitung «La Stampa» aufgegriffen wurde, hat zahlreiche, überwiegend positive, Reaktionen ausgelöst.
Allen Beteiligten sei bewusst, dass es sich um einen höchst riskanten Technik-Einsatz handelte. Doch in der ausserordentlichen Notsituation konnten die Verantwortlichen nicht auf offizielle Ersatzteile warten. Man könne sich nicht der Bürokratie beugen, wenn Menschenleben auf dem Spiel stünden.
Tatsächlich hatte sich die Herstellerfirma wohl aus Haftungsgründen geweigert, den 3D-Drucker-Spezialisten Baupläne (Blaupausen) zur Verfügung zu stellen. Stattdessen wurden sie gewarnt, die aus dem 3D-Drucker stammenden Ventile zu verwenden, da diese nicht offiziell zertifiziert seien.
Zum Glück kam es anders.
Temporelli wird mit den Worten zitiert:
Im Internet laufen auch bereits Bestrebungen, 3D-Drucker und das vorhandene Know-how – falls erforderlich – weiter im Kampf gegen das Coronavirus einzusetzen.
Ein norditalienisches Krankenhaus, in einer der am schlimmsten vom Coronavirus betroffenen Regionen, benötigte dringend Ventile für ein Beatmungsgerät. Da der Lieferant die Ersatzteile aus Kunststoff nicht rechtzeitig liefern konnte, drohten Patienten auf der Intensivstation zu sterben.
Auf private Initative einer Journalistin hin sprangen Fachleute für 3D-Drucker ein und es gelang, trotz fehlender Blaupausen des Herstellers, solche Ventile zu produzieren.
PS: Und ja, es sind solche Geschichten, die in Krisenzeiten das Streben nach Menschlichkeit und Solidarität bestärken.