Digital
Deutschland

Ransomware: Erstmals «Cyber-Katastrophenfall» in Deutschland ausgerufen

Ein Landkreis bei Leipzig kann wegen einer Ransomware-Attacke vorübergehend keine Dienstleistungen mehr erbringen für die Bürgerinnen und Bürger.
Ein Landkreis bei Leipzig kann wegen einer Ransomware-Attacke vorübergehend keine Dienstleistungen mehr erbringen für die Bürgerinnen und Bürger. bild: watson / shutterstock

Erstmals «Cyber-Katastrophenfall» in Deutschland ausgerufen – das steckt dahinter

Es handelt sich um eine Ransomware-Attacke, wie sie zuletzt auch den Schweizer Vergleichsdienst comparis.ch betraf.
12.07.2021, 10:1405.11.2021, 09:34
Mehr «Digital»
«Die Situation ist beschissen, aber nicht hoffnungslos.»
Uwe Schulze (CDU), Landrat Anhalt-Bitterfeld

Eine Ransomware-Attacke auf den Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat zum Ende der vergangenen Woche den ersten «Cyber-Katastrophenfall» in Deutschland ausgelöst.

Die Verwaltung des Landkreises in Sachsen-Anhalt muss nach eigenen Angaben fast zwei Wochen lang ihre Dienstleistungen für die Bevölkerung weitgehend einstellen, weil Kriminelle das Computersystem am 6. Juli attackiert hatten.

«Wir sind praktisch vollkommen lahmgelegt», zitierte die Nachrichtenagentur Reuters am Samstag einen Sprecher. Der Landkreis mit rund 157'000 Einwohnern könne unter anderem keine Sozialleistungen mehr auszahlen.

Der Katastrophenfall gebe dem Landrat die Möglichkeit, schneller zu entscheiden und Hilfe anzufordern. Der letzte Katastrophenfall sei im Jahr 2013 wegen des Hochwassers ausgerufen worden.

Erneut Ransomware-Attacke

Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) teilte am Samstag mit, dass es eingeschaltet wurde und vor Ort sei. «Es gab in Deutschland schon Angriffe auf Kommunen, aber keine, die daraufhin einen Katastrophenfall ausgerufen hat», sagte eine Sprecherin.

Zu den Angreifern wollte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld zunächst mit Verweis auf die polizeilichen Ermittlungen keine Angaben machen. In Sicherheitskreisen wurde schnell vermutet, dass es sich um Online-Erpressung handle, respektive eine weitere Ransomware-Attacke.

Am Dienstag seien mehrere Server des Landkreises aus unbekannter Quelle infiziert worden, berichtete mdr.de. In der Folge sei in der Verwaltung eine noch nicht bekannte Menge von Daten verschlüsselt worden. Derzeit konzentriere man sich auf drei Schwerpunkte, wurde der Politiker Uwe Schulze (CDU), abtretender Landrat in Anhalt-Bitterfeld, zitiert:

  • «Zum einen wird nach der genauen Quelle für die Infizierung gesucht. Derzeit wird eine Microsoft-Sicherheitslücke bei den Druckern vermutet.»
  • Zweitens werde am Wiederaufbau der IT-Infrastruktur gearbeitet, damit drittens schnellstmöglich die Dienstleistungen für die Bürger wieder zur Verfügung stehen.

In der Vorwoche hatte eine Ransomware-Attacke der Erpressergruppe REvil in den USA und anderen Staaten Hunderte Firmen betroffen. Am vergangenen Freitag wurde der Schweizer Internet-Vergleichsdienst Comparis angegriffen und musste vorübergehend vom Netz gehen.

Quellen

(dsc)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die bösartigsten Computer-Attacken aller Zeiten
1 / 16
Die bösartigsten Computer-Attacken aller Zeiten
Der Lösegeld-Trojaner «WannaCry» geht als bislang grösste Ransomware-Attacke in die IT-Annalen ein. Früher war aber nicht alles besser, im Gegenteil! Wir zeigen dir eine Auswahl der schlimmsten Malware-Attacken ...
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wenn Google Schweizer Memes vorliest ...
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
manta
12.07.2021 10:58registriert November 2016
Jetzt scheints langsam richtig los zu gehen. Stellt euch mal vor, die nächsten Ziele wären Bahnunternehmen, Flughafenbetreiber, Postdienste, Militärbasen, Krankenhäuser oder … Amazon 🙊
Ok, Amazon wär nicht so schlimm, aber zumindest spannend zu sehen was für Bezos' das Lösegeld betragen könnte.
324
Melden
Zum Kommentar
avatar
homo sapiens melior
12.07.2021 13:15registriert Februar 2017
Seit Covid werden auch immer öfter Krankenhäuser attackiert. Also vergesst diese Macho-Jets und investiert das Geld vernünftig in den Schutz der Infrastruktur. Warum haben wir nur Leute in der Regierung, die nicht in der Lage sind das zu verstehen?
2811
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pafeld
12.07.2021 12:18registriert August 2014
Mit ein bisschen Glück lenken unsere neuen Kampfjets von unserer fragilen Infastruktur ab.
2611
Melden
Zum Kommentar
17
Peinlich oder genial? SP-Politiker will Thuns TikTok-Kanal einstampfen
Politik vs. Memes: Warum die SP-Fraktion die Stadt Thun dazu bringen will, ihren TikTok-Kanal abzuschalten.

Man stelle sich einmal das folgende Szenario vor: Die Stadt Thun im Berner Oberland, bekannt für das imposante Schloss und die türkisfarbene Aare, betreibt seit zwei Jahren einen TikTok-Kanal. Auf dem Kanal werden regelmässig Ereignisse, Videos und Bilder aus Thun auf lustige und kreative Art mit den aktuellsten Internettrends und Memes kombiniert. Gelegentlich auch mit ernstem Ansatz, etwa wenn ein Gemeinderat in einem Video gespickt mit vielen Jugendwörtern erklärt, wie man seinen Abfall korrekt entsorgt.

Zur Story