Ukrainische Zivilisten kämpfen gegen Putin – und haben eine klare Botschaft für uns
Wegen der nur zögerlich erfolgenden und zum Teil ganz ausbleibenden Hilfe aus dem Westen sind viele Ukrainerinnen und Ukrainer von sich aus tätig geworden. Sie versuchen, den Mangel an Munition und Waffen mit unkonventionellen Ideen und innovativer Technik auszugleichen.
Dieser Artikel entstand in Kooperation mit der gemeinnützigen, staatsunabhängigen Organisation PR Army. Das ist ein Zusammenschluss von Kommunikationsfachleuten, PR-Spezialisten und Journalistinnen in der Ukraine. Ihr Ziel ist es, die Welt über den russischen Angriffskrieg und dessen Folgen für das überfallene Land aufzuklären.
Auf eigene Initiative schreibt die PR Army Medien im Westen an und vermittelt Interessierten den Kontakt zu ukrainischen Experten, Behörden und Augenzeugen.
In einer Serie gibt watson die Schilderungen von Zivilistinnen und Zivilisten wieder, die nicht an der Front kämpfen, sich aber entschieden haben, die Verteidigung ihrer Heimat mit eigenen Mitteln freiwillig zu unterstützen.
Wir haben ihnen folgende Fragen gestellt:
- Woher nehmen sie den Mut und die Kraft, sich gegen die russischen Invasoren zu wehren?
- Was erwarten und erhoffen sie sich für die Zukunft?
- Haben sie eine persönliche Botschaft an die Menschen in der Schweiz?
Den Anfang macht Violetta Oliinyk.
Von der Schmuck-Designerin zur Drohnen-Bauerin
Violetta Oliinyk hat fast ihr ganzes Leben lang mit Schmuck gearbeitet – bis die Russen einfielen, und nun arbeitet die Ukrainerin statt mit Edelsteinen mit Kriegsgerät.
Als männliche Familienangehörige an die Front gingen, lernte Violetta, sogenannte FPV-Drohnen für die Aufklärung und den Kampf zusammenzubauen – und sie hat die ukrainische Armee seit letztem Herbst mit 23 Drohnen beliefert.
Bescheiden sagt sie:
Was tun, wenn die halbe Familie an der Front ist
Es gebe für sie viele Gründe, sich weiterhin als Freiwillige zu engagieren und der ukrainischen Armee in ihrem Abwehrkampf zu helfen, sagt Violetta.
Der zweite Grund sei ihre Familie. Zwei ihrer Brüder und der Vater hätten sich im Februar 2022 freiwillig zur Verteidigung der Ukraine gemeldet, und sie habe daraufhin begonnen, sie und ihre Einheiten zu unterstützen, etwa bei der Versorgung mit der notwendigen Munition, Lebensmitteln, etc.
Die Versorgungslage sei zwar viel besser, seit die Männer in der regulären Armee Dienst leisten, es gebe aber viele Dinge, bei denen die Soldaten Unterstützung brauchten.
Was ihre Erwartungen für die Zukunft betrifft, gibt sich Violetta keinen falschen Hoffnungen hin. Es hänge alles von den Massnahmen der Verbündeten im Ausland ab.
Die Ausstattung der Kämpfer mit moderner Technik werde dazu beitragen, einen gewissen Anteil an menschlichen Verlusten zu vermeiden, sagt die Ukrainerin. Sie hofft, dass sich viele Soldaten ausruhen, psychisch rehabilitieren und neue Kräfte sammeln können. Viele von ihnen seien seit über zwei Jahren ununterbrochen an der Front.
Wenn die westliche Unterstützung allerdings auf dem aktuellen Niveau bleibe, dann ahne sie Böses.
Ihre Botschaft an uns
An die Menschen in der Schweiz gerichtet, hat die junge Ukrainerin warnende Worte:
In der Ukraine hat fast niemand geglaubt, dass eine Invasion im grossen Stil beginnen könnte. Wir dachten, es wäre ‹nur ein Aufflackern an der Demarkationslinie›, aber innerhalb weniger Stunden waren die Besatzer in friedlichen Städten und umzingelten die Hauptstadt.»
Ihre eindringliche Botschaft:
