Wer schon mal ein Auto gemietet hat, kennt die damit verbundenen Umtriebe: Das Fahrzeug muss am Standort X des Vermieters abgeholt und an den gleichen oder einen anderen Standort des Vermieters retourniert werden.
Doch in Zukunft kommen Mietwagen zu uns nach Hause, respektive an den Ort, an den man sie per App hinbestellt. Und dabei sitzt nicht mal mehr ein Mensch drin.
In den USA ist die Zukunft bereits hier.
Das deutsche Start-up Vay sieht Telefahren als Alternative zum autonomen Fahren und hat nun in Las Vegas einen entsprechenden Service gestartet, auch wenn dieser geografisch noch ziemlich eingeschränkt ist. Europa soll folgen.
Die Berliner Firma Vay lanciert in der amerikanischen Wüstenstadt Las Vegas einen Mietwagen-Service, bei dem das Auto ferngesteuert zur Kundschaft gebracht wird. Danach setzen sich die Mietwagen-Besteller ans Steuer – und können das Fahrzeug am Ende der Fahrt entweder selbst parken oder wieder an einen sogenannten Telefahrer übergeben.
Telefahrer sind Vay-Angestellte, die die Wagen vom Computerbildschirm aus per Mobilfunk fernsteuern – dafür sitzen sie an der Teledrive-Station vor mehreren Bildschirmen:
Per Smartphone-App. Im US-amerikanischen App-Store von Apple ist die Vay-App fürs iPhone (iOS) verfügbar. Die Android-Version folge, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.
Abgerechnet wird im Minutentakt, wie Vay zum Start des Dienstes am Mittwoch mitteilte. Fahren kostet 30 US-Cent die Minute und während Zwischenstopps zum Beispiel zum Einkaufen werden 3 US-Cent pro Minute berechnet.
Vay arbeitete rund fünf Jahre an der Technologie und rüstete die eingesetzten Autos von Kia unter anderem mit zusätzlichen Kameras und Steuertechnik aus. Der Preis dafür liegt laut Vay-Mitgründer und Chef Thomas von der Ohe im vierstelligen Bereich pro Fahrzeug.
Es handelt sich offenbar um eine Flotte von E-Autos, konkret um vollelektrische Kia Niro EV, wie aus Medienberichten hervorgeht. Auf der Vay-Firmen-Website finden sich keine Angaben zu den eingesetzten Fahrzeugmodellen.
Nein. Noch nicht.
«Parallel zum Launch in den USA läuft der Genehmigungsprozess in Deutschland weiter», teilt Vay mit.
Im Herbst 2021 sei man eine Partnerschaft mit der Stadt Hamburg eingegangen, mit dem Ziel, dort den ersten ferngesteuerten Mobilitätsdienst Deutschlands einzuführen.
Wann der offizielle Start erfolgt, ist nicht bekannt. Seit 2022 hat das Start-up von den Hamburger Behörden eine Ausnahmegenehmigung, um ein Auto auf bestimmten öffentlichen Strassen ohne Sicherheitsfahrer an Bord zu leiten.
In Las Vegas startet Vay zunächst mit «einer Handvoll» Fahrzeuge im Uni-Viertel der Stadt und will die Verfügbarkeit des Dienstes schrittweise ausbauen. Das Ziel sei, den Kundinnen und Kunden im Schnitt binnen fünf Minuten ein Fahrzeug bereitzustellen.
Für die Zukunft sieht der Vay-Co-Gründer neue Geschäftsmöglichkeiten, weil in immer mehr Fahrzeugen nicht nur ausreichend Kameras, sondern auch digitale Steuertechnik direkt ab Werk eingebaut werden. Damit müsse nur noch die Übertragungstechnik zum Telefahren hinzugefügt werden.
Praktisches Beispiel: Dann könne man sich etwa vorstellen, sich nach einem Restaurantbesuch im eigenen Auto von einem Telefahrer nach Hause bringen zu lassen. Vay sei im Gespräch mit Autoherstellern, sagte von der Ohe.
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
(dsc)
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