Eine Gruppe Vermummter hat am Samstagabend das Gebäude der deutschen Facebook-Zentrale in Hamburg attackiert. Bis zu 20 Personen warfen Rauchbomben und Farbbeutel auf das Gebäude, meldete die Nachrichtenagentur DPA unter Berufung auf die Polizei.
Fensterscheiben seien mit Steinen eingeschlagen worden. An eine Wand kritzelten die Angreifer den Schriftzug «Facebook Dislike». Verletzt wurde niemand, die Täter flüchteten zu Fuss.
Auf Nachfrage von «Spiegel» Online sagte ein Polizeisprecher, Art und Weise des Vorgehens deuteten auf Täter aus der linksextremen Ecke hin. Daher habe der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.
Vermummte bewerfen Facebook-Zentrale in Hamburg mit Farbe und Steinen https://t.co/9l9K8rvbBV via @abendblatt (ima) pic.twitter.com/sD9Gk35dBU
— dpa (@dpa) 13. Dezember 2015
Auf der Szene-Webseite linksunten.indymedia.org folgte am Sonntagmittag die Bestätigung: Man habe «die Glasfront der Deutschlandzentrale von Facebook ‹zerhackt›», schrieben die anonymen Autoren und begründeten den Angriff mit dem fragwürdigen Geschäftsmodell und -gebaren des Konzerns.
In ihrer umfangreichen Stellungnahme erinnern die Unbekannten auch an das psychologische Experiment, bei dem die Stimmung von Hunderttausenden Facebook-Nutzern manipuliert wurde.
Weit übers Ziel hinaus schiessen die Facebook-Kritiker allerdings bei einem anderen Vorwurf. Sie behaupten, das Unternehmen kooperiere mit dem US-Geheimdienst NSA, um regierungskritische Veranstaltungs-Infos und Direktnachrichten zwischen Facebook-Mitgliedern zu manipulieren. Dies würden Dokumente des Whistleblowers Edward Snowden belegen. Das Ziel der «Operation SPORA» sei es, Demonstrationen zu verhindern. Betroffen seien auch andere populäre Dienste, wie zum Beispiel WhatsApp und Google Hangouts.
Dumm nur, dass es sich dabei um einen 1.-April-Scherz des deutschen Techportals heise.de handelt. In der Kommentarspalte weisen Besucher genau darauf hin – doch die Verfasser des Anti-Facebook-Pamphlets sahen sich bislang nicht veranlasst, die nachweislich falschen Behauptungen zu korrigieren, respektive zu löschen.
Und was lernen wir daraus? Facebook ist unbestritten ein mächtiger Datenkrake mit fragwürdigen Geschäftsmethoden, wie nicht zuletzt der Kampf des österreichischen Studenten Max Schrems gezeigt hat. Trotzdem ist es auch ausserhalb des weltgrössten Online-Netzwerks dringend erforderlich, Online-Informationen kritisch zu hinterfragen. Vor allem dann, wenn sie perfekt ins eigene Weltbild passen.