Facebooks Software auf Basis künstlicher Intelligenz, die in Livestreams auf der Plattform unter anderem Gewalt erkennen soll, hat beim Video des Massakers von Christchurch nicht reagiert.
«Um das zu erreichen, müssen wir unsere Systeme erst mit grossen Mengen von Daten von genau solchen Inhalten versorgen – was schwierig ist, da solche Ereignisse dankenswerterweise selten sind», liess Facebook in einem am Mittwoch veröffentlichten Newsroom-Beitrag verlauten.
Der oben geschilderte Ansatz funktioniert laut den Facebook-Verantwortlichen sehr gut in Bereichen wie Nacktheit, terroristische Propaganda und auch grafische Gewalt. Also dann, wenn es eine Vielzahl von Beispiel-Videos gibt. Denn damit kann der Filter-Algorithmus trainiert werden.
Eine weitere Herausforderung für die Video-Erkennungs-Software sei, echte Gewalt von der Übertragung von Videospiel-Szenen zu unterscheiden. «Wenn unsere Systeme zum Beispiel bei tausenden Stunden von Livestreams aus Videospielen Alarm schlagen würden, könnten unsere Prüfer die wichtigen Videos aus der realen Welt verpassen», bei denen Facebook Helfer alarmieren könnte.
Der Attentäter, der am vergangenen Freitag 50 Menschen bei Angriffen auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch tötete, übertrug die Attacke in Echtzeit beim Dienst Facebook Live.
Das Unternehmen bekräftigte frühere Angaben, wonach der 17-minütige Livestream von weniger als 200 Nutzern gesehen wurde und der erste Nutzerhinweis 12 Minuten nach dem Ende der Übertragung das Online-Netzwerk erreichte. Nach dem Ende eines Livestreams bleibt eine Aufzeichnung verfügbar.
Nach wie vor bleibt unklar, wie lange das ursprüngliche Video des Angreifers online war, bevor es von Facebook entfernt wurde. Das Online-Netzwerk erklärte, dass der Hinweis schneller bearbeitet worden wäre, wenn jemand das Video noch während des Livestreams gemeldet hätte.
Das ursprüngliche Video sei rund 4000 Mal gesehen worden, lässt Facebook verlauten – zur späteren Verbreitung habe aber beigetragen, dass mehrere Nutzer Kopien bei anderen Diensten hochgeladen hätten.
Facebooks Software blockierte in den ersten 24 Stunden zwar 1.2 Millionen Versuche, das Video erneut hochzuladen – liess aber auch rund 300'000 Uploads durch. Das liege unter anderem daran, dass man es mit über 800 veränderten Varianten des Videos zu tun gehabt habe.
(dsc/sda/dpa)
Verhindern, dass man das Video findet, kann man sowieso nicht...
Klar ist es Fakt, dass es in der Facebook-Timeline nichts zu suchen hat. Man muss aber auch sagen, dass die Zensur dieses Videos eigentlich nicht die Hauptdiskussion sein sollte, sondern wie man solche Taten unterbindet.