Die Hoffnungen in «Destiny» waren gross. Von den Entwicklern der «Halo»-Serie erwarteten nicht nur hartgesottene Fans den nächsten Megahit. Den Hype geschürt hat besonders Publisher Activision mit einer Multimillionen-Dollar-Werbekampagne. Dazu wurde das Spiel im Vorfeld in den Himmel gelobt mit einem geplanten Lebenszyklus von zehn Jahren. Etwas, das die wenigsten Games schaffen. Mit 500 Millionen Dollar Budget war die Ausgangslage für «Destiny» mehr als rosig. «GTA V» hat mit 200 Millionen Dollar weniger als die Hälfte gekostet. Und der Erfolg scheint «Destiny» recht zu geben. Bereits am ersten Tag sollen die gesamten Ausgaben wieder eingespielt worden sein, gab Activision bekannt. Uns Gamern nützt das herzlich wenig.
Die ersten Anzeichen, dass der Sci-Fi-Weltraum-Shooter nicht hält, was er verspricht, war die Entscheidung des Entwickler Bungies, keine Review-Exemplare im Vorfeld zu verteilen. Die Begründung lautete: Das echte Spielerlebnis sei erst zu haben, wenn genug Spieler die Welt bevölkern. Das mag auf ein echtes MMO-Spiel (Massiv Multiplayer Online) wie «World of Warcraft» zutreffen, wo Hunderte von Usern gleichzeitig einen Ort bevölkern. Auf den verschiedenen Planeten in «Destiny» befindet sich aber nur jeweils eine Handvoll anderer Gamer in der selben Instanz. Wenige Tage nach der Veröffentlichung trudelten dann auch die ersten ernüchternden Reviews ein. Sowohl Polygon, Giant Bomb oder auch The Escapist sehen zwar Potenzial, die Begeisterung eines «Halos» kann «Destiny» aber nicht erreichen.
Das Problem ist das gleiche wie bei vielen anderen Blockbuster-Games – man riskiert zu wenig. Egal ob «Call of Duty», «Assassin's Creed» oder ein beliebiges EA-Sportspiel, der Entwickler geht auf Nummer sicher und beschränkt sich auf Bewährtes. Was in gewisser Weise auch verständlich ist. Wer will schon eine halbe Milliarde Dollar in den Sand setzen? Dadurch erhalten wir zwar hochwertig produzierte Produkte, das Spielerlebnis bleibt aber hartnäckig durchschnittlich. Es ist das Gleiche wie mit bekannten Hollywood-Filmen. Man kriegt kurzweilige und anspruchslose Unterhaltung serviert und das Fazit lautet: «War ganz ok». Damit sollten wir uns nicht zufrieden geben. Die Realität sieht anders aus. Wir tun es trotzdem. Immer wieder. Jahr für Jahr.
Auch ich muss mir an die eigene Nase fassen. Denn trotz offensichtlicher Unzulänglichkeiten macht mir «Destiny» genug Spass, dass ich den Kauf keine Sekunde bereue. Niemand muss oder wird sich schämen, weil er auf seichte Unterhaltung steht. Und wem es nach dem Weltraumabenteuer wieder nach etwas Ausgefallenerem dürstet, der bedient sich einfach in der stetig wachsenden Schublade von Indie-Games. Auf eine gesunde Mischung kommt es an.