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Google: So umgehst du KI-generierte Suchmaschinenangaben

Generative KI versaut uns das Googeln – diese einfache Lösung hilft

Das jüngste Google-Fiasko rund um irreführende Suchmaschinenangaben in den USA zeigt, was uns auch schon bald blühen könnte. Doch das muss nicht sein. Hier erfährst du, wie Googeln wieder Spass macht.
30.05.2024, 19:5231.05.2024, 14:14
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Die KI-Expertin Emily M. Bender warnt seit Jahren davor. Und spätestens nach dem jüngsten Google-Fiasko sollten es auch die grössten ChatGPT-Fans einsehen: Generative künstliche Intelligenz macht dumm.

Ok, das war jetzt – zugegeben – polemisch. Und doch ist es nicht von der Hand zu weisen. Die grossen Techkonzerne bauen mittlerweile gefühlt überall KI-Funktionen ein und vergessen die Bedürfnisse der User. Wie etwa der Wunsch nach verlässlicher Information.

«Bei der Informationssuche geht es um mehr als nur darum, möglichst schnell Antworten zu erhalten.»
Emily Bender

Wo ist das Problem?

KI-generiertes Bild einer Google-Nutzerin
Wenn dich die Google-Suche zum Kochen bringt ...ki-generiertes Bild: dall-e / watson

Google, Microsoft, OpenAI und Co. versuchen, sich mit ihren «KI»-Systemen zwischen Informationssuchende und Informationsanbieter im Internet zu schieben.

Generative künstliche Intelligenz taugt jedoch nicht als Suchmaschine. Denn ChatGPT und andere KI-Chatbots, die schnelle Antworten auf User-Fragen liefern sollen, weisen wegen ihrer Funktionsweise zwei grundlegende Probleme auf. KI-Expertin Bender erklärt:

  • Erstens generieren diese Systeme ihre Antworten direkt, dadurch wird jedoch der in der Online-Informationsbeschaffung wichtige Schritt übersprungen, den Usern eine Auswahl von Quellen anzuzeigen, in denen sie geeignete Informationen finden. Wenn dieser Kontext wegfällt, geht viel Information verloren.
  • Zweitens generieren solche Systeme Antworten «in natürlicher Konversationssprache, etwas, das wir sonst nur mit anderen Menschen erleben». Und diese künstliche, aber täuschend menschlich wirkende Sprachausgabe, wiegt uns in falscher Sicherheit. Im schlimmsten Fall glauben wir Bullshit, weil er gut klingt.
«Eine News-Website funktioniert nur als News-Website und ein satirischer Blog funktioniert nur als satirischer Blog, weil ihr Publikum sie als diese Dinge versteht.»
Emily Bender

Ein wichtiger dritter Punkt betrifft das freie Internet (und damit auch das kostenlose Newsportal watson): Wenn die grossen Suchmaschinen – allen voran das übermächtige Google – «Antworten» direkt anzeigen, dann besuchen die User nicht mehr die Webseiten, von denen die relevanten Informationen eigentlich stammen. Dies kann verheerende wirtschaftliche Folgen haben. Denn jeder Informationsanbieter ist darauf angewiesen, dass ihm das Publikum wertvolle Klicks und Zeit schenkt.

Was du JETZT tun solltest

Generative künstliche Intelligenz ist nicht nur selbst dumm, sie kann auch ihre User dumm machen. Etwa dann, wenn wir wichtige Fähigkeiten und Strategien zur Beschaffung von verlässlichen Informationen verlernen und uns alles von der KI vorkauen lassen.

Aber hast du gewusst, dass die Google-Suche auch noch in reiner Form, so wie früher, verfügbar ist? Mehrere watson-User haben bei einem früheren Artikel zur Problematik (siehe unten) bereits darauf hingewiesen. Statt fragwürdiger «AI Overviews» werden Trefferseiten angezeigt, die eine Liste von passenden Links enthalten.

Die grundlegende Google-Suche war nie weg. Der Alphabet-Konzern hat sie einfach versteckt und stattdessen auf grossmäulige KI-Ankündigungen gesetzt. Man kann sie jedoch einfach zurückholen:

Indem man beim Googeln (im Browser-Fenster) ein paar Zeichen hinzufügt – konkret «udm=14» (ohne Anführungszeichen)– gelangt man direkt zur Treffer-Liste.

Und diese abgespeckte Google-Suche lässt sich im bevorzugten Webbrowser automatisiert nutzen. Indem man eine benutzerdefinierte Suchfunktion hinzufügt:

Google-Suche ohne Schnickschnack.
Google-Suche ohne Schnickschnack.Screenshot: watson

So geht's

  • 1. Gehe im geöffneten Browser, zum Beispiel Google Chrome oder Brave, zu den Einstellungen und suche dort den Menüpunkt «Suchmaschine».
  • 2. Nun klickst du auf «Suchmaschinen und die Websitesuche verwalten».
  • 3. Jetzt erstellst du eine eigene «Websitesuche» über den «Hinzufügen»-Button.
  • 4. Lege einen Namen (wie Google ohne Schnickschnack) und ein Kürzel fest. Dann gibst du ins URL-Feld darunter folgenden Text ein: https://www.google.com/search?q=%s&udm=14
  • 5. Dies als Standardsuche festlegen.

Für den Firefox-Browser ist das über eine Gratis-Erweiterung (Add-on) möglich, verfügbar bei GitHub.

Beim Apple-Browser Safari lassen sich standardmässig keine benutzerdefinierten Suchmaschinen hinzufügen, hier braucht's mehr Aufwand, wie hier erklärt wird.

Quellen

Die Vorgeschichte

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das Internet
30.05.2024 20:26registriert August 2020
Mir wäre all das KI-Gedöns, welches uns gerade von allen Seiten aufgezwungen wird, völlig wurscht. Manches ist durchaus auch nützlich. Was ich aber gerne hätte, ist eine Deklarationspflicht. Ich möchte gerne wissen, welcher Anteil eines Textes, eines Songs, eines Fotos oder was auch immer, KI-generiert ist. Zudem sollten KIs auf Anfrage genau ausweisen können, von welchen Quellen sie gelernt haben. Sonst werden uns ChatGPT und Konsorten bald diktieren, was als Wahrheit zu definieren ist.
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Fernrohr
30.05.2024 20:10registriert Januar 2019
...oder nutzt ganz einfach Duckduckgo!
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Cpt. Jeppesen
30.05.2024 21:10registriert Juni 2018
Ich möchte eigentlich die KI nicht KI nennen, denn das ist sie nicht. Worüber im Artikel diskutiert wird sind Large Language Models (LLM). Sogenannte KI ist auch nicht neu, die gibt es in jedem Game seit es Computergames gibt, als NPCs, mal gut, mal weniger gut.
Dahingestellt, das Problem ist, wenn ich keine Ahnung von einem Thema habe, aber spezifische Fragen zum Thema an ein LLM stelle, dann muss ich glauben was da heraus kommt. Aber das gleiche Problem habe ich auch mit Suchmaschinen, ich kann das Ergebnis nur brauchen wenn ich Ahnung von der Materie habe.
Fachwissen bleibt unentbehrlich.
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