«Baden Sie. Dann: Zahlen Sie!» So verhöhnt eine Vereinigung verärgerter Steuerzahler die neuste Erfindung des französischen Fiskus. Der setzt nun Luftbilder ein, um nicht deklarierte Privatschwimmbäder ausfindig zu machen.
Möglich macht es eine Software namens «innovativer Grund und Boden», die mit Künstlicher Intelligenz arbeitet. Beim Testversuch in neun Departementen an der Côte d'Azur, der Ardèche, in der Bretagne und Savoyen entdeckte das mit Google entwickelte Dispositiv auf Anhieb 20'000 klandestine Wasserbecken.
Sie am Fiskus vorbei zu bauen, ist eine französische Spezialität wie das Schneckenessen. Nicht von ungefähr spült der Test nach Angaben der Steuerdirektion DGFiP rund zehn Millionen Euro in die Kasse der betroffenen Gemeinden.
Die Software kostete zwar selber 24 Millionen Euro, sie soll aber schon nächstes Jahr amortisiert sein. Denn der Fiskus weitet den Versuch nun auf das ganze Land aus. Neu sollen ihm auch steuerpflichtige Veranden, Terrassen oder Anbauten ins digitale Adlerauge stechen. Das soll den Ertrag im kommenden Jahr auf 40 Millionen vervierfachen.
Zumal der Pool-Verkauf in Frankreich boomt. Die Hersteller vermelden gerade zweistellige Zuwachsraten. Viele Bürgerinnen und Bürger zögen sich heute in ihr Landgut zurück und arbeiteten von zuhause aus, erklärt sich Marktleader Desjoyaux den Trend. Homeoffice mit den Zehen im türkisblauen Wasser – was will man mehr?
Bloss – da ist noch ein gegenläufiger Trend. Ein Ökotrend. Frankreich hat einen extremen Dürresommer hinter sich, und vielen Gemeinden, Flüssen und Stauseen ist das Wasser schlicht ausgegangen. Die Pool-Bewirtschaftung wurde deshalb landauf, landab eingeschränkt, wenn nicht untersagt. Grünen-Chef Julien Bayou regte sogar ein Verbot privater Schwimmbäder an. Angesichts des Aufschreis von drei Millionen Pool-Besitzern in Frankreich musste er wieder zurückkrebsen. Dafür begrüsst er die neue Spürsoftware des Fiskus. Sie ist zwar nicht aus Klimagründen geschaffen worden, passt aber in die Epoche.
Die widerspenstigen Pool-Besitzer geben sich nun auch grün – auf ihre Art. Das Finanzportal francetransactions.com empfiehlt, den Pool mit einer «grünen Schwimmbad-Abdeckung» zu kaschieren, wenn er gerade nicht benützt werde. Den Drohnen- oder Satellitenaugen soll so ein (steuerfreies) Rasenstück vorgegaukelt werden. Das nennt sich dann wohl künstliche Gegenintelligenz.
(aargauerzeitung.ch)