Ein Fussballspiel, bei dem man den Schiedsrichter treffen muss. Der heimliche Wunsch vieler Ballbegeisterter stammt ausgerechnet von jemandem, der selber nicht viel mit dem Sport anfangen kann. Seit kurzem ist das iPhone- und iPad-Game «Kind of Soccer» erhältlich. Der Kopf dahinter, der Luzerner Gamedesigner Christian Schnellmann, erklärt im Interview, warum auch Sportverweigerer mit seinem Spiel Spass haben.
Wieso bloss eine Art («Kind of») Fussball und nicht echtes Fussball?
Christian Schnellmann: Mit echtem Fussball kann ich nicht viel anfangen. Darum habe ich eine Alternative für mich entwickelt. Ich wollte schon lange ein Sportspiel machen, weil ich als Spieler zu diesem Genre bis jetzt noch keinen Zugang gefunden habe.
Worum geht es in «Kind of Soccer»?
Es ist ein sehr einfaches Game, das man auch schnell zwischendurch spielen kann. Mit der eigenen Mannschaft versucht man, den Schiedsrichter abzuschiessen. Am Anfang ist man allein, später funkt ein gegnerisches Team dazwischen. Die Spieler können sich den Ball zuspielen, aber nicht herumrennen. Das war ein bewusster Entscheid, um das Spiel einfach zu halten. Sportspiele haben sich nach Jahrzehnten auf den Konsolen ständig weiter entwickelt und sind immer komplexer geworden. Mein Ziel war es daher, das Spielprinzip simpel zu halten, damit man auch auf einem Touchscreen ohne Controller zurecht kommt. Das Schlimmste finde ich nämlich Controller-Abbildungen auf Displays. Solche Spiele steuern sich katastrophal.
Ein Spiel bei dem man den Schiedsrichter treffen muss. Haben Sie eine Aversion gegen den Unparteiischen?
Überhaupt nicht. Die Spielmechanik stand von Anfang an fest: Man muss etwas Bewegliches treffen. Der Schiedsrichter war die logische Schlussfolgerung. Er steht auf dem Spielfeld, wird aber nicht gebraucht. Ich hätte auch ein Huhn nehmen können. Und nach dem bisherigen Feedback zu urteilen, scheint es ein grosses Bedürfnis zu geben, den Schiedsrichter abzuschiessen (lacht).
Spielen Sie selber auch Fussball?
Nein, aber gerade das fand ich einen lustigen Aspekt. Etwas für jene zu entwickeln, die überhaupt nichts mit Fussball am Hut haben – ein Spiel für jedermann.
Wie lange haben Sie an dem Game gearbeitet?
Ich habe im Dezember angefangen, allerdings nicht Vollzeit. Gegen Ende habe ich dann während drei bis vier Wochen 100 Prozent daran gearbeitet – die Kommunikation und die Website nicht mitgerechnet. Ich bin Teilzeit im Kunstmuseum in Bern für die digitale Kommunikation zuständig, das hat sehr gut zusammengepasst.
Ist es Ihr Traum, einmal vom Game-Entwickeln leben zu können?
Natürlich wäre ich gerne hauptberuflich Gamedesigner, aber die Konkurrenz ist gross. Der Markt wächst zwar noch weiter, aber als Selbständiger bleibt es eine Herausforderung. Glücklicherweise gibt es auch andere Branchen, die Spiele brauchen, wie die Werbung. Die Chancen als Gamedesigner erfolgreich zu sein, stehen daher nicht schlecht. Und spätestens seit der Einführung des Smartphones ist auch die Schweiz im Game-Bereich dabei.
Wie kamen Sie darauf, den Soundtrack selbst zu komponieren?
Musik ist der Bereich, den Indie-Entwickler am häufigsten auslagern, weil er sich am einfachsten von jemand anderen übernehmen lässt. Ich hatte schon als Junge Klavierunterricht und später habe ich in verschiedenen Bands gespielt. Darum habe ich mich dann auch getraut, die Musik für «Kind of Soccer» selber zu komponieren.
Heutzutage programmiert scheinbar jeder Games. Was braucht es, um Erfolg zu haben?
Der App Store ist überschwemmt mit Kopien bekannter Titel. Daher muss man darauf achten, etwas zu entwickeln, das es noch nicht tausendfach gibt wie Spiele mit Zombies oder Tower Defence. «Kind of Soccer» ist zwar primitiv, dafür ist es einzigartig.
Was können Sie uns über Ihr nächstes Spiel «Lowboat» erzählen?
Daran arbeite ich seit längerem. Das ist ein grösseres Projekt. Es ist ein Entdecker-Spiel mit einer Prise Horror. Man taucht in einem U-Boot durch das düstere Meer und begegnet dabei gefährlichen Tieren. Es wird wesentlich atmosphärischer als «Kind of Soccer».
«Kind of Soccer» ist für CHF 1 in Apples App Store erhältlich. Eine Android-Version soll in den nächsten Monaten folgen.
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