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Unerlaubtes Passwort-Teilen bei Netflix: Verwirrung um Massnahmen

Frau mit Tablet will Netflix gucken. (Bild: 2018)
Kurz nachdem das US-Unternehmen auf einer Hilfeseite über strikteres Vorgehen bei unerlaubtem Konto-Sharing informiert hatte, verschwanden alle entsprechenden Hinweise.Bild: Shutterstock

Unerlaubtes Passwort-Teilen bei Netflix – Streaming-Plattform verwirrt mit Vorgehen

Der amerikanische Streaming-Anbieter möchte aus Millionen gratis schauenden Nutzerinnen und Nutzern zahlende Kundschaft machen. Nur wie?
03.02.2023, 14:0003.02.2023, 17:16
Laura Czypull / watson.de
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Eigentlich sollte das bald Geschichte sein: Statt ein Familien-Konto bei Netflix zu eröffnen und unterschiedliche User-Profile anzulegen, nutzten viele lieber die Möglichkeit, den Account mit Bekannten zu teilen. Das ist für alle Beteiligten billiger, denn schliesslich muss nur ein Account bezahlt werden und nicht ein teurerer Familien-Account mit mehreren Nutzerkonten.

Das wollte Netflix mit ebendiesem Hintergedanken künftig unterbinden. 2022 hatte der Streaming-Dienst angekündigt, das Account-Sharing massiv einschränken zu wollen. Entsprechende Massnahmen sollten noch verkündet werden.

Die wurden nun veröffentlicht, allerdings ebenso schnell wieder offline genommen, wie das deutsche IT-Magazin Golem zuerst berichtete (siehe Quellen). Tatsächlich sind die bisher auf einer Hilfe-Seite von Netflix einsehbaren Massnahmen inzwischen nicht mehr zu finden. Einen Grund hat Netflix dafür bisher nicht genannt.

Wie will Netflix Account-Sharing entlarven?

In den USA wurden bereits konkrete Informationen geliefert, wie Netflix das Account-Sharing feststellen will. Es wurde davon ausgegangen, dass es in Europa ähnlich geregelt werden würde.

Demnach ist es weiterhin möglich, das Netflix-Passwort zu teilen, allerdings nur innerhalb des eigenen Haushalts. Denn Netflix prüft die Internet-Adresse (IP) der eingeloggten Geräte. Sie müssen sich alle an einem «primären Standort» (des zahlenden Users) befinden und über den dortigen Router (WLAN etc.) mit dem Internet verbunden sein.

Eine Ausnahme: Ist man unterwegs und will ausserhalb seines primären Standortes auf seinen Account zugreifen, kann ein temporärer Code zugeschickt werden, der an sieben aufeinanderfolgenden Tagen gültig ist. Danach muss ein neuer angefordert werden. Allerdings muss man sich alle 31 Tage am primären Standort einloggen.

Netflix verspricht:

«Wir sammeln keine GPS-Daten, um zu versuchen, den genauen physischen Standort Ihrer Geräte zu bestimmen. Wir verwenden die IP-Adresse des Netflix-Geräts oder der Netflix-App, um dessen allgemeinen Standort anzunehmen (z. B. Stadt, Bundesland/Provinz und Postleitzahl). Beispielsweise kann Ihr primärer Standort als ‹in der Nähe von Stadt, Bundesland/Provinz› angezeigt werden.»
quelle: help.netflix.com

Netflix löscht Angaben zu verschärften Massnahmen

Am 31. Januar hiess es laut golem.de auf einer Netflix-Hilfeseite zu den neuen Massnahmen noch:

«Um sicherzustellen, dass Sie Netflix unterbrechungsfrei nutzen können, verbinden Sie sich mindestens einmal alle 31 Tage mit dem WLAN-Netzwerk an Ihrem Hauptstandort und streamen Sie etwas über die Netflix-App oder -Webseite.»

Und: Wolle sich jemand einloggen, der diese Regeln nicht einhält, werde die Person «möglicherweise für die Wiedergabe von Netflix gesperrt» und aufgefordert, einen eigenen Account anzulegen. Dieser Hinweis wurde nun allerdings entfernt.

Stattdessen heisst es einen Tag später lediglich:

«Wenn ein ausserhalb Ihres Haushalts befindliches Gerät sich in ein Konto einloggt oder regelmässig verwendet wird, fordern wir Sie möglicherweise dazu auf, das Gerät zu verifizieren, bevor es für die Netflix-Wiedergabe genutzt werden kann.»

Diese Passage wurde in der alten Version der Massnahmen gegen Account-Sharing nicht beschrieben. Stattdessen fehlt nun jeglicher Hinweis auf eine Sperrung.

Auf der Netflix-Webseite gibt es keine Hinweise dazu, dass der Inhalt des Hilfe-Artikels innerhalb eines Tages umgeschrieben wurde, auch keine Bemerkungen zu vorhandenen früheren Versionen des Artikels sind dort zu finden.

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quelle: ap/netflix / daniel daza
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95 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SJ_California
03.02.2023 14:51registriert März 2016
Es fehlt die Antwortoption
- Ja, mit Familienmitgliedern ausserhalb des eigenen Haushalts

Seit rund 10 Jahren und hoffentlich nochmals so lange 😉
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Overton Window
03.02.2023 14:45registriert August 2022
Mit Familienmitgliedern, aber nicht im gleichen Haushalt?

Und wenn Netflix das unterbindet, werfe ich den Bittorrent wieder an.
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MiaMiu
03.02.2023 14:38registriert November 2018
Watson, zu eurer Umfrage: Ich teile mein Passwort mit einem Familienmitglied, das nicht im selben Haushalt wohnt. Das wird durch die Antwortoptionen nicht abgedeckt.
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