Vertraut und doch anders, das ist die Switch 2. Sie steht ab dem 5. Juni weltweit in den Läden. Wir konnten sie am Donnerstag an einem Anlass für Journalisten in Paris ausprobieren. Nintendo richtete für den Hands-on-Event mit der grossen Kelle an. Gleich drei Hallen im Grand Palais waren mit Dutzenden Spielstationen bestückt.
Die erste Halle war allein für das neue «Mario Kart World» reserviert, das im Juni gleichzeitig mit der Switch 2 erscheint.
Der erste Eindruck: Verglichen mit dem LCD-Screen meiner acht Jahre alten Original-Switch ist das neue Display um Welten besser. Die Switch 2 fühlt sich hochwertiger an, sie ist deutlich grösser und sie liegt angenehm in der Hand. Persönlich spiele ich nicht so gerne im Handheld-Modus, da mir bei der alten Switch rasch die Hände verkrampfen. Das könnte sich mit der grösseren Switch 2 ändern, da auch die Joy-Con-Controller und die Control-Sticks grösser wurden, was das Spielen komfortabler macht.
Natürlich hat die grössere Switch 2 auch an Gewicht zugelegt. Zu meiner Überraschung ist mir das während des ersten «Mario-Kart-World»-Rennens nicht mal aufgefallen. Über längere Zeit könnte es aber zum Problem werden. Zum Spiel lässt sich sagen, dass es umfangreicher als die Vorgänger ist, sich die Steuerung sehr vertraut anfühlt und es möglich ist, die grosse, zusammenhängende Welt abseits der eigentlichen Rennen frei zu erkunden. Die Strecken sind länger als früher, es gibt neue Items und die Grafik schwankt wie so oft bei Mario-Kart-Spielen zwischen sehr cool und na ja.
Nebst dem klassischen Gran-Prix-Modus gibt es neu einen K.o-Modus mit bis zu 24 Spielern. Dabei fährt man eine Strecke mit fünf Checkpoints und die jeweils letzten vier Fahrer scheiden aus. Das ist Stress pur, dürfte aber rasch ein sehr beliebter Onlinemodus werden.
Richtig gut fühlen sich die neuen «Jet-Ski»-Passagen auf dem Wasser mit teils hohen Wellen an. Für weitere Abwechslung sorgen verschiedene Tageszeiten und Wettereffekte. Und: Das Spiel läuft absolut flüssig, egal, wie viel gerade auf dem Bildschirm los ist. Ich habe «Mario-Kart-World» zwar erst etwa 20 Minuten gespielt, lege mich aber fest: Es wird sich wieder millionenfach verkaufen.
In der zweiten Halle sind die Affen los. Dort wartet mit «Donkey Kong Bananza» das erste 3D-Donkey-Kong seit dem Nintendo 64.
Unser Lieblingsgorilla kann in diesem bunten 3D-Spiel nicht nur hüpfen, rollen und klettern, sondern fast die gesamte Umgebung auseinandernehmen und gar Tunnel in den Boden stampfen. Je mehr von der Umgebung mit heftigen Hieben zerstört wird, desto mehr Bereiche können entdeckt werden. Auch grafisch macht das Spiel einiges her, könnte aber für manche zu hektisch sein. Egal wie wild der Affe die Umgebung zertrümmert, technisch läuft das Spiel einwandfrei.
Offen gesagt hätte ich mir ein 3D-Mario gewünscht, aber dass Nintendo zuerst Donkey-Kong-Fans glücklich macht, ist auch nicht verkehrt. Die mussten schliesslich noch viel länger auf ein neues Abenteuer warten.
In Halle 3 schliesslich konnte das nächste bekannte Nintendo-Game ausprobiert werden: «Metroid Prime 4». Laut Nintendo läuft es wahlweise in 4K mit 60 FPS oder Full-HD und 120 FPS. Grafisch kann es nicht ganz mit den schönsten PS5-Spielen mithalten, aber es schaut merklich besser als bisherige Switch-Spiele aus.
Der Clou: Auf der Switch 2 lässt sich das Spiel optional fast wie ein PC-Shooter spielen, da es die Maus-Funktion des neuen Joy-Con-2-Controllers unterstützt. Mit dem linken Joy-Con wird Samus bewegt. Der rechte Joy-Con liegt wie eine Maus auf der Tischfläche und wird zum Zielen und Schiessen benutzt.
Das funktioniert zwar erstaunlich gut, aber ein Joy-Con ist nun mal keine ideale Gamer-Maus. Wenn man bereits nach zehn Minuten eine leicht verkrampfte Hand hat, ist das kein gutes Zeichen.
Zudem spielte man «Metroid Prime 4» am Nintendo-Event wie ein PC-Spiel an einem Pult mit Bildschirm. Im Alltag hingegen dürften die allermeisten die Switch 2 auf dem Sofa nutzen, also keine stabile Maus-Unterlage haben.
Als Gimmick würde ich die Maus-Funktion trotzdem noch nicht abschreiben, weil etwa Strategiespiele wie «Civilization VII» davon profitieren könnten.
Die Switch 2 ist keine Revolution, aber das notwendige Upgrade, das es nach acht Jahren gebraucht hat.
Die Konsole ohne Spiel kostet 470 Franken, für ein Bundle mit dem neuen Mario-Kart-Spiel werden 510 Franken fällig. Für eine Familienkonsole viel Geld, aber dafür wird auch einiges geboten: 4K, 120 FPS, HDR. Natürlich keine High-End-PC-Grafik, aber das hat auch niemand erwartet.
Viel wichtiger: Anders als bei der ersten Switch rollt wohl von Anfang an eine Spieleflut auf uns zu, die inhaltlich breit gestreut ist und sowohl ein junges als auch ein erwachsenes Publikum anspricht. Zu reden geben dürften jedoch die Spiele-Preise: 90 Franken möchte Nintendo für «Mario Kart World» (80 Franken für die digitale Version) sowie 80 Franken für «Donkey Kong Bananza» (70 Franken für die digitale Version). Ob die Kunden da mitspielen?