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Deutsche Polizei nimmt 260 Dealer nach Encrochat-Ermittlungen fest

EncroChat war ein in Europa ansässiger Kommunikationsanbieter, der Kryptohandys (abhörsichere Mobiltelefone) und eine Infrastruktur für Chats mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (EncroChat) und IP-Telefo ...
EncroChat war ein in Europa ansässiger Kommunikationsanbieter, der Kryptohandys (abhörsichere Mobiltelefone) und eine Infrastruktur für Chats mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (EncroChat) und IP-Telefonie (EncroTalk) anbot. Dann wurde die Firma gehackt.Bild: Shutterstock

Deutsche Polizei nimmt 260 Dealer nach Encrochat-Ermittlungen fest

Durch das Aushebeln der Verschlüsselungstechnik der sogenannten Encrochat-Smartphones ist die Hamburger Polizei zahlreichen Drogenhändlern auf die Spur gekommen.
14.01.2023, 18:45
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Ein Artikel von
t-online

Hamburger Drogen-Ermittler haben in den vergangenen Jahren dank der Encrochat-Ermittlungen bereits mehrere hundert Drogendealer festnehmen können.

Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer:

«Die Abteilung für das Organisierte Verbrechen im Landeskriminalamt hat inzwischen fast 260 Haftbefehle im direkten Zusammenhang mit den Encrochat-Ermittlungen vollstreckt und damit etliche Dealer der Organisierten Rauschgift-Kriminalität vom Markt genommen. Und die Ermittlungen laufen täglich weiter.»
quelle: «Hamburger Abendblatt»

Zudem seien auch rund 66 Millionen Euro eingezogen worden. Der sichergestellte Geldwert setze sich zusammen aus 57 Millionen Euro an Immobilienwerten und weiteren rund neun Millionen Euro an Bargeld, Schmuck und Fahrzeugen. «Das kann sich mehr als sehen lassen.»

Gewinne eingezogen

Die Verschlüsselungstechnik der sogenannten Encrochat-Handys galt als sicher und war deshalb bei Kriminellen sehr beliebt. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es jedoch im Frühjahr 2020, die Software zu knacken. Über den Encrochat haben auch Drogenhändler miteinander kommuniziert.

Das in Europa ansässige EncroChat verkaufte modifizierte Android-Smartphones für 1000 Euro, der Service mit abhörsicherer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kostete 1500 Euro für sechs Monate. Die Geräte wurden durch Händler anonym gegen Bargeld verkauft. Ende Januar 2020 erlaubte eine Richterin im französischen Lille, den EncroChat-Server zu infiltrieren und Spyware zu installieren. Seit April 2020 konnten die Chats entschlüsselt werden. Zum Zeitpunkt seiner Schliessung im Juni 2020 hatte der Dienst rund 60'000 Abonnenten (Quelle: wikipedia.org).

Ein Teil der Ermittlungen gegen die Organisierte Kriminalität (OK) werde im Grunde durch die eingezogenen kriminellen Gewinne finanziert, sagte Meyer weiter. So hätten bereits zusätzliche Stellen in diesem Ermittlungsbereich besetzt werden konnten. «Am Ende wird der Staat so wesentlich mehr kriminelles Vermögen einziehen und die Organisierte Kriminalität effektiv bekämpfen können.»

Inzwischen seien rund 300 Ermittlerinnen und Ermittler sowie Expertinnen und Experten im Kampf gegen Organisierte Kriminalität im Einsatz. «Solange ich denken kann, ist das der grösste personelle Ansatz und die erfolgreichste Zeit der OK-Bekämpfung.»

Dass deren Arbeit auch zu mehr Gewalt in der Drogenszene führen kann, ist Meyer bekannt. «Dass unser Ermittlungserfolg auch diese Nebenwirkung haben kann, wissen wir aus vergangenen Zeiten. Wenn Täter in Haft sitzen oder auf der Flucht sind, können sie nicht mehr ihren kriminellen Handlungen nachgehen, sie erleiden Kontrollverluste.» Dadurch veränderten sich bisherige Strukturen, «und das kann zu solchen Taten führen».

Erst am Dienstag war in Hamburg-Tonndorf auf zwei in einem Auto sitzende Männer geschossen worden. Allein Fenster und Tür auf der Fahrerseite wurden von mehr als 20 Kugeln durchlöchert. Der Fahrer wurde lebensgefährlich verletzt, der Beifahrer leicht. Medienberichten zufolge sind die beiden Opfer bereits wegen Drogendelikten polizeibekannt.

(t-online.de/dsc)

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