Digital
Ransomware

Ransomware-Bande Rhysida attackiert den Staat Peru – das wissen wir

epa12076003 A handout photo made available by the Presidency of Peru shows Peruvian President Dina Boluarte speaking from the Government Palace in Lima, Peru, 05 May 2025. The Peruvian government decr ...
Die peruanische Präsidentin Dina Boluarte sieht sich aktuell auch mit brutalen Überfällen auf Goldminen konfrontiert. Bild: keystone

Ransomware-Bande attackiert staatliche Ziele – jetzt hat es Peru erwischt

Skrupellose Cyberkriminelle, die unter dem Namen Rhysida agieren, drohen der peruanischen Regierung im Darknet mit einem massiven Daten-Leak. Es wäre nicht ihr erstes staatliches Opfer.
06.05.2025, 16:1106.05.2025, 16:11
Mehr «Digital»

Mutmasslich aus dem russischen Sprachraum stammende Cyberkriminelle haben angeblich eine zentrale Plattform der peruanischen Regierung gehackt. Auf der Darknet-Seite der Ransomware-Bande Rhysida veröffentlichten sie letzte Woche ein Ultimatum.

Die Gruppe fordert ein Lösegeld von 5 Bitcoins – das entspricht einem Wert von rund 480'000 US-Dollar. Als Beleg für den erfolgreichen Hackerangriff veröffentlichten sie Screenshots von Dateien, die angeblich vom staatlichen Online-Portal gob.pe gestohlen wurden.

Regierung bestreitet Angriff

Die peruanische Regierung übte sich in Schadensbegrenzung. In einer offiziellen Erklärung hiess es, das zentrale Online-Portal sei nicht kompromittiert worden und die für die Bürgerinnen und Bürger angebotenen Dienstleistungen seien die ganze Woche verfügbar gewesen. Die Hacker hätten sich aber Zugang zur Website einer regionalen Steuerverwaltung verschafft.

Screenshot der Darknet-Leak-Site der Ransomware-Bande Rhysida
Auf ihrer Leak-Seite im Darknet versteigern die Täter angeblich gestohlene Dateien.Screenshot: watson

Die zuständigen peruanischen Bundesbehörden erklärten, sie würden den Vorfall untersuchen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich nur auf Informationen aus offiziellen Quellen innerhalb der Regierung zu verlassen und «Nachrichten zu vermeiden, die Verwirrung oder ungerechtfertigte Besorgnis hervorrufen könnten».

Ebenfalls Ende letzter Woche bestätigte eine regionale Steuerverwaltung, dass sie am frühen Morgen des 29. März mit einem Cyberangriff konfrontiert war. Die Verantwortlichen bestritten einen Datenabfluss.

Die Bevölkerung des Landes sei seit Oktober 2024 in höchster Alarmbereitschaft gegenüber Cyberbedrohungen, hält das IT-Newsportal Bleeping Computer fest. Dies, nachdem sich eine der grössten Banken des Landes öffentlich für einen Datendiebstahl entschuldigt hatte, bei dem möglicherweise Informationen von bis zu drei Millionen Kunden betroffen waren.

Wer steckt hinter Rhysida?

Der Name der Gruppe wie auch ihr Logo gehen auf die Tiergattung der Tausendfüssler zurück. Herkunft und Identität der Cyberkriminellen sind nicht öffentlich bekannt. Es gibt Hinweise, dass sie aus Russland respektive aus der Russischen Föderation stammen.

Cybersicherheits-Fachleute gehen davon aus, dass Rhysida Verbindungen zur Ransomware-Gruppe Vice Society hat, die bis Juni 2023 aktiv war und unter anderem die Westschweizer Gemeinde Rolle VD hackte.

Rhysida hat unter anderem auch das Finanzministerium des Wüstenstaates Kuwait sowie die Migrationsbehörde der Dominikanischen Republik gehackt.

Die Hintermänner gelten innerhalb der Ransomware-Branche als skrupellos. Sie haben auch schon Cyberattacken auf Kinderspitäler, Wohltätigkeitsorganisationen und Bibliotheken durchführen lassen.

Im Mai 2023 hackte Rhysida den Internet-Auftritt und das E-Mail-System der chilenischen Armee. Die Angreifer verschlüsselten deren Daten und forderten ein Lösegeld von 50 Bitcoin (ca. 1,9 Millionen US-Dollar).

Laut den US-Behörden verwenden die Hacker Phishing-E-Mails, um an Anmeldedaten ihrer Opfer zu gelangen. Organisationen, die Fernzugriffe über VPN-Dienste anbieten, sollten die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) aktivieren, um solche Log-ins abzusichern.

Ende April hatte die Ransomware-Gruppe SafePay behauptet, eine auf Mineralienabbau spezialisierte peruanische Minengesellschaft gehackt zu haben.

Andenregion im Ausnahmezustand
In Peru haben die Ermittlungsbehörden diese Woche die Leichen von 13 entführten Bergarbeitern und Wächtern entdeckt, wie die BBC berichtete. Die gefesselten Leichen der Arbeiter seien in einer Grube in den Anden entdeckt worden, sagte der Bürgermeister der Stadt Pataz in einem TV-Interview.

Die Männer seien Tage zuvor «von illegalen Bergleuten in Zusammenarbeit mit kriminellen Elementen» in der von Gewalt erschütterten nördlichen Provinz Patáz entführt worden. In der Region im Departement La Libertad herrsche wegen der unsicheren Lage seit mehr als einem Jahr der Ausnahmezustand.

Peru ist laut BBC-Bericht einer der weltweit grössten Goldproduzenten und fördert jährlich mehr als 100 Tonnen Gold – das entspreche etwa 4 Prozent der gesamten jährlichen weltweiten Produktion.

Quellen

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So läuft eine Ransomware-Attacke ab
1 / 17
So läuft eine Ransomware-Attacke ab
2021 machte watson publik, dass die am Genfersee gelegene Waadtländer Gemeinde Rolle von einem massiven Daten-Leak betroffen war – die Folge einer Ransomware-Attacke. In dieser Bildstrecke erfährst du, wie ein solcher Hackerangriff abläuft. Die wenigsten Leute wissen, was kriminelle Eindringlinge in fremden IT-Systemen so alles treiben.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Diese Valentinstag-Überraschung in Peru endete nicht, wie erwartet …
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
    Apple setzt neu (auch) auf KI-Suche – Google-Aktie sackt ab

    Ein ranghoher Apple-Manager hat mit wenigen Sätzen im Gerichtssaal die Aktie des Google-Konzerns Alphabet auf eine steile Talfahrt geschickt. Der bei Apple fürs Dienstleistungsgeschäft zuständige Manager Eddy Cue sagte unter anderem, der iPhone-Konzern wolle künftig die neue KI-Suche zusätzlich zu Google in seinen Web-Browser Safari integrieren. Das Alphabet-Papier ging daraufhin mit einem Minus von 7,51 Prozent aus dem US-Handel.

    Zur Story