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«Trek to Yomi» im Test: So gut ist das Game für Playstation, Xbox und PC

Trotz eines Schwarzweiss-Filters wird es bei «Trek to Yomi» immer blutig.
Trotz eines Schwarzweiss-Filters wird es bei «Trek to Yomi» immer blutig.zvg
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«Trek to Yomi» ist ein Samurai-Game, das dich an deine Grenzen bringt

Style über alles: Das Samurai-Game «Trek to Yomi» kommt komplett in Schwarzweiss daher und trieft vor Atmosphäre. Wer eine zünftige Herausforderung sucht, ist hier fündig geworden.
05.05.2022, 15:4006.05.2022, 13:06
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Nein, der Bildschirm hat keine Fehlfunktion. Die Optik in Schwarzweiss ist gewollt und präsentiert mit dieser minimalistischen Farbgebung ein ganz besonderes Abenteuer aus Fernost.

Als Jungspund Hiroki, der vorher gerade noch von seinem Sensai eine Lektion in Sachen Samurai-Philosophie erhielt, rennen wir durch unser Dorf, um zu den Toren zu gelangen. Denn eine Bande von Dieben und Söldnern will die Heimatstätte dem Erdboden gleich machen und schnetzelt und brennt dabei alles nieder, was vor die Schwertspitze kommt.

In diesem Dorf nimmt das Schicksal unseres jungen Samurais seinen Lauf.
In diesem Dorf nimmt das Schicksal unseres jungen Samurais seinen Lauf.zvg

Weil unser Held zudem seine Jugendliebe mit allen Mitteln beschützen möchte, stürzt er sich Hals über Kopf ins Verderben. Es kommt, wie es leider kommen muss: Der Sensai opfert sich heldenhaft, um den Jüngling zu retten. Dieser schwört grausame Rache an den Peinigern. Jahre später ist der Azubi ein richtiger Samurai und trifft auf die alten Widersacher, die wieder am Brandschatzen sind. Der Tag der Rache scheint nun gekommen zu sein.

Eine ganz besondere Heldenreise

Was sich nach einer ziemlich simplen Samurai-Story anhört und motivationstechnisch noch auf der Sparflamme lodert, wird schnell zu einer ganz persönlichen Heldenreise, die sich von den üblichen Vorlagen entfernt.

Unser Held kommt seinem Ziel zwar immer näher, muss dann aber persönliche Verluste hinnehmen und befindet sich bald in einer fremden Welt, in der er auf verstörte Kreaturen und bewaffnete Geisterwesen trifft. Wo er sich genau aufhält und warum er in diesen kruden Welten gepeinigt wird, soll hier nicht weiter verraten werden.

Die Kamera lässt sich von uns nicht bewegen und zeigt immer nur das, was sie möchte.
Die Kamera lässt sich von uns nicht bewegen und zeigt immer nur das, was sie möchte.zvg

Schon in den ersten Spielminuten von «Trek to Yomi» wird klar, dass wir es mit einem ganz speziellen Artdesign zu tun haben. Es scheint so, als ob wir auf eine Theaterbühne blicken, wo unser Protagonist von Szenerie zu Szenerie rennt und sich dabei mit dem Schwert zur Wehr setzt. Dass hier die zahlreichen Akira-Kurosawa-Filme als Vorlage dienten, lässt sich nicht von der Hand weisen.

Die Kamera ist starr, lässt sich nicht manuell justieren und gibt immer nur so viel Preis wie das Spiel möchte. Wir sind dem Regisseur blind ausgeliefert und dirigieren unsere Spielfigur durch Schlauchlevels, die uns durch die Schwarzweiss-Optik oft die Orientierung vermissen lasen. Mal sehen wir unsere Figur ganz nah, mal sind wir unglaublich weit von ihr entfernt. Dieser Perspektivenwechsel ist zu Beginn höchst gewöhnungsbedürftig und verwirrend, aber bald auch nur noch faszinierend.

Kein malerischer Spaziergang

Etwa sechs Stunden dauert dieser Kurztrip und wird von Level zu Level herausfordernder. Denn wer denkt, er könne sich hier einfach so durchschnetzeln, wird schnell auf den Boden der Tatsachen geworfen. Die Gegner sind kein Kanonenfutter. Sie warten ab und stechen gezielt zu. Nur wer geduldig ebenso abwartet, die Hiebe abwehrt, pariert und dann gekonnt zurückschlägt, wird seinen Weg fortsetzen können. Dabei muss die Anzeige der Ausdauer ebenfalls immer im Auge behalten werden. Denn wer immer nur blockt, dem geht die Puste aus und liegt bald schon auf dem Boden.

Auch wenn im Verlauf Ausdauer und auch die Lebensenergie erhöht werden können, bleibt der Schwierigkeitsgrad ordentlich. Auch die Bossgegner sind alles andere als ein Zuckerschlecken. Eine zusätzliche Herausforderung ist die Tatsache, dass sich die Figur nur auf Knopfdruck in die andere Richtung wenden lässt, um die ankommende Gegnerwelle von hinten zu bekämpfen. Immerhin verschafft einem das Abrollen eine klitzekleine Verschnaufpause, wenn es wieder besonders brenzlig wird.

Gegner im Hintergrund versuchen uns mit brennenden Pfeilen zu bezwingen.
Gegner im Hintergrund versuchen uns mit brennenden Pfeilen zu bezwingen.zvg

Um sich gegen das feindliche Gesindel zur Wehr zu setzen, gibt es auch noch Zusatzwaffen, für die Munition aber rar gesät ist. Kleine Messer, Pfeile und sogar eine sehr behäbige Schusswaffe können benutzt werden. Da die Gegner aber oft mit schneller Geschwindigkeit herbeieilen, muss ebenso blitzschnell reagiert werden. Und da die Auswahl der Sekundärwaffen äusserst schwerfällig und zuweilen auch unnötig kompliziert ins Spiel verbaut wurde, ist es ratsam, eher seine Fähigkeiten im Zweikampf weiter auszubauen und sich darauf zu konzentrieren.

Es braucht Ruhe und Geduld

Ja, dieses «Trek to Yomi» hat ganz viel Style. Jede Szenerie, jeder Abschnitt, jedes Level trieft vor Artdesign und Metaphorik. Alles und jeder muss sich der Atmosphäre unterordnen. Das wird deutlich, wenn sich im späteren Spielverlauf die unfairen Stellen häufen und beinharte Gegner auf euch zu rennen. Und auch wenn ihr glaubt, ihr habt die Spielmechanik jetzt intus, landet ihr immer wieder mal blutend am Boden. Schuld daran ist manchmal auch die Steuerung, die nicht immer im richtigen Zeitpunkt das tut, was von ihr verlangt wird. Aber auch hier: Es braucht Ruhe und Geduld, um sich bis zum Ende durchzubeissen. Regelmässig auftauchende Schreine, wo der Spielstand gespeichert und die Energie aufgeladen werden kann, schonen immerhin etwas die Nerven.

«Trek to Yomi» hat viel Pathos und kommt oft sehr bedeutungsschwanger daher.
«Trek to Yomi» hat viel Pathos und kommt oft sehr bedeutungsschwanger daher.zvg

«Trek to Yomi» will manchmal mehr sein, als es ist: An bestimmten Stellen dürfen wir Entscheidungen fällen, die aber auf den groben Spielverlauf keine grossen Auswirkungen haben. Wir dürfen auch diverse Gegenstände einsammeln, die sich im Spiel in einer kaum ersichtlichen Seitengasse oder in verdeckten Räumlichkeiten verstecken. Warum genau, das bleibt ein Geheimnis. Und ab und an dürfen wir bei einem Symbole-Schiebe-Rätsel mitmachen, damit der Weg fortgesetzt werden kann. Diese ganze Prozedur wirkt aber wie ein Fremdkörper. Es liegt auf der Hand, dass mit diesem einen Spielelement Abwechslung beabsichtigt wurde. Doch es bleibt nur eine unnötige Spielerei, die den Flow unterbricht.

Eine Hassliebe

Fazit: «Trek to Yomi» ist ein Atmosphäre-Hit geworden. Auch wenn das Spiel oft etwas gar bedeutungsschwanger daherkommt und mehr sein möchte, als es ist, weiss es, wie es sich vom Software-Einheitsbrei abhebt und uns ein intensives Erlebnis mit ganz viel Samurai-Flair präsentiert.

Doch aus der Bewunderung wird schnell auch einmal Hass. Unfaire Stellen, beinharte Gegner und eine Steuerung, die oft in den Ferien zu weilen scheint, rütteln an der Beziehung. Da kann es öfters vorkommen, dass man spät in der Nacht ins Sofakissen schreit.

Hat man dieses Samurai-Spiel dann doch irgendwie geschafft, darf und soll man sich auf die Schultern klopfen. Denn das Leiden war es wert.

«Trek to Yomi »ist erhältlich für Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series X/S, Xbox One und PC. Freigegeben ab 18 Jahren.

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