Schweiz
Gesellschaft & Politik

Schweizer Trumpisten treffen sich im Geheimen – SVP-Grossrat mischt mit

Schweizer Trumpisten treffen sich im Geheimen – SVP-Grossrat mischt mit

Ein mysteriöses «Trump Committee Schweiz» ist in den letzten Monaten aufgetaucht. Als bedingungslose Unterstützer von Donald Trump liessen sie sich von den 39-Prozent-Zöllen nicht abschrecken – im Gegenteil.
19.08.2025, 19:4419.08.2025, 19:44
Antoine Menusier
Mehr «Schweiz»

Das Trump Committee Schweiz hat etwas von einem Geheimbund. Ende Mai versammelte es sich im «Privatsalon» eines Restaurants im Jurabogen. Bekannt wurde das am 15. August durch das Westschweizer Portal Le Peuple. Kein Zufall: Dessen Chefredaktor, Raphaël Pomey, war dabei – als Beobachter. Weil er sich verpflichtet hat, gewisse Informationen vertraulich zu behandeln, liefert sein Bericht vor allem Einblicke in die Stimmung dieser Zusammenkunft, bei der die Schweizer Sektion des Trump Committee Schweiz den Schulterschluss mit ihrer französischen Schwesterorganisation suchte.

«Kampf gegen den ‹Wokismus›, Verteidigung des christlichen Glaubens, Kontrolle der Grenzen» – so die Themen des Abends, alles in gemeinsamer Verehrung des «grossen Mannes» Donald Trump, berichtet «Le Peuple». Gegenüber watson beschreibt Raphaël Pomey die französische Delegation als eher katholisch-bürgerlich – passend zu ihrem Präsidenten, dem Zemmour-nahen, über 70-jährigen Georges Clément. Die Schweizer gaben sich im Auftritt schlichter. Unter ihnen: Jérôme Desmeules, SVP-Grossrat (Wallis) und Generalsekretär der SVP Unterwallis.

KI-Bild Trump Bernhardiner, von Schweizer Trumpisten
Dieses Bild teilte das Trump Committee Schweiz am 1. August auf Instagram – als die Schweiz mit 39-Prozent-Zöllen konfrontiert wurde. Bild: Screenshot Instagram
Übersetzung

Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.

Mehr anzeigen

Komplett masochistisch?

Obwohl der US-Präsident die Schweiz soeben mit 39-Prozent-Zöllen auf ihre Exporte belegt hat, zeigt sich das Trump Committee Schweiz davon unbeeindruckt. Wie «Le Peuple» berichtet, will sich das Komitee Ende Jahr erneut treffen – rund um «drei aktuelle Themen», die noch festgelegt werden.

Sind unsere Schweizer Trumpisten Masochisten? Wir haben dem Trump Committee Schweiz über dessen Instagram-Account eine Reihe Fragen gestellt – jedoch ohne Auskunft über die Identität der Person zu erhalten, die uns antwortete:

watson
Seit wann gibt es euch?
Trump Committee Schweiz
«Das Gründungsdatum ist vertraulich. Wir sind eine Gruppe von Französisch-, Deutsch- und Englischsprachigen. Wir treffen uns in streng privatem Rahmen – jeweils zu einem Essen, das jedes Mal in einer anderen Region stattfindet.»
watson
Wie viele Mitglieder hat das Trump Committee Schweiz?
Trump Committee Schweiz
«Vertraulich.»

«Frischer Wind»

Unser anonymer Gesprächspartner wird danach deutlich auskunftsfreudiger.

Frage: Angesichts der harten Zölle, die Donald Trump der Schweiz auferlegt hat – schwimmt euer Komitee damit nicht gegen den Strom? Antwort in vier Punkten:

  • «Trumpist zu sein heisst vor allem, Patriot zu sein. Es bedeutet, sein Land bedingungslos zu lieben, seine Souveränität zu verteidigen, die Nation zu schützen und unter allen Umständen die Interessen des eigenen Volkes an erste Stelle zu setzen.»
  • «Es bedeutet, sich dem Wokismus entgegenzustellen, naturgegebene Wahrheiten zu bekräftigen und mit Stolz christliche Werte, Familie und Traditionen zu fördern. Es heisst, einen kulturellen Konservatismus zu vertreten, die individuelle Freiheit zu verteidigen und jedem das Recht zu garantieren, über den eigenen Körper zu bestimmen – auch beim Thema Impfung.»
  • «Trumpismus ist keine politische Modeerscheinung. Er ist ein Kampf, eine Geisteshaltung, ein Vorbild. Er geht weit über situative Entscheidungen hinaus, zu denen Donald Trump greifen mag (etwa die 39-Prozent-Zölle gegen die Schweiz). Das sind taktische Manöver – nicht das Wesen der Bewegung.»
  • «Der Trumpismus geht weit über die Person hinaus. Er ist eine Weltanschauung. Er steht für frischen Wind – einen politischen und moralischen Neustart

Donald Trump – die unfehlbare Figur. Die Instagram-Posts des Trump Committee Schweiz sind eine Ode an die MAGA-Ästhetik des US-Präsidenten. Sie übernehmen die radikalsten Thesen der identitären Rechten.

Auf E-Mail-Anfrage bestätigt Jérôme Desmeules, SVP-Politiker aus dem Wallis, seine Teilnahme am binationalen Treffen Ende Mai. Neben Georges Clément, dem Präsidenten des «Comité Trump France», ist er der einzige namentlich genannte Teilnehmer. Die übrigen Schweizer bleiben anonym – wohl aus Sorge vor Anfeindungen oder Nachteilen im beruflichen Umfeld.

Trump in Schutz nehmen – Bundesrat kritisieren

Die 39-Prozent-Zölle? Der Walliser Grossrat stellt sich hinter Donald Trump – und teilt gegen den Bundesrat sowie die Pharmakonzerne aus.

«Der eigentliche Skandal ist die Untätigkeit des Bundesrats: Er opfert lieber unsere Uhrenindustrie und die Präzisionsmechanik – Branchen, die redlich arbeiten –, statt die Interessen der Pharma anzutasten. Das ist der Verrat – und nicht, Trump zu verteidigen, der seine Bürger verteidigt.»
Jérôme Desmeules, SVP Wallis

Zu den «Werten» sagt Jérôme Desmeules, er sei mit dem Trump Committee Schweiz «wohl weniger auf einer Linie». «Ich verteidige Werte, die den Erfolg unserer Gesellschaften ausgemacht haben: Rechtsstaat, Meinungsfreiheit, Gleichstellung von Mann und Frau, Trennung von Religion und Politik, individuelle Leistung und Eigenverantwortung.»

«Gelinde gesagt: Heikel»

Sein Walliser Parteikollege, Nationalrat Jean-Luc Addor, betont, er sehe sich nur auf einer Seite, derjenigen der Schweiz. Addor, der bei der letzten US-Präsidentschaftswahl als Wahlbeobachter für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) unterwegs war, erklärt:

«Einem Trump Committee Schweiz beizutreten, kommt für mich nicht infrage. Es ist – gelinde gesagt – heikel, sich unter so ein Banner zu stellen.»
Jean-Luc Addor, Walliser SVP-Nationalrat
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Karin Keller-Sutter bei der Barryland-Einweihung
1 / 10
Karin Keller-Sutter bei der Barryland-Einweihung

Karin Keller-Sutter hat am Donnerstag in Martigny an der Eröffnung des neuen Barryland teilgenommen.

quelle: keystone / gabriel monnet
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Der Song zum Zoll-Drama
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
90 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
DerGrund
19.08.2025 21:41registriert November 2015
Unglaublich dass hier "stramme" SVPler vor dem roten MAGA Gesslerhut derart tief einknicken, dass sie ihre Fusssohlen von unten sehen können...
Nicht sonderlich patriotisch in meinen Augen.
1965
Melden
Zum Kommentar
avatar
Steibocktschingg
19.08.2025 21:32registriert Januar 2018
Ah schaut, die Frontisten tauchen auch wieder auf. Echt unfassbar wie die Leute einfach nie was raffen.
1694
Melden
Zum Kommentar
avatar
Der Eggu
19.08.2025 21:46registriert Januar 2017
Das alles tönt irgendwie wie "mit Volldampf zurück ins Mittelalter". Das ist so etwas von peinlich und lächerlich, man kann es kaum fassen, dass Erwachsene so denken und reden können... Im Jahre 2025!
1573
Melden
Zum Kommentar
90
Die bestbezahlten Chefs in der Schweiz sind nicht mehr die Manager von Grosskonzernen
Galderma-Chef Flemming Ornskov trug 2024 den höchsten Lohn aller CEOs in der Schweiz mit nach Hause. Die Zeiten sind vorbei, in denen diese Ehre den Chefs von Grosskonzernen vorbehalten war.
Die von der Genfer Anlagestiftung jährlich vorgenommene Auswertung der CEO-Vergütungen börsenkotierter Unternehmen in der Schweiz bestätigt ein neueres Phänomen: Die Spitzenplätze in der Lohnrangliste gehören nicht zwingend den Chefs der grössten Konzerne wie Nestlé, Roche, Novartis oder UBS.
Zur Story