Die japanische Polizei entdeckt die Leiche eines jungen Schülers, dem eine Papiertüte mit einem lächelnden Gesicht darauf über den Kopf gestülpt wurde. Ist es ein Einzelfall oder meldet sich hier ein nie gefasster Killer aus der Vergangenheit zurück?
Denn vor 18 Jahren gab es eine ähnliche Mordserie, die nie aufgeklärt wurde und die Polizeibeamten rätselnd zurückliess. Zusätzlich besitzt die aktuelle Tat viele Parallelen mit einer urbanen Legende, die die Menschen immer noch in Angst und Schrecken versetzt und eine mysteriöse Gestalt zurück in die reale Gegenwart holt.
Als neustes Mitglied eines unabhängigen Detektivbüros werden wir damit beauftragt, im aktuellen Fall Recherche zu betreiben. Wir untersuchen den Tatort, führen viele, viele Interviews und sammeln Hinweise und Zeugenaussagen, um Schritt für Schritt hinter das Geheimnis zu gelangen und den Fall zu lösen.
Der vollständige Name dieses Nintendo-Games lautet «Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club». Warum? «Famicom Detective Club» war Ende der 80er, Anfang der 90er eine Visual-Novel-Spielreihe, die für Famicom (die japanische Version des NES) erschien und in Japan beachtliche Erfolge feiern konnte. Bei uns erschienen diese Spiele damals jedoch nicht.
Erst 2021 kamen «The Missing Heir» und «The Girl Who Stands Behind» als Remake für die Switch auch bei uns auf den Markt. «Emio» ist nun nach langer Pause der jüngste Ableger der legendären Reihe. Und auch wenn einige Figuren schon in den Vorgängerspielen vor zig Jahrzehnten auftauchten, braucht es im neusten Ableger keine Vorkenntnisse, da alle Protagonisten Schritt für Schritt brav eingeführt werden.
Während unserer Reise treffen wir auf viele Mitschüler, Gesetzeshüter, Kommissare, Assistentinnen und andere Figuren, die mal mehr, mal weniger verdächtig wirken und uns in lange Gespräche verwickeln. Alle Infos landen in unserem Notizbuch, das wir regelmässig zücken, um den Überblick zu bewahren.
Wir wandern von Szenerie zu Szenerie, unterhalten uns, hören aufmerksam zu, stellen vorgegebene Fragen, untersuchen den Hintergrund und denken immer wieder nach, um die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, damit das Spiel weitergeht.
Das Spiel schubst uns dabei behutsam immer in die richtige Richtung. Alternative Pfade zu nehmen, ist nicht möglich. Stattdessen hören wir genau zu und kombinieren scharf, damit die Geschichte zügig vorangeht oder wir klicken uns durch alle Möglichkeiten durch, bis wir die vom Spiel gewünschten Eingaben getätigt haben, damit es weitergeht.
«Emio» hat ein langsames Erzähltempo und kann die Spannung während den zwölf Kapiteln nicht immer hoch halten. Kann uns der Anfang mit vielen offenen Fragen und mysteriösen Begebenheiten in die Geschichte hineinziehen, verlässt uns die Faszination im Verlaufe des Spiels immer wieder mal kurz und kann sich nicht an der Oberfläche festhalten.
Trotz einer sehr düsteren Hintergrundgeschichte drücken sich Verspieltheit und humoristische Szenen durch die schlichte Anime-Optik immer mehr in den Vordergrund. Erst gegen Ende wendet sich die Story wieder dem Düsteren hin und dreht nochmals voll auf, wenn es um die Auflösung des Falls geht. Wer also durchhält und sich durch die manchmal langweiligen Textpassagen durchklickt, wird gen Ende wirklich belohnt.
Fazit: Auch wenn «Emio» gerade im Mittelteil an Spannung verliert und sich zu sehr vom Mystery-Thriller-Genre entfernt, lohnt sich diese interaktive Visual Novel trotzdem. Der Beginn der Geschichte wird gruselig erzählt und bekommt am Ende ihren verdienten Höhepunkt.
Auch wenn das Erzähltempo langsam ausfällt und immer wieder Textboxen und Dialogoptionen dominieren, besitzt «Emio» als Nintendo-Game eine besondere Faszination. Denn einen so düsteren und kompromisslosen Schlussakt aus dem Hause Big N erlebt man selten.
Und wer immer noch nicht überzeugt ist, kann sich online eine Gratis-Demo reinziehen, um sich so verführen zu lassen.
«Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club» ist erhältlich für Nintendo Switch und freigegeben ab 18 Jahren.