Warum dich das Horror-Game «Cronos: The New Dawn» brechen wird
Der Third-Person-Horror beginnt kryptisch: Als Reisende, die in einem Ganzkörper-Kampfanzug steckt, werden wir aus dem Schlaf gerissen und aktiviert. Nach ein paar psychologischen Tests und der Aushändigung einer Waffe mit ordentlicher Feuerkraft beginnt die Suche nach einem anderen Reisenden, der irgendwo da draussen in einer postapokalyptischen Welt gestrandet und verschollen ist.
Wo genau und wann genau wir uns befinden, das bleibt vorerst ungeklärt. Genauso, welche Figur man steuert, welche Motivation in einem schlummert und was genau mit der kruden, kaputten Aussenwelt passiert ist. Schritt für Schritt tasten respektive stampfen wir uns voran und erleben eine grausame Welt, die uns zwingt, dem Schrecken auf Augenhöhe zu begegnen.
Dichte, unbehagliche Atmosphäre
Das kryptische Worldbuilding will nicht aufhören: Langsam, aber sicher wird uns klar, dass wir uns irgendwo in Osteuropa befinden, wo die Zeit in den 80ern stehengeblieben zu sein scheint. Wir sehen hohe Gebäude, die uns erdrücken wollen und ganz klare Brutalismus-Vibes versprühen.
Sonnenlicht scheint es nicht mehr zu geben, dunkle Wolken und Nebelschwaden wollen nicht mehr weggehen und drücken unsere Stimmung immer weiter nach unten. Kurz blitzt Synthwave-Musik auf, um uns nostalgische Hoffnung zu schenken, wird dann aber gleich wieder von Unbehagen erstickt. Die Atmosphäre in «Cronos» ist gewaltig dicht und zieht uns richtig schön in Abgründe hinab.
Schrecklich interessante Geschöpfe
Staunen wir vorerst noch über die konstant steigende Horror-Atmosphäre, werden wir bald auf den Boden der Tatsachen gedrückt, als uns das erste Monster gegenübersteht. Auch wenn knapp genügend Munition vorhanden ist, wird uns hier bei der ersten Kontaktaufnahme wunderschön gezeigt, dass diese Biester keine Standardgegner aus zig bekannten Videospielen sind. Nein, die Dinger sind zäh, wild, schnell und müssen mit einer grossen Portion Strategie aus der Welt geschaffen werden.
Was genau da für Monstrum-Dinger unsere Wege kreuzen, ist ein weiteres Rätsel, das uns auf den Weg mitgegeben wird. Doch zuerst müssen wir lernen, mit ihnen umzugehen und uns klar machen, dass sich die Biester nach dem angeblichen Ableben auch noch mit anderen verbinden können, um somit noch grausigere, mehrgliedrige Höllenkreaturen zu werden, die uns erneut jagen werden. Einfach alles anzünden, was auf dem Boden kauert, wird somit zu unserer Philosophie.
Druck und Stress nehmen zu
Auch wenn die Steuerung flutscht, die Spielmechanik mit Waffen-Upgrade und Munitionsherstellung intus ist und man die Spielfigur noch so geschmeidig und blind durch die Levels dirigieren kann, «Cronos: The New Dawn» ist ein sauschweres Horror-Game geworden, wo ihr sehr oft und sehr schnell den Game-over-Schriftzug sehen werdet. Die Gegner sind knallhart, verfolgen euch und lassen kaum Zeit, um sich zu orientieren. Wegrennen und dabei rasch eine Strategie ausdenken, um die kommende Auseinandersetzung zu überleben, wird zum Usus.
Zusätzlich steigt von Areal zu Areal der Druck der Gegnerschar und der Stresspegel nimmt zu. Das alles kann eine Frustlawine nach der anderen auslösen und nur noch Stress verursachen. Auf der anderen Seite ist es erstaunlich, dass sich im Videospiel jede Hürde auch mit einer passenden Strategie und Ausdauer meistern lässt. Doch bis endlich eine heikle Lage überlebt wurde, kann es dauern. Und wer den Schwierigkeitsgrad nach unten schrauben möchte, wird enttäuscht. Denn es gibt nur diesen einen, der knallhart vorgeschrieben wird, um das Videospiel so zu erleben, wie es vom Entwicklerteam gedacht ist.
Das lange Warten auf die Erleuchtung
Der hohe Schwierigkeitsgrad gepaart mit vielen Frustmomenten mag sich zwar schon nach ein paar Spielminuten in den Vordergrund drängen und der dominierende Faktor sein, doch das Videospiel schafft es dann doch immer wieder, davon abzulenken und uns ganz viele Fragezeichen an den Kopf zu werfen und zu motivieren. In welcher Welt wir genau gelandet sind, ob wir uns etwa via Zeitreise in der Vergangenheit Osteuropas aufhalten oder uns in einer weit, weit entfernten dystopischen Landschaft aufhalten, wird uns so schnell nicht erklärt.
Wir müssen geduldig jeden einzelnen Hinweis sammeln und auf die Erleuchtung warten, die uns am Schluss dann leider doch nicht komplett erhellen wird. Doch das grosse Story-Mysterium, das «Cronos» über weite Stunden aufrecht halten kann, ist ein weiteres Aushängeschild dieses Survival-Horror-Spiels, das in bestimmten Abschnitten seine Parallelen zu Dead Space und anderen Genre-Vertretern dann doch nicht leugnen kann.
Beinharter, motivierender Survival-Horror
Fazit: Was habe ich bei diesem Videospiel laut geflucht. Immer und immer wieder musste ich einen neuen Anlauf wagen, um eine heikle Situation zu überleben. Es war ein Kampf und ein Krampf. Die Versuchung, aufzugeben und den Controller links liegen zu lassen, war gross.
Doch «Cronos: The New Dawn» schafft es dann bemerkenswerterweise, während gut zwanzig Stunden auch immer einen zu motivieren, jeden Winkel genau zu durchsuchen und einen nach vorne zu drücken, um endlich hinter die Geheimnisse dieses Videospiels zu gelangen. Das ist die grosse Kunst dieses Horror-Games. Es ist beinhart und streckt dir gleichzeitig die Hand aus, um dich auf deiner Reise zu begleiten.
Und obendrauf bekommt der Genre-Fan ein scheusslich-schönes Art Design spendiert, wo sich das Entwicklerteam sichtlich ordentlich austoben durfte. «Cronos» ist definitiv ein Pflichttitel für jeden Survial-Horror-Connaisseur geworden, sofern genügend stahlharte Nerven und Ausdauer vorhanden sind.
«Cronos: The New Dawn» ist erhältlich für Playstation 5, Xbox Series X/S, Nintendo Switch 2 und PC. Freigegeben ab 16 Jahren.
