Der knuffige Jot ist Held seines eigenen Märchenbuches «Der kühne Knappe» und wird von allen verehrt und gefeiert. Wie man das Buch auch drehen und wenden mag, er ist und bleibt der Auserwählte, der das Königreich zusammen mit seinen wackeren Mitstreitern immer wieder rettet und gegen finstere Mächte verteidigt.
Schurke Grummweil passt das so gar nicht, dass er immer wieder in der Geschichte verliert und ausgebuht wird. Also fasst er einen besonders fiesen Plan, um die Buch-Herrschaft an sich zu reissen. Er schmeisst den Helden während eines obligaten Endkampfes glatt komplett aus der Geschichte raus und schreibt nun seine eigene, in der er das Land mit Dunkelheit überzieht.
Jot landet vorerst auf dem Schreibtisch eines Kinderzimmers, wo eine kleine, mit Spielzeug übersäte 3D-Welt auf seine Erkundung wartet. Der quirlige, vorerst nun einsame Held bekommt jedoch magische Unterstützung und kann von nun an mit Portalen zwischen der 2D- und 3D-Welt hin und herreisen.
Damit es ihm dabei nicht allzu langweilig wird, wird er von engen Freunden begleitet, die in einigen seltenen Fällen in Minispielen sogar kurz gesteuert werden dürfen. So wandert unsere Heldentruppe durch das Märchenland, besucht einzelne Gebiete und dringt immer näher zur finsteren Festung des Antagonisten vor, um die Geschichte umzuschreiben.
Regelmässig verlässt Jot dabei das Buch, wechselt zu einer vergangenen Seite zurück, um einen Gegenstand oder ein bestimmtes Wort zu suchen oder teleportiert sich auf den Schreibtisch in die 3D-Welt, um einen Auftrag zu erledigen und bestimmte magische Objekte zu ergattern, damit die Märchenreise weitergehen kann.
Während unserem Kampf gegen das Böse werden unsere Augen mit einer wunderhübschen und herzallerliebsten Grafik verwöhnt. Egal ob wir durch die klassischen 2D-Welten wuseln oder in den 3D-Welten in einer fantasievollen Schreibtisch-Landschaft herumrätseln, die Optik zaubert uns immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht.
«The Plucky Squire» verlangt regelmässig, dass wir um die Ecke denken, um die Rätsel zu verstehen und zu lösen. Das Entwickler-Studio «All Possible Futures» wirft uns dabei nicht von Beginn diverse Fähigkeiten und Objekte zu, sondern gibt uns Schritt für Schritt oder eher Seite für Seite Zeit und Gelegenheiten, um uns mit der Spielmechanik vertraut zu machen.
Das Spiel bleibt zwar immer linear und grosse mechanische Experimente tauchen kaum auf, aber die Welten-Verbindungen und auftretende Wechselwirkungen sind erstaunlich und verzücken das Gehirn.
Auf unserer knapp zehnstündigen Reise schlagen wir in bester «Zelda»-Manier reihenweise Büsche und Fässer weg, kämpfen gegen putzige Gegner, sammeln Herzen ein und suchen die obligaten Schlüssel, um eine Tür zu öffnen.
Und anstatt Münzen suchen wir Glühbirnen, die wir in den regelmässig erscheinenden Verkaufsläden gegen neue Schwerttricks eintauschen können. Auch die Schlagkraft unserer Stichwaffe kann hier aufgebessert werden.
Sorgt der Wechsel zwischen den Welten an sich schon für beste Abwechslung, setzen die Entwickler noch einen drauf. Denn immer wieder dürfen wir uns in Minispielen austoben und auch schon mal die Rolle eines unserer Mitstreiter übernehmen.
Da greifen wir dann zu Pfeil und Bogen, ballern uns mit einer Schusswaffe durch eine Masse von Gegnern oder treten beispielsweise zum Faustkampf an. Diese und noch viele andere Minigames kommen in einer komplett anderen Optik daher und überzeugen mit starkem Comic-Look und eigenwilliger Aufmachung.
Auch wenn «The Plucky Squire» sehr kindgerecht daher kommt, einem sehr an der Hand nimmt und immer wieder Hinweise schenkt, wie die Rätsel zu lösen sind, kann das Spiel auch zwischen den Zeilen gelesen werden.
Dort nimmt sich dann dieses Abenteuer überhaupt nicht ernst, durchbricht immer wiedermal die vierte Wand, lässt Humor zu, die nur Erwachsene verstehen werden, hat eine Portion Sozialkritik in der Tasche und kommt stellenweise doch auch bisschen sehr dramatisch daher.
Wer die vielen, vielen Dialog-Passagen nicht einfach nur wegklickt und aufmerksam mitliest und mitspielt, erhält somit eine zusätzliche Erzählebene spendiert.
Fazit: «The Plucky Squire» ist ein buntes und herziges Wohlfühlgame geworden, das bestens zur nasskalten Herbstzeit passt.
Es ist nicht zu schwer, nicht zu kurz und besitzt einen sehr hohen Niedlichkeits- und Überraschungsfaktor. Das Spiel sprudelt vor spielmechanischen, motivierenden Ideen, weiss immer wieder zu verzaubern und bringt unser Gehirn richtig schön auf Touren.
Die Bilderbuch- und Schreibtisch-Atmosphäre besitzen jederzeit ganz viel Charme, die Figuren wachsen einem ans Herz und die Daumen werden jetzt schon ganz kräftig für eine Fortsetzung gedrückt, wo wir uns hoffentlich mit der liebgewonnenen Spielmechanik noch mehr und intensiver austoben dürfen.
«The Plucky Squire» ist erhältlich für Nintendo Switch, Playstation 5, Xbox Series X/S und PC. Freigegeben ab 7 Jahren.