«Ausverkauft», meldet Samsung auf seiner Website. Gemeint ist die erste Charge des Galaxy Z Flip, dem neuen Falthandy der Südkoreaner, das kürzlich lanciert wurde.
Angeblich könnte das Galaxy Z Flip nicht weniger als eine Revolution sein, was faltbare Displays betrifft.
The Verge beschreibt die Ausgangslage:
Dann kam JerryRigEverything.
Das Pseudonym des 31-jährigen YouTubers Zack Nelson ist Programm. Er knüpft sich neue Hardware vor und testet sie auf Herz und Nieren. Oder genauer gesagt: Er malträtiert sie mit seinen Händen und diversen Folterwerkzeugen, um herauszufinden, wie robust und widerstandsfähig sie wirklich sind. Die Belastungstests vor laufender Kamera treffen einen Nerv. JerryRigEverything hat ein grosses Publikum mit über fünf Millionen Abonnenten. Zudem berichten bekannte US-Techblogs wie The Verge über die «Durability Tests».
Es handelt sich um Samsungs zweiten Versuch eines Falthandys, nachdem die Lancierung der ersten Generation des Galaxy Fold im Frühjahr 2019 zum Debakel wurde. Der Hersteller reagierte mit einem verbesserten Bildschirmschutz und einem verbesserten Scharnier, doch blieben Zweifel, was die Widerstandsfähigkeit des Geräts im Alltag betraf.
Nun sind die Ergebnisse des neusten JerryRigEverything-Foltertests auch nicht wirklich vertrauenerweckend. Der erfahrene Gadget-Tester kommentiert kritisch:
Als der YouTuber mit verschieden harten Kratzinstrumenten die Bildschirmoberfläche testet, zeigt sich, dass sich Samsungs ultradünnes «Glas» wie Kunststoff verhält. Das Z Flip beginne ab Stufe 2 und noch signifikanter ab Stufe 3 Kratzer aufzuweisen, was den Plastikschirmen des Galaxy Fold und des neueren Motorola Razr gleichkomme, schreibt The Verge.
Zum Vergleich: Andere moderne Smartphones, die durch Sicherheitsglas (Gorilla Glass) geschützt sind, wiesen erst ab Stufe 6 Kratzer und tiefere Rillen ab Stufe 7 auf.
Womit wir beim eigentlichen Problem sind: Hat der Hersteller die Öffentlichkeit bewusst im Unklaren gehalten?
Bei der Enthüllung des Galaxy Z Flip habe der Hersteller kategorisch verlauten lassen, dass es sich um Glas handle, schreibt The Verge. Als der Tech-Journalist Dieter Bohn von Samsung-Vertretern wissen wollte, wer der Partner für die Herstellung des Glases sei, wie es gebogen wurde und welche Verfahren auf das Glas angewendet wurden, lehnte Samsung es ab, sich zu all diesen Fragen zu äussern.
Im JerryRigEvery-Video wird vermutet, dass Samsung ein hybrides Kunststoffpolymer verwenden könnte (mit eingemischten mikroskopisch kleinen Glassplittern). Und damit liesse sich der Bildschirm als «Glas» bewerben und vermarkten.
Das Problem bei solchen Marketing-Versprechen sei, dass bei den Kunden gewisse Erwartungen geweckt würden. Wenn von einem Glas-Display die Rede sei, dann betreffe dies auch die Widerstandsfähigkeit und die Kratzfestigkeit.
To everyone who watched the durability test of the Galaxy Z Flip from @ZacksJerryRig :
— Max J. (@MaxJmb) February 16, 2020
Samsung is using glass on the Galaxy Z Flip BUT the glass layer has an extra polymer layer on top of it. For what? Idk.
But it definetly uses glass aka UTGhttps://t.co/BjOqe96Vzb pic.twitter.com/EglsU1jDvI
Das Display besteht demnach wirklich aus Glas, darüber ist jedoch eine dünne Kunststoffschicht aufgetragen.
Received my Samsung Galaxy Z Flip just now. Opened the box. Removed the protective/instruction film. Flipped the phone as you would do since it’s a flip phone and this happened. I heard the crack as well. 😰 cold weather?#SamsungGalaxy #ZFlip #samsung pic.twitter.com/j8KLL2vm8d
— Amir 💎 (@mondoir) February 14, 2020
Samsung informierte in einer Medienmitteilung (vom 14. Februar 2020), dass für das Galaxy Z Flip ein vergünstigtes Display-Austauschprogramm angeboten wird, ähnlich wie auch schon beim Galaxy Fold. Für 119 Franken könnten Käufer defekte Bildschirme (im ersten Jahr) ersetzen lassen.
Darüber hinaus soll Samsung laut The-Verge-Bericht einen speziell entwickelten Displayschutz anbieten. Die Folie werde auf Verlangen der Kunden (einmalig) gratis montiert.
Die Folie müsse von einem Spezialisten mit der richtigen Ausrüstung angebracht werden. Das heisst, bereits gekaufte Geräte müssen eingeschickt werden. Das Programm werde in Kürze lanciert, soll Samsung versprochen haben.
Eine offizielle Bestätigung von Samsung Schweiz zu dieser kostenlosen Display-Schutzfolie steht noch aus.