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Flughafen Zürich: Biometrische Dossiers über Einreisende geplant

Eingang zum Testcenter auf dem Flughafen Zuerich in Kloten am Samstag, 10. Juli 2021. Am Wochenende beginnen in weiten Teilen der Schweiz die Sommerferien. (KEYSTONE/Walter Bi
Eingang zum Corona-Impfzenter am Flughafen Zürich. Dort werden bald neue Automaten für Reisende aufgestellt – weil es die EU so vorschreibt.Bild: keystone

Am Flughafen Zürich erstellen künftig Automaten biometrische Dossiers über Einreisende

Wer aus Drittstaaten in die Schweiz einreist, über den wird künftig ein digitales Dossier erstellt. Heimische Reisende könnten künftig häufiger mit Automaten statt Menschen zu tun haben.
15.11.2021, 08:27
Stefan Ehrbar / ch media
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Kann eine Grenze schlau sein? Ja, findet die EU-Kommission – und zwingt nun auch die Schweiz zum Handeln. Im Rahmen des Programms «Smart Borders» müssen die Länder des Schengen-Raums, zu denen die Schweiz gehört, ein «Entry-Exit-System» (EES) aufbauen.

Reisende aus Drittstaaten müssen künftig bei der Einreise numerische und biometrischen Daten abgeben. Zu ersteren gehören die Daten der Ausweisdokumente, zu letzteren ein Gesichtsbild und die Scans von vier Fingern einer Hand.

Gespeichert werden die Daten in einem digitalen Dossier. Die Identität und die Aufenthaltsdauer von Angehörigen von Drittstaaten sollen so den Behörden im Schengen-Raum jederzeit bekannt sein. Das System muss bis im Mai 2022 funktionsfähig sein – auch am Flughafen Zürich.

Deutsche Firma mit Millionenauftrag

Dafür müssen die Schalter aufgerüstet werden. Günstig ist das nicht: Um die Schalter-Infrastruktur, die am Ende ihrer Lebensdauer angelangt war, zu ersetzen und auf das Entry-Exit-System vorzubereiten, hat der Kanton Zürich letztes Jahr die deutsche Firma Secunet Security Networks AG aus Essen beauftragt. Der Vertrag mit einer zwölfjährigen Laufzeit ist mit 43.6 Millionen Franken dotiert.

Für die zweite Umsetzungsetappe bewilligte der Kanton im Mai dieses Jahres weitere 3.6 Millionen Franken – 2.9 Millionen Franken davon gehen erneut an die Secunet, die einen bis 2028 laufenden Betriebsvertrag erhält. Dafür stellt die Firma unter anderem «Biometriesäulen» auf.

Automaten auch bei der Ausreise?

Dabei soll es nicht bleiben: Die Kantonspolizei Zürich will auch Automaten aufstellen, die von den Reisenden autonom genutzt werden können – sogenannte ABC-Gates («Automated Border Control»). Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hat dem Flughafen vor wenigen Tagen die Erlaubnis dazu erteilt. Wie viele Gates aufgestellt werden, ist noch nicht klar. Die Planungsphase sei noch nicht abgeschlossen, sagt Patrick Céréda, Medienchef der Kantonspolizei Zürich.

Das EES-System diene der «Stärkung der Aussengrenzen und somit dem Schutz des Schengenraumes», sagt Céréda.

Vermehrt mit Automaten statt Menschen zu tun haben könnten künftig auch Flugreisende aus der Schweiz: Wie aus dem Gesuch zuhanden des Bazl hervorgeht, will der Flughafen auch die Kapazität bei der Ausreiseabfertigung mit weiteren ABC-Gates erhöhen. Einige davon sind bereits heute am Flughafen im Einsatz, allerdings nur im Ankunftsbereich. Das könnte sich nun ändern.

Keine Erleichterungen für US-Reisende
Mit der Öffnung der US-Grenzen für vollständig Geimpfte aus dem Schengen-Raum am 8. November hat auch die Zahl der Transatlantik-Passagiere, die durch die Passkontrolle müssen, wieder deutlich zugenommen. Die US-Behörden bieten interessierten Flughäfen ein sogenanntes «Preclearance»-Programm an, bei dem die nötigen Dokumente bereits am Abflug-Flughafen geprüft werden. Das beschleunigt die Einreise in die USA. Reisende aus der Schweiz haben hier allerdings das Nachsehen: Für den Flughafen Zürich sei das derzeit «kein priorisiertes Thema», sagt eine Sprecherin.

(dsc/bzbasel.ch)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
15.11.2021 09:25registriert Februar 2014
Wo sind jetzt die ganzen Freiheitskämpfer, wenn wirklich Systeme zur totalen Massenüberwachung installiert werden? Da bleiben die Massvollen und ihre Kuhglocken stumm, weil die in ihrer blinden Wut gegen den Staat überhaubt nicht begreifen, wo die echten Gefahren für unsere Freiheit liegen.
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OrDa84
15.11.2021 10:07registriert August 2021
SOWAS macht mir viel mehr Sorgen als Corona, Impfpass oder sonstwas.
Hier werden biometrische Daten im grossen Stil erhoben von unbescholtenen Reisenden und dann vermutlich verteilt und / oder schlecht geschützt und unbegrenzt gespeichert.
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