Ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., hatten die Internetsorgen von Pirmin ein Ende. Aus Amerika erreichte ihn ein Paket von Elon Musks Weltraumfirma SpaceX.
Inhalt: das Starlink-Kit.
Seit Mitte August gehört der junge Innerschweizer zu den wenigen Leuten, die das neue Satelliten-Internet hierzulande bereits verwenden können. Pirmin ist Beta-Tester, weil er sich frühzeitig auf der Starlink-Website anmeldete und sein Interesse bekundete an der Technologie.
Das war im Februar 2021.
Sieben Monate später sagt Pirmin:
Er hat mit watson über seine praktischen Erfahrungen und auch die Tücken der neuen Technik gesprochen. Wir fassen die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.
Auf dem Dach.
Der Hersteller rät: «Installieren Sie Ihr Starlink in der höchstmöglichen Höhe, wo es sicher ist, und mit der am geringsten eingeschränkten Sicht auf den Himmel.»
Die Satellitenschüssel hat eine integrierte Heizung, um eine anfallende Schneedecke wegzuschmelzen.
Der Hersteller schreibt: «Ihr Starlink erkennt und schmilzt Schnee auf der Starlink-Oberfläche, jedoch kann angesammelter Schnee um Ihr Starlink herum das Sichtfeld blockieren.»
Darauf ist auch Pirmin gespannt. In der Innerschweiz kann es bekanntlich durchaus heftig schneien.
Überhaupt nicht schwierig, versichert Pirmin.
Anzumerken sei, dass bei der gelieferten Hardware alle (farbcodierten) Kabel bereits eingesteckt sind.
Bei Downloads beträgt die Datenübertragungsrate gemäss den von Pirmin per App durchgeführten Messungen 150 bis 250 Megabit pro Sekunde (Mbps), bei Uploads beträgt sie in der Regel zwischen 20 und 35 Mbps.
Die Online-Reaktionszeit sei hingegen nicht berauschend. Der Ping sei mit 40 bis 50 Millisekunden (ms) hoch. Wobei dies vor allem die Liebhaber von Ego-Shooter-Games betreffen würde – und dazu gehört unser Beta-Tester nicht.
Zum gleichen Fazit kommt übrigens der deutsche Youtuber Julian Völzke: Das grösste Manko sei die Latenz, meint er. (Sein Review-Video findest du ganz unten verlinkt.)
Pirmins Zwischenfazit fällt positiv aus:
Anzumerken ist, dass SpaceX bessere Verbindungen in Aussicht stellt: «Je mehr Satelliten wir in die Umlaufbahn bringen, je mehr Bodenstationen wir installieren und je besser unsere Netzwerksoftware wird, desto besser werden Datengeschwindigkeit, Latenz und Betriebszeit werden.»
Erstaunlich stabil, betont Pirmin.
Bei Regen sei die Datenübertragungsrate etwas tiefer als gewohnt, sie liege dann bei 100 bis 150 Mbps. Selbst dicke Wolken stellten aber überhaupt kein Problem dar.
Er bemerke nur wenige Internet-Störungen, etwa wenn es beim Aufrufen einer Webseite Ladeprobleme gebe. Dabei handle es sich in alle Regel um sehr kurze Ausfälle von wenigen Sekunden, wie die Starlink-App zeige.
Das ist der für viele Interessierte grosse Haken.
Auch wenn Pirmin seine Starlink-Schüssel nicht mehr hergeben würde, bezeichnet er den Gesamtpreis als «sehr hoch». Bis die Hardware in Paketform bei ihm zu Hause war, musste er 541 Franken hinblättern. Hinzu kommen die Abonnements-Kosten. Diese betragen 94 Franken pro Monat.
Pirmin erklärt:
SpaceX betont, dass es sich nicht um Geofencing handle, sondern um eine Eingrenzung aus technischen Gründen. Die Starlink-Satelliten seien so ausgelegt, dass sie Internet an alle Kunden innerhalb eines bestimmten Bereichs am Boden senden – dieser Bereich wird Zelle genannt. «Ihr Starlink ist einer einzelnen Zelle zugewiesen. Wenn Sie Ihr Starlink ausserhalb der zugewiesenen Zelle bewegen, wird kein Satellit für Ihr Starlink eingeplant und Sie erhalten kein Internet.»
Wenn Starlink als dauerhafter Internet-Zugang via Satellit genutzt werden soll, dann dürfte die Anlage in der Regel 24 Stunden am Tag in Betrieb sein. Und spätestens dann rückt der relativ hohe Stromverbrauch ins Zentrum.
Die deutsche Firma city-netze GmbH hat im vergangenen April ab Steckdose gemessen.
Aktuellere Messungen liegen uns noch nicht vor.
Die App kann bei der Inbetriebnahme behilflich sein, so lässt sich etwa ein optimaler Standort für die Satelliten-Schüssel finden, bei dem das Sichtfeld komplett frei ist.
Starlink warnt, dass bereits ein Baum oder ein Mast die Internetverbindung zeitweise unterbrechen kann. Vor dem Kauf sollte man darum mit der App (Android und iOS) prüfen, ob der geplante Installationsort geeignet ist.
Weiter kann man dank Starlink-App auf dem iPhone oder Android-Smartphone einsehen, wie viele Computer und anderen Geräte aktuell mit dem Router verbunden sind und die WLAN-SSID sowie auch das WLAN-Passwort ändern.
Über den Reiter «Statistiken» sieht man, wie das Netzwerk ausgelastet ist und ob es Unterbrüche gab.
Anbieter von Satelliten-Internet wie Eutelsat und SkyDSL gibt es bekanntlich schon seit einigen Jahren. Die Tarife sind in der Regel zwar günstiger als Starlink, oft ist die Datenübertragung aber viel langsamer und teilweise mit einem Datenvolumen sowie einer Geschwindigkeitsdrosselung verknüpft.
Im Rennen um die Massenversorgung durch Satelliten-Internet habe sich neben Elon Musk aber ein weiterer reicher Mann eingeschaltet, ruft «Computerbild» in Erinnerung: Amazon-Chef Jeff Bezos wolle mit seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin die Stirn bieten. Und dann sei da auch noch das Unternehmen Oneweb, das mit Beteiligung der britischen Regierung Kleinsatelliten ins All schiesse, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Erfolgsaussicht: na ja.
Die Starlink-Satelliten umkreisen in etwa 550 Kilometer Höhe die Erde und sind damit viel näher an der Erdoberfläche als Satelliten anderer Anbieter. Dies ermöglicht ein deutlich höheres Tempo: Laut Elon Musk sollen noch dieses Jahr Internetgeschwindigkeiten von bis zu 300 Mbps möglich sein.
Auf starlink.com.
Allerdings steht dort zu lesen:
watson hat probeweise mehrere Adressen in verschiedenen Kantonen eingegeben. In der Regel hiess es daraufhin, Starlink sollte «Mitte bis Ende 2021» dort verfügbar sein. Allerdings scheinen diverse Kantone noch nicht zum Einzugsgebiet zu gehören, darunter Graubünden und das Tessin.
Als Anzahlung verlangt das zu Elon Musks SpaceX gehörende Unternehmen von kaufwilligen Schweizerinnen und Schweizern 94 Franken, wobei die Transaktion nur per Kreditkarte getätigt werden kann.
Nicht ganz, wenden kritische Fachleute ein.
Die hohe Anzahl Satelliten im erdnahen Orbit könnte den Weltraumverkehr stark beeinträchtigen, aber auch die Beobachtung des Weltalls, gab der Astrophysiker Manuel Metz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in einem Interview im vergangenen Mai zu bedenken.
Die Starlink-Satelliten sind offenbar durch Weltraumschrott-Kleinteile gefährdet und könnten selbst dazu werden, obwohl sie ein Anti-Kollisionssystem an Bord haben.
Wer herausfinden will, wo die Starlink-Satelliten über den Himmel kreisen, kann dies hier im Web tun.
Space X, sowie diverse private und staatliche Organisationen werden die kommenden Jahre tausende von Satelliten mit ähnlichen Zwecken ins Weltall schiessen.
Neben der Verschmutzung und eingeschränkter Sicht aufs All, wird die Raumfahrt deutlich erschwert werden.
Aber toll, überall schnelles Internet…