Die Tesla-Neuzulassungen in der Schweiz sind von Januar bis Mai 2019 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Vierfache gestiegen. Doch der Wettbewerb für die Elektromarke des unberechenbaren Milliardärs Elon Musk, die lange vor allem wegen Lieferproblemen im Gespräch war, wird härter.
Bislang sieht es für Tesla dennoch gut aus. Das neue Model 3 ist bei uns ein Verkaufsrenner. Es liegt in der temporären Jahreshitparade auf Rang 4, obwohl es erst ab Ende Februar ausgeliefert wurde.
Im März führte der Autobauer die Verkaufszahlen in der Schweiz sogar an. Das Model 3 war mit 1094 Einheiten das meistverkaufte Auto. Zum ersten Mal liess ein E-Auto in der Schweiz alle Verbrenner hinter sich. Das hing aber auch damit zusammen, dass der Mittelklassewagen erst drei Jahre nach seiner Vorstellung lieferbar war und nun viele Vorbestellungen ausgeliefert werden.
Auch im April fungierte das Model 3 mit 495 Fahrzeugen in den Top Ten der zugelassenen Neuwagen – im Mai wurden noch 195 Teslas ausgeliefert (davon 125 Model 3). Damit kommt Tesla nach fünf Monaten dieses Jahres auf einen Marktanteil von 1.8 Prozent im Schweizer Neufahrzeugmarkt, wie die neusten detaillierten Zahlen von Auto-Schweiz zeigen.
Der amerikanische Autobauer bewegt sich damit etwa auf Augenhöhe mit Subaru, Nissan oder Citroën. Platzhirsch ist laut den Statistiken des Importeurverbands Volkswagen mit einem Marktanteil von 11.4 Prozent, vor Mercedes-Benz und Skoda mit je 8.1 Prozent sowie BMW (7.7%).
Tesla ist bei uns im Aufwind, aber die Feuerprobe steht noch bevor. Bisher gab es im E-Auto-Markt nur wenig Konkurrenz und schon gar nicht auf dem gleichen Level. Das dürfte sich bald drastisch ändern. In China, dem mit Abstand wichtigsten Markt für E-Autos, hat sich eine konkurrenzfähige Elektroauto-Industrie entwickelt – und nun sind auch die Europäer erwacht.
Dass die Deutschen hervorragende Ingenieure sind, ist unbestritten. Ihnen zuzutrauen, einen Rückstand rasch aufholen zu können, keine gewagte Prognose. Tesla hingegen ist in der Massenproduktion noch relativ unerfahren und hatte Anfang Jahr entsprechend Mühe, den Auslieferungsbeginn des Model 3 nach Europa und China zu stemmen. Die Probleme führten dazu, dass vom Model 3 gegenüber dem Vorquartal rund 20 Prozent weniger Modelle vom Band liefen.
Tesla sei gar «in einer Abwärtsspirale gefangen», schrieb die NZZ vor Kurzem: Der Grund für die dramatischen Töne: Elon Musk selbst warnt vor Kapitalengpässen. In zehn Monaten könne Tesla das Geld ausgehen, wenn nicht «Hardcore»-Änderungen eingeleitet würden, schrieb Musk in einer E-Mail an die eigene Belegschaft. Seine Firma verbrennt immer noch viel Geld und am populären Model 3 verdient Tesla weniger als am teureren Model S, das immer weniger gefragt ist.
Kopfschmerzen könnte Musk auch Trumps Handelsstreit mit China bereiten: China soll für Tesla zum wichtigsten Absatzmarkt werden. Gleichzeitig stampft man in Shanghai gerade eine dritte Gigafactory aus dem Boden. Die Fabrik soll 500'000 Teslas pro Jahr produzieren. Schlägt die Regierung in Peking mit Strafzöllen zurück und nimmt im Riesenreich die Anti-US-Stimmung zu, könnte dies Tesla hart treffen.
Die gesamte deutsche Autoindustrie investiert allein in den kommenden drei Jahren über 40 Milliarden Franken in alternative Antriebe und verdreifacht das E-Auto-Angebot auf rund 100 Modelle.
Tesla werde daher das angeschlagene Tempo nicht halten können, meint Auto-Schweiz-Präsident François Launaz. Der Hauptgrund: «Ab 2020 wird der Wettbewerb mit dem Inkrafttreten einer neuen europäischen Norm, die die CO2-Emissionen von Neuwagen auf 95 Gramm pro Kilometer begrenzt, deutlich verschärft», erklärte Launaz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Die klassischen Autohersteller können die Vorgaben nur einhalten, wenn sie ihre Flotten rasch auf E-Autos umstellen. Ansonsten hagelt es saftige Bussen.
Daher würden demnächst europäische Autobauer in grosser Zahl mit eigenen Elektroautos auf den Markt drängen, um die strengeren Klimaschutzauflagen zu erfüllen. «Und es ist zweifelhaft, ob die Schweizer Konsumenten Tesla gegenüber den deutschen Herstellern bevorzugen werden», sagte Launaz.
VW hat sich viel Zeit gelassen, kommt nun aber mit einem vielversprechenden Baukastensystem für Elektroautos. Die Deutschen planen auf der sogenannten MEB-Plattform bis zu zehn unterschiedliche Modelle zu bauen, die wohl von ID.1 (Kleinstwagen) bis ID.10 (Limousine oder SUV) durchnummeriert werden. Die modulare E-Auto-Plattform soll zudem an andere Auto-Hersteller lizenziert werden, was die Kosten senken würde. Mit dem Baukastensystem für diverse E-Autos sei VW anderen Marken wie Toyota deutlich voraus, glauben Branchenkenner.
Der Anfang Mai präsentierte «ID.3» soll der Golf für das Elektrozeitalter werden. VW nimmt bereits Vorbestellungen für das E-Auto entgegen, das in der kleinsten Version weniger als 30'000 Franken kosten soll. Rechnet man die langfristigen Ersparnisse durch tiefere Energiekosten, günstigeren Unterhalt und die allenfalls verbilligte Versicherung bei E-Autos mitein, dürfte der ID.3 für viele Menschen erschwinglich werden.
Die Reichweiten variieren je nach Modell von 330 bis zu 550 Kilometern nach WLTP. Die Produktion der ID-Modellfamilie soll Ende 2019 im VW-Werk Zwickau beginnen, wo derzeit der Umbau zur ersten E-Auto-Fabrik läuft. Die ersten Modelle sollen dann Mitte 2020 auf den Strassen rollen.
Die limitierte Premieren-Edition mit einer Reichweite von 420 Kilometern wurde laut VW bislang über 20'000 Mal vorbestellt. Künftig will Volkswagen rund 100'000 ID.3 pro Jahr produzieren.
Die Kosten für den Corsa-e will Opel für das ab 30'000 Euro teure Modell dadurch im Zaum halten, dass der Elektro-Corsa die Antriebsplattform der Schwestermodelle Peugeot 208 und Citroen C3 des französischen Mutterkonzerns PSA nutzt. Neben dem Corsa soll auch das SUV Mokka mit Stromantrieb kommen.
Noch im laufenden Jahr gehen zudem der Mercedes EQC, BWMs Mini E, der Audi e-tron Sportback und der Porsche Taycan an den Start. Daimler allein will bis 2022 mindestens zehn E-Autos auf den Strassen haben.
Zumindest geben die Deutschen nun Gas: Erst gestern hat VW angekündigt, in Europa bis 2025 36'000 Ladestationen aufbauen zu wollen. Bereits 2017 hat Volkswagen gemeinsam mit BMW, Daimler und Ford die gemeinsame Firma IONITY gegründet, um in Europa ein Netz öffentlich zugänglicher Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen aufzubauen. Die Ladestationen werden unter anderem von ABB produziert.
Im März hat sich Volkswagen für die kommende Elektroauto-Welle Batterielieferungen im Wert von 25 Milliarden Franken gesichert. Zur langfristigen Sicherstellung der Versorgung mit Akkus baut VW zudem eine eigene Batteriezellfertigung auf. Auch hier kann VW seine Grössenvorteile ausspielen: Zum Konzern zählen die Marken Seat, Škoda und Audi sowie die Luxusmarken Bentley, Bugatti, Ducati (Motorräder), Lamborghini und Porsche. Je mehr Batterien VW kauf bzw. produziert, desto günstiger werden die Stückpreise.
Ob die späte E-Auto-Offensive der deutschen Autobauer nun endlich fahrt aufnimmt, muss sich aber erst noch zeigen.
Bei Tesla läuft vieles anders als bei klassischen Autoherstellern: Die amerikanische Marke ist nicht Mitglied des Verbands Auto-Schweiz und zeichnet sich durch ihre sehr direkte Herangehensweise an den Endkunden aus: Bestellungen sind nur über das Internet möglich und eine Zusammenarbeit mit externen Werkstätten existiert nicht.
Trotzdem hat Tesla selbst keine Angst vor dem Aufkommen neuer europäischer Hersteller auf dem Elektroauto-Markt. Die Entwicklung der Elektrizität und der damit verbundenen Infrastrukturen werde allen zugutekommen und es gebe Platz für jede Marke, sagte ein Tesla-Sprecher zu AWP.
Darüber hinaus verfüge Tesla über die beste Ladeinfrastruktur und die längste Akkulaufzeit unter den «Elektrischen», argumentierte der Firmenvertreter.
Während heute das Modell 3 (dessen Preis zwischen 47'200 und 66'700 Franken liegt) den überwiegenden Teil der verkauften Teslas ausmacht, hat sich der Autobauer bereits ab 2009 in der Schweiz mit dem Roadster, dann dem Modell S sowie schliesslich dem Modell X etabliert. In diesem Monat soll nun das 10'000ste Tesla-Fahrzeug in der Schweiz verkauft werden.
(oli/sda/awp)
- Bedienung im Fahrzeug modern
- Energieeffizienz und trotzdem Power
- Ladeinfrastruktur weit ausgebaut
- Autonomes Fahren im Anmarsch
Macht mal eine Probefahrt in einem Tesla und einem neuen Audi eTron. Das sind Welten. OK der Audi ist ein bisschen leiser wegen Doppelverglasung 🤷♂️
Aber was schreib ich hier Tesla ist ja pleite, also ihn einem Monat, also spätestens 2020, ich meine irgendwann bestimmt.