Mehrere Tech-Journalisten und renommierte Gadget-Tester berichteten am Mittwoch über Display-Defekte beim Galaxy Fold, das sie Anfang Woche erhalten hatten:
Wie Blick Online zusammenfasst, lassen sich drei Probleme unterscheiden, die nach aktuellem Erkenntnisstand nicht auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen sind:
Zumindest bei einem Testgerät könnte es einen Defekt beim Scharnier-Mechanismus gegeben haben (siehe oben).
Allerdings soll sich das Galaxy Fold gemäss einem Video des Herstellers problemlos 200'000 Mal auf- und wieder zuklappen lassen. Dies sei mit Robotern getestet worden.
Glaubte Samsungs Unternehmensführung wirklich, dass diese maschinellen Laborversuche die gnadenlosen Belastungstests durch neugierige Menschenhände ersetzen?
Analysten sind der Ansicht, dass Fehlfunktionen der ersten Charge eines Testmodells wenig überraschend sind. Das einklappbare Smartphone könnte sich aber auch als weniger haltbar entpuppen. «Das Einklappen ist schwieriger als das Ausklappen, da die Bildschirme dadurch stärker belastet werden», sagte Analyst Park Sung-soon von BNK Securities laut einer Meldung der Nachrichtenagentur SDA.
Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen.
Der Image-Schaden dürfte beträchtlich sein für Samsung. Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig: Das Galaxy Fold steht kurz vor dem Verkaufsstart. Am 26. April sollte es laut Ankündigung in den USA in den Handel kommen und hierzulande vorbestellt werden können.
Fakt ist: Die Probleme traten nur bei Testgeräten in den USA auf. Zu den wenigen an europäische Journalisten und Blogger abgegebenen Exemplaren sind keine Fehler bekannt.
Der südkoreanische Konzern hat eine Untersuchung der kaputt gegangenen US-Testgeräte angekündigt.
Samsung USA gab nach anfänglichem Schweigen eine schriftliche Stellung ab, die in der Folge von Samsung Schweiz ins Deutsche übersetzt wurde. Sie lautet:
Gadget-Tester Lorenz Keller vom «Blick» erinnert daran, dass Samsung in einem ersten Statement noch den Eindruck erweckt habe, die Tester hätten die Warnhinweise übersehen. Jedoch hätten die Unbox-Videos von diversen Tech-Journalisten gezeigt, dass die Warnung vor dem Entfernen der Folie bei den Test-Geräten noch fehlte.
Nein. Die Journalistin Joanna Stern twitterte, Samsung halte am geplanten US-Verkaufsstart am 26. April fest.
In der Schweiz sollen die ab dem 26. April vorbestellbaren Geräte ab dem 3. Mai ausgeliefert werden.
Nein. Samsung produziert das viel teurere Falt-Smartphone in deutlich kleineren Stückzahlen. Zudem ist überhaupt nicht sicher, dass es gravierende Produktionsfehler gibt.
Beim Galaxy Note 7 traten nach der Markteinführung massive Probleme auf. Einzelne Geräte überhitzten und fingen an zu brennen. In Medienberichten war von explodierenden Akkus die Rede, so dass sich Fluggesellschaften veranlasst sahen, ein allgemeines Transportverbot zu verhängen.
Samsung musste Design- und Produktionsfehler beim Akku einräumen und weltweit alle Geräte zurückrufen. Nicht nur der Verkauf, sondern die gesamte Produktion des Phablet-Flaggschiffs wurde Knall auf Fall eingestellt. Der wirtschaftliche Schaden für das Unternehmen betrug gemäss Schätzung der Credit Suisse bis zu 17 Milliarden US-Dollar.
Bislang deutet nichts darauf hin. Im Gegenteil.
Aus den USA wurden viele Vorbestellungen gemeldet. Der Hersteller verschickte E-Mails an Nutzer, die eine Vorbestellung abgeben wollten. Darin entschuldigt man sich dafür, dass das faltbare 2080-Franken-Smartphone «aufgrund der überwältigenden Nachfrage» ausverkauft sei.
Allerdings war dies noch vor Bekanntwerden der Display-Probleme bei den Testgeräten von US-Journalisten.
Auszuschliessen ist es nicht.
Wobei beim ersten Falt-Smartphone des chinesischen Samsung-Konkurrenten, das im Sommer lanciert werden soll, ein anderer Mechanismus zum Tragen kommt. Die beiden Bildschirmhälften werden nach aussen zugeklappt.
Das Huawei Mate X hat sich schon in ersten Hands-on-Tests als relativ robust erwiesen. Noch wurden aber keine Testgeräte an Journalisten abgegeben und es liegen unseres Wissens keine unabhängigen Langzeit-Reviews vor.
Der iPhone-Hersteller äussert sich nicht zu Produkten von Konkurrenten. Im Gegensatz zu Twitter-Witzbolden:
Me: “Did you hear about the Galaxy Fold display problems?”@tim_cook: pic.twitter.com/8j6O7BN0HD
— The King in the White Room (@JonyIveParody) 17. April 2019
Klingt nicht gerade so, als ob diese Schutzschicht das Auf- und zuklappen über ein jahr besteht.