Wer glaubt, SwissCovid sei eine Spionage-App, hat diese Tweets noch nicht gesehen
Die Schweizer Corona-Warn-App SwissCovid ist endlich am Start. Sie soll mithelfen, eine potenzielle zweite Corona-Welle möglichst flach zu halten. Mit der vom Bund lancierten App sollen Covid-19-Infektionen rasch erkannt und Ansteckungsketten nachverfolgt werden können.
So funktioniert SwissCovid:
Die #SwissCovidApp ist jetzt im Apple Store und im Google Play Store zum Download bereit. Die App ist ein wichtiges Mittel im sogenannten #ContactTracing. Sie hilft mit, Personen zu finden, die Kontakt hatten mit Corona-Patientinnen oder -Patienten. pic.twitter.com/Yzis3q1Pss
— SRF News (@srfnews) June 25, 2020
Die Nutzung der Corona-Warn-App geschieht anonym und sie greift zu keinem Zeitpunkt auf den Standort zu. Da alle sensitiven Informationen stets auf dem eigenen Smartphone bleiben, sprich nicht auf einem fremden Server zentral gespeichert werden, gilt die Tracing-App als Musterbeispiel für guten Datenschutz. Im Klartext: SwissCovid ist höchstwahrscheinlich die sicherste App, die du auf deinem Handy hast.
Bundesrat Alain Berset zur App: «Man soll dieses Tool wirklich nutzen. Aber jetzt müssen wir anders denken, die Bevölkerung muss umdenken: Auch bei leichten Symptomen soll ein Test gemacht werden.» Also bei Husten, Halsschmerzen, Verlust des Geruchs- oder Geschmacksinns oder Verwirrtheit bei älteren Personen. Bei diesen Symptomen kann ein Arzt einen Test beantragen. Und nun auch, wenn die App einen Kontakt mit einer infizierten Person meldet. Der Bund übernimmt zudem ab sofort sämtliche Kosten für Coronatests, um möglichst alle Hürden abzubauen. So möchte man die Pandemie unter Kontrolle behalten.
Auch die App selbst ist kostenlos und kann in Apples App Store sowie Googles Play Store heruntergeladen werden. Voraussetzung für die Installation ist Android 6 bzw. iOS 13.5. Somit läuft SwissCovid auf den meisten einigermassen aktuellen Smartphones (davon ausgenommen ist zum Beispiel das iPhone 6 von 2014 und noch ältere Geräte).
Die #SwissCovidApp bezüglich Sicherheit hinterfragen, sich aber dann darüber aufregen, dass man die App nicht downloaden kann, weil das Betriebssystem zu alt ist. 🤔
— Julian Wermuth (@JAWermuth) June 25, 2020
Gut zu wissen: Die Nutzung der Corona-Warn-App ist freiwillig. «Niemand kann diskriminiert werden, wenn er die App nicht downloaden will», sagte Berset am Mittwoch nochmals.
Die besten Reaktionen auf die Corona-Warn-App:
Gut Ding will Weile haben!
Die #App ist da. https://t.co/ofo7VJcI2U pic.twitter.com/8AwFFyhT4v
— mister wy (@misterwy) June 15, 2020
Nebst den Witzbolden...
Morgen startet die #SwissCovid App. Für alle iPhone-User, hier schon mal das nötige Batterypack. pic.twitter.com/KMpZyZIGml
— Karpi (@karpi) June 24, 2020
... gibt es natürlich auch verwirrte kritische Stimmen ...
Der Weg zur digitalen Totalitarismus-Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. #SwissCovid https://t.co/QhdbIXK80V
— Nicolas A. Rimoldi (@narimoldi) June 21, 2020
... die eine Verschwörung wittern.
Darum einfach erklärt: Was die App wirklich tut vs. was sie laut WhatsApp-Gruppenchat tut
Die Corona-App soll nächste Woche kommen.
— ZDF heute-show (@heuteshow) June 8, 2020
Funktionen:
- Corona nachverfolgen
Funktionen laut Telegram-Gruppen:
- Kinder zwangsimpfen
- 5G-Strahlen verstärken
- Außerirdische anlocken
Die Realität bezüglich Datenschutz sieht nämlich so aus: SwissCovid vs. Facebook vs. WhatsApp
Quick permission comparison for different Android apps. #SwissCovid only asks for permissions related to digital contact tracing, nothing more. Full source code: https://t.co/I7xmiPOB3n pic.twitter.com/wvGRVmiRTP
— Mathias Payer (@gannimo) June 25, 2020
Download-Link für die SwissCovid-WhatsApp-Grafik.
Wie du einem Tinder-Nutzer erklärst, wie SwissCovid funktioniert
Die Corona-App ist im Grunde wie Tinder rückwärts. Erst trifft man sich. Dann meldet die App ein Match. Und kurz darauf fühlt man sich sehr einsam.
— Ralf Heimann (@ralfheimann) June 15, 2020
Wenn Mitmenschen auf WhatsApp vor der Corona-App warnen, einfach mal mit dieser Grafik antworten ...
Habt ihr euch das schon mal durch den Kopf gehen lassen? #CoronaApp #CoronaVirusDE #Coronakrise pic.twitter.com/xIvtHgucx5
— CHIP (@CHIP_online) June 18, 2020
Das Gute an der folgenden Nachricht: Man weiss nun, welche Kontaktpersonen bei WhatsApp, Facebook etc. gelöscht werden können
Für alle, die auf Facebook herausposaunen, dass sie sich doch nicht von einer «staatlichen Spionage-App» überwachen lassen werden...
Der Meme-Klassiker: SwissCovid wegen Datenschutzbedenken verschmähen, aber dubiose Apps wie FaceApp aus Russland installieren 🤔
Apropos Datenschutz:
Stichwort Datenschutz: Wer ist denn so blöd und lädt sich die #CoronaWarnApp runter, die am Ende noch Voraussetzung für den nächsten Restaurantbesuch wird?!? Dann doch lieber weiterhin Name, Adresse und Telefonnummer in die offen ausliegende Liste am Eingang eintragen!
— extra3 (@extra3) June 16, 2020
Geleakt: Was die App-Entwickler als nächstes planen
Wegen großen Erfolgs: Corona-Warn-App soll auch auf PC kommen #CoronaWarnApp https://t.co/JuKPu0Rh82
— Der Postillon (@Der_Postillon) June 19, 2020
Warum die Stiftung für Konsumentenschutz SwissCovid empfiehlt:
Die #SwissCovidApp ist ein wichtiges Mittel, um die Pandemie weiter unter Kontrolle zu bringen und eine zweite Welle zu verhindern.
— Konsumentenschutz (@KonsumSchutz) June 24, 2020
Die Anwendung erfüllt die Anforderungen an #Datenschutz und Freiwilligkeit. Wir empfehlen, die SwissCovid App zu nutzen. pic.twitter.com/N30LyjcloZ
Das Schlusswort hat BR Alain Berset
J’ai installé l’application #SwissCovid sur mon smartphone, et je vous recommande d’en faire de même 📲 Plus nous serons nombreux à l’utiliser, plus nous empêcherons le virus de se propager. Télécharger: 🤖 https://t.co/WOHVvEgQZ9 🍎 https://t.co/5p2g3TFimG #CoronaInfoCH pic.twitter.com/Y2pDPFXtgh
— Alain Berset (@alain_berset) June 25, 2020
Was man über Corona-Warn-Apps wissen muss
Contact Tracing meint die persönliche Rückverfolgung von Infektionsketten. Ziel ist es, die (unbemerkte) Verbreitung von gefährlichen Infektionskrankheiten einzudämmen oder im besten Fall zu stoppen. Konkret sollen alle Leute gewarnt werden, die über eine gewisse Zeit in relativ engem körperlichen Kontakt standen mit einer infizierten Person und sich angesteckt haben könnten, ohne es zu wissen.
Zu Beginn der Corona-Krise in der Schweiz wurde Contact Tracing übers Telefon gemacht, das heisst, Infizierte (in Quarantäne) wurden zu ihrem Umfeld befragt, das sie vielleicht angesteckt hatten. Wegen der exponentiellen Zunahme der Covid-19-Infektionen war dieses System allerdings bald einmal überlastet, es wird aber in der Phase nach der Lockerung der staatlichen Zwangsmassnahmen («Lockdown»), wenn es wenige Covid-19-Fälle gibt, flächendeckend betrieben von den kantonsärztlichen Diensten.
Digitales Contact Tracing funktioniert per Smartphone-App. Die Mobilgeräte registrieren über ihre Bluetooth-Verbindung automatisch und anonym, wenn sie sich über eine gewisse Zeit in unmittelbarer Nähe zueinander befunden haben. Dieses Verfahren wird auch als Proximity Tracing bezeichnet. Erst später, bzw. nur wenn eine Infektion durch einen medizinischen Test bestätigt worden ist, kann die erkrankte Person andere App-User, die sie vielleicht angesteckt hat, schnell und diskret warnen.
Singapur hat im März 2020 als einer der ersten Staaten eine auf der Messung von Bluetooth-Low-Energy-Signalen basierende App namens TraceTogether lanciert, wobei die Funktionalität eingeschränkt ist, weil der Datenaustausch zwischen iPhones und Android-Geräten nicht gut funktionierte. In Europa und weltweit werden nun Proximity-Tracing-Apps lanciert, die dieses Problem nicht haben, weil Apple und Google bei iOS und Android auf Betriebssystem-Ebene eine Schnittstelle zur Verfügung stellen.
Beim dezentralen Ansatz gilt der Grundsatz Privacy by Design: Die Datenverarbeitung (zur Berechnung des Infektionsrisikos) erfolgt auf den Mobilgeräten. Nur bei einer offiziell bestätigten Infektion und der Einwilligung des Users werden dessen anonymisierte Proximity-Daten (Schlüssel) an einen Server überragen, die es ermöglichen, Dritte zu warnen, und den Datenschutz zu gewährleisten.
Beim zentralen Ansatz werden die Proximity-Daten an einen staatlich kontrollierten Server übermittelt, wo das Infektionsrisiko berechnet wird. Diese System-Architektur ist von über 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rund um den Globus als problematisch bezeichnet worden, weil der System-Betreiber nachträglich und heimlich Funktionen ändern («Function Creep») oder zusätzliche Funktionen einführen könnte («Mission Creep»).
Apple und Google unterstützen dezentrale Proximity-Tracing-Apps durch eine technische Kooperation. Sie stellen autorisierten App-Entwicklern eine Programmierschnittstelle (API) zur Verfügung, die Corona-Warn-Apps zuverlässige Bluetooth-Distanzschätzungen und Datenaustausch zwischen Android- und iOS-Geräten ermöglicht. Zudem haben die US-Techkonzerne das Proximity Tracing direkt in die weltweit dominierenden mobilen Betriebssysteme integriert.
Freiwillige Nutzung ist laut Apple und Google Bedingung und wird auch von der Schweizer Corona-Warn-App «SwissCovid» umgesetzt. Das heisst, digitales Contact Tracing kann nicht vom Staat erzwungen werden, sondern erfolgt nur mit Zustimmung der User (Opt-in).
