Tesla vor Skoda und VW. An diesen Anblick in der Verkaufsstatistik müssen wir uns zuerst noch gewöhnen. Tesla hat es mit dem Model 3 tatsächlich geschafft und die etablierte Konkurrenz im März auf die Plätze verwiesen.
Zwar ist dies nur eine Momentaufnahme und ein guter Monat garantiert noch kein langfristiger Erfolg, aber der Start des Model 3 in der Schweiz ist mehr als gelungen. Tesla verkaufte im ersten Quartal 2019 mehr Autos als im gesamten letzten Jahr. Dies, obwohl das vor genau drei Jahren präsentierte Model 3 nach zahlreichen Verzögerungen erst gegen Ende Februar 2019 bei den ersten Schweizer Endkunden ankam.
Das neue Model 3 verkaufte sich in gut einem Monat fast gleich oft wie das bisherige Model S zu seinen besten Zeiten (2015) während des ganzen Jahres. Der aktuelle Verkaufserfolg ist natürlich auch den zahlreichen Vorbestellungen, dem Zeitgeist – Stichwort Klimawandel – und nicht zuletzt dem tieferen Preis geschuldet: Das Model 3 kann ab rund 60'000 Franken bestellt werden. Wer sich die leistungsstärkere Version mit ein paar Extras gönnt, ist schnell bei über 80'000 Franken angelangt. Dies ist allerdings immer noch deutlich günstiger als das Model S, das je nach Konfiguration deutlich über 100'000 Franken kostet und daher ausserhalb der Luxus-Nische nie Käufer fand.
Tesla an der Spitze der Verkaufscharts sorgt für Aufsehen, sollte aber nicht überbewertet werden: In der Hitparade der meistverkauften Modelle seit Anfang Jahr liegen die langjährigen Verkaufsrenner Skoda Octavia und der VW Golf wie gewohnt in Front. Der Kompakt-Tesla war im ersten Quartal das viertmeistverkaufte Auto der Schweiz. Ob sich der US-Autobauer bei uns etablieren kann, lässt sich frühestens in ein, zwei Jahren abschätzen, wenn die E-Auto-Konkurrenz weit grösser als heute sein wird.
Der neue Tesla ist aktuell wohl noch immer zu teuer, um die Massen anzusprechen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die abgespeckte und günstigere Version des Model 3 auch bei uns verfügbar ist. In den USA verkauft Tesla die Budget-Version mit Vergünstigungen ab 35'000 Dollar. Kann der E-Autobauer den Verkaufspreis auch bei uns weiter drücken, könnte aus dem Model 3 tatsächlich ein Volks-Tesla werden. Denn zieht man die eingesparten Benzinkosten vom Verkaufspreis ab, kommt man in die Nähe der 45'000 Franken, die Schweizer inzwischen im Schnitt für einen Neuwagen hinlegen.
So oder so: Mit weiteren E-Autos wie dem Renault Zoe, Nissan Leaf, BMW i3, Hyundai Kona Electric etc. bekommen Verbrenner dieses Jahr ernsthaft Konkurrenz. Im Hochpreissegment locken Jaguars I-Pace, Audis E-Tron und demnächst der Elektro-SUV EQC von Mercedes zahlungskräftige Kunden. VW hingegen plant seinen günstigen I.D. Neo Anfang 2020 in 27 europäischen Ländern auf den Markt zu bringen. Der Neo (Projektname) soll preislich ähnlich wie der Verkaufsrenner VW Golf positioniert werden und so den Massenmarkt erobern.
(oli)