Ärger um Kinder-SwissPass: So geht es mit der Junior-Karte für SBB und Co. weiter
«Der Kluge fährt im Zuge»: Ganze Generationen haben den legendären SBB-Werbespruch verinnerlicht.
Kinder und Jugendliche (bis 16) tun dies stark vergünstigt, wenn sie in Begleitung einer erwachsenen Person (mit gültigem Fahrausweis) reisen. 30 Franken kostet die Junior- und Mitfahr-Karte – pro Jahr. Mehr als 400'000 solche Karten sind laut Medienberichten in der Schweiz im Umlauf.
Zuletzt musste sich allerdings sogar die Landesregierung mit der Kinder-Karte beschäftigen, den die Umstellung von Papier ins Digitale verläuft alles andere als reibungslos.
In der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Nationalrätin Maja Riniker (FDP) teilte der Bundesrat im April mit:
Vorerst komme das Sorgenkind also noch nicht aus der Problemzone, konstatierte tagblatt.ch (CH Media) und bezeichnete das Ganze als «Juniorkarten-Debakel».
Wie sich nun zeigt, könnte die bundesrätliche Prognose zu optimistisch gewesen sein. Die Organisation Alliance SwissPass erklärt gegenüber watson, die angestrebte Lösung werde «voraussichtlich bis Ende Jahr» verfügbar sein.
Andere technische Umsetzung
Der Umsetzungszeitpunkt sei noch nicht fixiert, präzisiert Thomas Ammann, Sprecher des ÖV-Branchenverbandes.
Termin für den Fahrplanwechsel ist der 11. Dezember.
Wie der Sprecher von Alliance SwissPass erklärt, haben die Verantwortlichen zudem die ursprünglich vorgesehene technische Umsetzung verworfen. Eine Lösung, die man im Februar gegenüber watson skizziert hatte.
Damals hiess es bei Alliance SwissPass, man arbeite an einer Lösung, bei der die Nutzerinnen und Nutzer über den Touchscreen ihres Handys wischen können, um in einer Kontrolle die Abos der Mitreisenden zu präsentieren. Ähnlich wie bei der Covid-Zertifikats-App. «Mit Swipen kann dann bei SwissPass Mobile zwischen verschiedenen Accounts gewechselt werden», stellte der Mediensprecher in Aussicht.
Neu soll das Reisen mit Junior-Karte noch benutzerfreundlicher werden, zumindest was die Billettkontrolle betrifft. Die Kontrolleure sollen neu nur noch den Swisspass der erwachsenen Begleitperson prüfen müssen. Denn dort sollen mitreisende Kinder in Zukunft eingetragen sein.
Die Frage von watson, wie man als SwissPass-User die eigenen Kinder, Patenkinder und andere junge Mitreisende wird eintragen können, bleibt vorläufig unbeantwortet. Es sei noch zu früh für Details, die das Handling betreffen.
«Wir sind an einer Lösung dran», sagt Ammann.
Workaround mit mehreren Apps
Bis das Verknüpfen der SwissPass-Konti umgesetzt ist, sollen ÖV-Nutzerinnen auf einen bekannten Workaround zurückgreifen: Man installiert mehrere Apps auf dem eigenen Smartphone wie SBB Mobile, SBB Preview etc. und trägt dort die SwissPass-Daten der unter 16-Jährigen ein.
PS: Die neue Version der SBB-App, die voraussichtlich im Herbst herauskommt, wird das «Hinterlegen» mehrerer SwissPass-Profile sehr wahrscheinlich nicht ermöglichen. Jedenfalls sind watson dazu keine Pläne bekannt.
Was sicher bleibt, ist die Ausweispflicht. ÖV-Reisende müssen also auch in Zukunft ein amtliches Dokument mitführen, um bei einer Billett-Kontrolle keine Umtriebe zu riskieren.
Im Verlustfall kostet eine neue Karte 30 Franken – gleich viel wie die Junior-Karte selbst. Mehrere Junior-Karten für jeden Elternteil, wie das bislang der Fall war, werden nicht mehr ausgegeben – physisch gibt es nur noch 1 Karte.
Aber auch digital lässt sich die Junior- oder Mitfahrkarte nicht teilen: Weil sich SwissPass-Konten hinter den physischen Karten (noch) nicht verknüpfen lassen. Entweder führt das Kind selber ein Handy mit entsprechender ÖV-App mit, oder die Eltern respektive Grosseltern legen mehrere SwissPass-Konten an und loggen sich bei einer Kontrolle ein und aus, um alle Junior-Karten zu zeigen.
Quellen
- sbb.ch: Junior-Karte und Kinder-Mitfahrkarte
- tagblatt.ch: Juniorkarten-Debakel: Jetzt muss sich sogar der Bundesrat dazu äussern
- parlament.ch: Kundenfreundliche SBB-Junior-Karte. Einfach, aber digital (Interpellation)
- blick.ch: Alliance Swisspass hängt Familien ab