Sondereinheiten beim Militär und bei der Polizei erhalten vielleicht schon bald eine neuartige Blendgranate, um Gegner ausser Gefecht zu setzen. Im Gegensatz zu bisherigen Sprengkörpern ist sie flach wie ein Smartphone.
Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall AG hat am Freitag per Medienmitteilung über das neue Produkt informiert. Name der Blendgranate: «Spectac».
Die bis 20 Meter wasserdichte Spectac wirke durch einen grellen Blitz und einen ohrenbetäubenden Knall. Sie sei derzeit in den Schalldruckpegeln 170 und 180 Dezibel und mit zwei Verzögerungszeiten – 0,5 und 1,5 Sekunden – verfügbar.
Das neuartige «Smartphone-Design» biete laut Hersteller mehrere Vorteile:
Blendgranaten (englisch: Flashbang) werden in der Regel von Spezialeinsatzkräften bei der Stürmung von Gebäuden eingesetzt. Ziel ist es, möglicherweise bewaffnete Täter unverletzt zu überwältigen.
Sie gelten als nicht-tödliche Waffen, können aber beträchtliche Verletzungen verursachen, wenn sie unmittelbar in Körpernähe explodieren.
Durch den grellen Blitz ist die Sehfähigkeit vorübergehend stark eingeschränkt. Der lauter Knall (zwischen 170 und 180 Dezibel) führt zu vorübergehendem Gehörverlust.
Die Spectac bilde keine gefährlichen Splitter, heisst es.
Und falls sich jemand fragen sollte, wo man sie kriegt: Die Blendgranate wird nicht an Privatpersonen verkauft. Und zum Preis gibts in der Medienmitteilung keine Angaben.
Die Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf ist nicht nur ein Rüstungsunternehmen, sondern auch ein grosser Autozulieferer. Man sei ein «führendes europäisches Systemhaus für Verteidigungs- und Sicherheitstechnik», heisst es. Zur Kundschaft gehören auch staatliche Behörden in der Schweiz.
Der deutsche Rüstungskonzern hat mit der Rheinmetall Air Defence ein Schweizer Tochterunternehmen. Dieses gehört gemäss eigenen Angaben zu den führenden Herstellern komplexer Waffensystemen für die Flugabwehr.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Rheinmetall einer der grössten Rüstungshersteller im Deutschen Kaiserreich und beschäftigte fast 8000 Mitarbeiter, weiss Wikipedia.
Während des Zweiten Weltkriegs sei die Rüstungsproduktion maximal gesteigert worden. Zudem sei das Unternehmen von den Nazis vollständig verstaatlicht und in die planmässige Kriegsvorbereitung integriert worden.
Die Alliierten befreiten zum Kriegsende 1945 zahlreiche ausländische Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen sowie Kriegsgefangene. Zeitweilig wurden auch ungarische Jüdinnen aus einem Aussenlager des KZ Bergen-Belsen eingesetzt.
Seit den 2000er-Jahren geriet das Unternehmen wiederholt wegen Waffendeals in die Schlagzeilen, so etwa wegen des Exports von Leopard-Panzern nach Indonesien.
2017 wurden Rheinmetall-Verantwortliche mit der Verleihung eines Schmähpreises an den Pranger gestellt. In der Begründung hiess es, das Unternehmen fördere Krieg, ruiniere Menschenrechte und zerstöre die Umwelt.