Apple und Amazon haben einen gemeinsamen Gegner – US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump droht den Tech-Titanen unverhohlen im Wahlkampf.
Anfangs mokierte sich Amazon-Chef Jeff Bezos noch über die Attacken, doch inzwischen ist ihm das Lachen wohl vergangen. Trump, der Immobilien-Tycoon mit der merkwürdigen Frisur, entwickelt sich zunehmend zum unberechenbaren Geschäftsrisiko für einige der wertvollsten US-Konzerne.
Die Drohung richtete sich an den weltweit grössten Online-Händler Amazon und dessen Chef Bezos. Trump wirft dem milliardenschweren Unternehmer vor, das US-Traditionsblatt «Washington Post» gekauft zu haben, um Steuern zu sparen und öffentliche Meinungsmache im eigenen Interesse machen zu können.
Bereits im Dezember hatten Trump und Bezos sich deshalb einen Schlagabtausch bei Twitter geliefert. «Endlich von @realDonaldTrump getrasht worden. Wir werden ihm trotzdem einen Platz auf der Blue-Origin-Rakete reservieren», lästerte Bezos, dem auch die Raumfahrtfirma Blue Origin gehört, damals unter dem Hashtag #sendDonaldtospace («schickt Donald ins All»).
Thank you Washington! #Trump2016#MakeAmericaGreatAgain pic.twitter.com/v9glTwj6gy
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 25. Mai 2016
Zuletzt war wieder Trump an der Reihe. Er erklärte im US-Sender Foxnews, Amazon habe ein «riesiges Monopol-Problem» und müsse kartellrechtlich belangt werden. Diesmal entgegnete Bezos nur noch halblaut, dieser Stil sei eines Präsidentschaftskandidaten nicht angemessen.
Zuvor hatte Trump sich schon Apple vorgeknöpft. Er werde den Konzern zwingen, in den USA zu produzieren, kündigte der 69-Jährige Republikaner an. «Wir werden Apple dazu bringen, ihre verdammten Computer [...] in diesem Land zu bauen.»
Als sich Apple-Chef Tim Cook einen Kampf mit dem FBI um das Knacken des iPhones eines mutmasslichen Terroristen lieferte, gab es weitere Breitseiten. «Boykottiert Apple, bis sie das Passwort rausrücken», zürnte Trump – obwohl er eigentlich wissen musste, dass Apple gar nicht auf das Passwort zugreifen kann.
Doch es geht in dem Konflikt nicht nur um Themen wie Datenschutz und Terror-Abwehr: Cook wurde auf seinem jüngsten Besuch in Indien darauf angesprochen, wie er es mit Trump und seinen vorgeschlagenen Reiseeinschränkungen für Muslime halte. Der Apple-Chef verkniff sich trotz der Steilvorlage eine Attacke gegen Trump und sagte lediglich, die Stärke seines Unternehmens beruhe auf Diversität.
Doch die massgeblichen Silicon-Valley-Grössen suchen aber offenbar auch eine direktere Konfrontation mit Trump: Angeblich sollen sie schon versucht haben, Wege auszuloten, um Trump als Präsidenten zu verhindern.
Die «Huffington Post» berichtete im März von einem entsprechenden Treffen, an dem unter anderem Google-Gründer Larry Page, Tesla-Chef Elon Musk und auch Tim Cook teilgenommen haben sollen. Musk widersprach dem zwar und twitterte, es sei dabei nicht um Trump gegangen.
The AEI meeting wasn't secret and I was only there for a few hours to talk about Mars and sustainable energy. Nothing to do with Trump.
— Elon Musk (@elonmusk) 9. März 2016
Aber dass der New Yorker Milliardär im Silicon Valley nicht sonderlich beliebt ist, ist kein Geheimnis. Von wenigen Ausnahmen wie dem bekannten Venture-Capital-Investor Peter Thiel abgesehen, haben sich bislang kaum Unterstützer geoutet.
Öffentliche Kritik ist allerdings auch selten. Die Multimilliarden-Dollar-Konzerne und ihre Manager scheuen das Risiko, im Wahlkampf Partei zu ergreifen. So verhalten sich etwa die Google-Gründer bislang auffällig ruhig.
Dafür gibt es für den Chrome-Browser aus dem Hause Google einen «Donald-Trump-Filter», der allerdings nicht vom Internet-Konzern selber entwickelt worden ist.
Eine indirekte Trump-Attacke immerhin leistete sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Er warnte im April vor «ängstlichen Stimmen», die dazu aufriefen, Mauern zu bauen und Menschen auszugrenzen. Ein Seitenhieb gegen Trump und dessen Wahlversprechen, Einwanderer durch den Bau einer Mauer an der Grenze mit Mexiko fernzuhalten. Wenig später geriet Facebook dann in den Verdacht, konservative Stimmen in den eigenen Nachrichtenkanälen zu unterdrücken.
Das brachte auch Zuckerberg unter Druck. Um die Wogen zu Glätten, lud der 31-Jährige Politiker und Journalisten aus dem rechten Lager letzten Mittwoch ins Facebook-Hauptquartier im kalifornischen Menlo Park ein. Auch ein Wahlkampf-Koordinator von Trump soll dabei gewesen sein. Der Siegeszug des umstrittenen Kandidaten, der seinen Erfolg nicht zuletzt Tech-Innovationen wie den sozialen Medien verdankt, bringt die Grössen des Silicon Valleys in die Defensive.
(dsc/sda/dpa)