Schwächer als erwartete Quartalszahlen und ein trüber Ausblick haben Facebook an der Börse auf Talfahrt geschickt. Der Aktienkurs des weltweit grössten sozialen Netzwerks fiel am Mittwoch im nachbörslichen Handel um zeitweise 24 Prozent. Damit verlor der Konzern fast ein Viertel seines Wertes.
Innerhalb von weniger als zwei Stunden nach Bekanntgabe der Zahlen für das abgelaufene Quartal verlor Facebook gestern rund 150 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung. Nach einem Tag liegt der Verlust bei 123 Milliarden. Dies ist vermutlich der grösste Wertverlust einer Firma innert eines einzigen Tages, den es je gegeben hat. Zuvor hatte der Konzern Investoren mit Umsatz und Nutzerwachstum auf ganzer Linie enttäuscht. Beide Kennzahlen blieben unter den Erwartungen von Analysten.
Wie Facebook mitteilte, stieg der Quartalsumsatz zwar um 42 Prozent auf 13.23 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit 13.36 Milliarden Dollar gerechnet. Auch beim Nutzerwachstum blieb Facebook hinter den Erwartungen zurück: Die Zahl stieg auf 2.23 Milliarden. Experten hatten mit 2.25 Milliarden Nutzern gerechnet.
Finanzchef David Wehner machte den Anlegern wenig Hoffnung auf Besserung. Die Wachstumsraten beim Umsatz würden sich im zweiten Halbjahr weiter verlangsamen. Im dritten und vierten Quartal werde das Umsatzwachstum im oberen einstelligen Prozent-Bereich gegenüber den Vorquartalen sinken, sagte er.
«In den kommenden Jahren erwarten wir, dass die operativen Margen um die 30 Prozent tendieren werden», sagte Wehner. Im zweiten Quartal war die Marge auf 44 Prozent gefallen gegenüber 47 Prozent ein Jahr zuvor.
Bei den Kosten erwartet das Unternehmen einen Sprung von 50 bis 60 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr, weil Facebook mehr in Datensicherheit, Marketing und Inhalte investieren will.
Experten vermuten, dass Facebook die vor kurzem in der EU in Kraft getretene Datenschutzverordnung geschadet habe. Die Zahl der monatlichen aktiven Nutzer in der EU habe sich nach Einführung der neuen Regeln um rund eine Million verringert, sagte Firmenchef Mark Zuckerberg in einem Analystengespräch.
Auch der Skandal um die Weitergabe von Nutzerdaten an die Beratungsfirma Cambridge Analytica belastete das Image von Facebook und führte sogar zu Boykottaufrufen. Konzernchef Zuckerberg bat wegen der Affäre um Entschuldigung und kündigte bessere Sicherheitsvorkehrungen an.
Der zum Facebook-Konzern gehörende Bilderdienst Instagram wuchs auf eine Milliarde monatlicher Nutzer von 600 Millionen zum Ende vergangenen Jahres. Die beiden Messenger-Dienste von Facebook, Messenger und WhatsApp hatten jeweils mehr als eine Milliarde monatliche Nutzer gemeldet.
(oli/sda)